Verband vdp Immobilienfinanzierung um 48 Prozent eingebrochen
Der lange Immobilienboom in Deutschland ist vorbei. Die Unsicherheit über die Zins- und Preisentwicklung hat das Neugeschäft der Immobilienfinanzierer im Frühjahr kräftig einbrechen lassen.
Die großen Immobilienfinanzierer in Deutschland haben zum Jahresauftakt einen kräftigen Einbruch im Neugeschäft erlitten. Die im Verband der Pfandbriefbanken (vdp) zusammengeschlossenen Kapitalgeber reichten im ersten Quartal Immobiliendarlehen im Volumen von 25,6 Milliarden Euro aus. Im Vergleich zu den ersten drei Monaten 2022 ist das ein Minus von 47,8 Prozent, wie der vdp mitteilte.
Im ersten Quartal 2022 hatten die Immobilienfinanzierer allerdings ein Rekordergebnis erzielt - unter anderem, weil in Erwartung steigender Zinsen Geschäfte vorgezogen wurden.
"Geringes Neugeschäft"
Zwar sieht der Vergleich zum Schlussquartal 2022 mit einem Anstieg von 3,2 Prozent besser aus. Da weiterhin eine hohe Unsicherheit über die künftige Zins- und Preisentwicklung herrscht, halten sich die Immobilienkäufer aber weiter zurück. Die Nachfrage bleibe auf niedrigem Niveau, so der vdp. "Die noch nicht abgeschlossene Adjustierung von Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern führt zu wenigen Transaktionen und damit auch zu einem geringen Neugeschäft bei den Immobilienfinanzierern", so vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt.
Die Nachfrage nach Wohnimmobilienkrediten brach im ersten Quartal um 49,2 Prozent auf 16,3 Milliarden Euro ein, teilten die Mitgliedsinstitute des vdp mit. Das ist auch zum Vorquartal noch ein Minus von 4,2 Prozent. Darlehen wurden dabei vor allem für Ein- und Zwei-Familienhäuser (44 Prozent) nachgefragt, gefolgt von Mehrfamilienhäusern (36 Prozent), Eigentumswohnungen (15 Prozent) und Sonstigem wie Bauland (fünf Prozent).
Seit Mai 2022 ist die Nachfrage nach Wohnungskrediten stetig gesunken. Erst im März gab es nach Daten der Bundesbank eine leichte Erholung.
Neugeschäft bei Gewerbeimmobilien erholt
Bei den Gewerbeimmobilienfinanzierungen der vdp-Institute lagen Bürogebäude in den ersten drei Monaten dieses Jahres mit einem Anteil von 52 Prozent vor Einzelhandelsimmobilien mit 35 Prozent. Das Volumen der ausgereichten Darlehen betrug hier insgesamt 9,3 Milliarden Euro. Das ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Minus von 45 Prozent, aber gemessen am vierten Quartal 2022 ein Plus von 19,2 Prozent.
Der Verband sieht allerdings keinen Grund für Optimismus: "So lange die gegenwärtige Phase der Unsicherheit über die weitere Preis- und Zinsentwicklung noch nicht abgeschlossen ist, dürfte auch die Nachfrage nach Finanzierungen verhalten bleiben", sagte Tolckmitt.