Bauerntag in Münster Wie sich Landwirte an den Klimawandel anpassen
Hitze, Dürre und Extremwetter stellen auch die Landwirtschaft vor schwierige Fragen. Die Auswirkungen des Klimawandels sind ein wichtiges Thema, über das auf dem Bauerntag in Münster diskutiert wird.
Mildere Winter, heißere Sommer und extreme Wettereignisse - der Klimawandel hinterlässt längst seine Spuren auf den Äckern von Landwirt Benedikt Schulze-Dieckhoff. Der 31-Jährige arbeitet seit drei Jahren auf dem Hof seiner Familie im Münsterland und bekommt die Folgen der Erderwärmung hautnah zu spüren: "Wir merken es vor allem im Mais- und Getreideanbau. Da sind unsere Erträge in den letzten Jahren um bis zu 30 Prozent gesunken."
Deshalb hat Familie Schulze-Dieckhoff Maßnahmen ergriffen: Vor der Aussaat werden die Felder mit moderner Computer- und Satellitentechnik gescannt. So lässt sich bestimmen, in welchen Bereichen der Acker besonders fruchtbar ist. In der Erde sorgt ein modernes Drainage-System dafür, dass das Wasser im Boden aufgestaut wird und nicht einfach versickert.
Vollständig kompensieren lassen sich die Ernteausfälle mit diesen Maßnahmen aber nicht. Daher fordert Schulze-Dieckhoff mehr Unterstützung von der Politik: "Wir sind gewollt, viel umzusetzen, aber das können wir nicht alleine stemmen."
Verband fordert Zuschüsse für Bewässerungsanlagen
Wie können sich Landwirte hierzulande an die Klimaveränderungen anpassen? Um diese Frage geht es auch auf dem diesjährigen Bauerntag unter dem Motto "Perspektiven schaffen - Zukunft bauen". Knapp 500 Delegierte aus den Bauernverbänden werden heute in Münster erwartet. Morgen sind NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zu Gast.
Schon im Vorfeld der Veranstaltung hat Bauernpräsident Joachim Rukwied klar gemacht, was er von der Politik erwartet. Rukwied fordert unter anderem staatliche Zuschüsse für neue Bewässerungsanlagen. Nur so könne sichergestellt werden, dass es auf Dauer nicht zu "irreparablen Trockenschäden" komme.
Beim Thema Umweltschutz wird auf dem Bauerntag zum Beispiel über eine mögliche Reduktion beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln diskutiert. Außerdem soll es um den verstärkten Einsatz von Solaranlagen in landwirtschaftlichen Betrieben gehen.
Kritik an Plänen für ein Tierwohl-Label
Kritisch äußerte sich Bauernpräsident Rukwied zu den Plänen für ein staatliches Tierhaltungslogo. Der Bundestag hatte Mitte Juni ein Gesetz für ein fünfstufiges Label zur Tierwohlkennzeichnung beschlossen. Dieses soll allerdings zunächst nur für Schweinefleisch im Supermarkt gelten.
Der Bauernverband dringt hingegen auf eine Erweiterung der Tierwohlkennzeichnung. Neben Supermärkten müsse die Kennzeichnungspflicht beispielsweise auch in gastronomischen Betrieben wie Kantinen gelten, so Rukwied. Außerdem brauche es eine verpflichtende Herkunftsangabe und einen konkreten Zeitplan, wann das Label auch auf Rind und Geflügel ausgeweitet wird.
Zukunft der Schweinehaltung ungewiss
Ein weiteres Schwerpunktthema des Bauerntags ist die Zukunft der Schweinehaltung in Deutschland. Nach Angaben des Bauernverbands hat sich die Zahl der Schweinehalter hierzulande in den vergangenen zehn Jahren halbiert. Infolgedessen würde mehr Fleisch aus anderen Ländern importiert, in denen schlechtere Standards für das Tierwohl gelten.
Deshalb hat der Bund den Landwirten bereits eine Milliarde Euro in Aussicht gestellt, wenn sie ihre Ställe zu höheren Tierhaltungsstandards umbauen. Das könne laut Bauernpräsident Ruckwied aber nur der erste Schritt sein: "Es ist besser als nichts, aber viel, viel zu wenig."