Einbruch um fast 40 Prozent Keine Besserung im Wohnungsbau in Sicht?
Die Bauindustrie steckt in einer anhaltenden Flaute, während der Abwärtstrend im Wohnungsbau seit mehr als einem Jahr unvermindert anhält. Um die Krise einzudämmen, fordern die Verbände Unterstützung.
Die Krise im Wohnungsbau schlägt sich zunehmend auch in der Auftragslage nieder: Die Neuaufträge für den Wohnungsbau sind im März im Vergleich zum Vorjahr um fast 40 Prozent eingebrochen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Seit April 2022 seien die realen Auftragseingänge im Wohnungsbau im Vergleich zum Vorjahresmonat stets zweistellig zurückgegangen. Der nicht preisbereinigte Auftragseingang lag danach trotz deutlich gestiegener Baupreise mit einem Volumen von 9,8 Milliarden Euro rund acht Prozent unter dem Vorjahresniveau. Vor allem der Wohnungsbau leide unter der Zurückhaltung privater und gewerblicher Investoren.
Nach der fast vollständigen Streichung der Neubauförderung im vergangenen Jahr spüre der Verband zunehmend die negativen Folgen dieser Entscheidung. Nun brauche es eine deutliche Zinsstütze etwa durch KfW-Kredite sowie ein "temporäres Aussetzen der überzogenen energetischen Anforderungen". Sonst werde sich die Krise auf dem Wohnungsmarkt weiter verschärfen.
Warnung vor Unterauslastung, Kurzarbeit und Jobabbau
Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe erklärte: "Wir haben seit einem halben Jahr vom Auftragsbestand gezehrt, jetzt fehlen die Anschlussaufträge." Die Politik habe das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr herausgegeben. Vor diesem Hintergrund hätten Bauunternehmer neue Arbeitsplätze geschaffen. Jetzt drohten Unterauslastung, Kurzarbeit und "im schlimmsten Fall Beschäftigungsabbau". Auch der Bauindustrieverband erklärte: "Eine Besserung ist nicht in Sicht."
Erst am Dienstag hatte das Statistische Bundesamt die Zahl der fertiggestellten Wohnungen im Jahr 2022 mit 295.300 angegeben, womit das Ziel der Regierung von 400.000 neuen Wohnungen klar verfehlt wurde.
Die gesamte Branche, zu der auch der Bau von Gewerbeimmobilien zählt, musste im Vergleich zum Vorjahr deutliche Verluste verkraften. Im Vergleich zum März des Vorjahres sanken die Auftragseingänge real um 20,1 Prozent, gegenüber dem Vormonat stiegen sie immerhin wieder um 0,9 Prozent an. Der starke Rückgang im Jahresvergleich sei zum Teil auch einem statistischen Basiseffekt geschuldet, erklärte der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie: Im März 2022 habe es noch ein Auftragsplus von real 16,8 Prozent gegeben.
Hohe Preise und Finanzierungskosten bremsen Bau
Die deutsche Baubranche befürchtet wegen der Flaute am Wohnungsbau im laufenden Jahr ein Umsatzminus von real fünf Prozent. "Auch der Sanierungsbereich kann die Umsatzverluste nicht ausgleichen", sagte der Vorsitzende der Bundesvereinigung Bauwirtschaft, Marcus Nachbauer, heute in Berlin. Die Bundesvereinigung Bauwirtschaft umfasst das Bauhauptgewerbe und die Betriebe im sogenannten Ausbau wie Maler, Tischler und Dachdecker.
Nominal dürften die Erlöse zwar um zwei Prozent auf 435 Milliarden Euro steigen. Bereinigt um Preissteigerungen von rund sieben Prozent bedeute dies letztlich aber ein Minus. Der Rückgang allein im Bauhauptgewerbe gehe auf den Nachfrageeinbruch im Wohnungsneubau zurück. "Angesichts einer nahezu Vervierfachung der Finanzierungskosten reichen die Investitionsbudgets vom Häuslebauer bis zum Investor nicht aus", betonte auch Nachbauer.