Aktuelle Studie Steigen die Immobilienpreise bald wieder?
Setzen sich die jüngsten Preisrückgänge am Immobilienmarkt fort? Folgt man einer Studie der Deutschen Bank, handelt es sich nur um eine vorübergehende Delle.
Wer sich mit dem Gedanken trägt, eine Immobilie zu kaufen, tut sich im aktuellen Krisenumfeld besonders schwer mit der Entscheidung: Setzen sich die zuletzt beobachtbaren Preisrückgänge fort? Oder wird der mögliche Preisvorteil durch steigende Bauzinsen aufgefressen? Folgt man einer aktuellen Marktstudie der Deutschen Bank, könnte es sich bei den jüngsten Rücksetzern bei Haus- und Wohnungspreisen nur um eine vorübergehende Preisdelle handeln. Längerfristig zögen die Immobilienpreise wieder deutlich an, möglicherweise bereits ab dem zweiten Quartal.
Mehrere Argumente für wieder steigende Preise
In seinem Ausblick auf den deutschen Wohnungsmarkt 2023 führt Volkswirt Jochen Möbert dafür fünf wesentliche Gründe an.
Auch wenn die Europäische Zentralbank noch nicht am Ende ihres restriktiven Zinskurses angelangt ist, erwartet die Deutsche Bank - wie viele andere Analysten - einen Zinsgipfel bereits in diesem Jahr. Für die fünf- bis zehnjährigen Hypothekenzinsen prognostizieren die Experten bis zum Jahresende einen kaum veränderten Stand von 3,6 Prozent. Dieser Wert wird aber durch die weiterhin hohen Inflationsraten relativiert. Eine längere Phase negativer Realzinsen könnte also einen Investitionsanreiz darstellen. "Kreditnehmer können in diesem Fall die Inflation für sich arbeiten lassen, wodurch sie weniger Kaufkraft zurückzahlen müssen als sie aufgenommen haben", so die Deutsche Bank.
Zudem seien die realen Hauspreise durch den Inflationsschub bereits sehr stark gefallen. Eine anhaltende Inflation könnte zudem die Eigenschaft von Immobilien als Inflationsschutz wieder in den Vordergrund rücken, so die Studie. Zudem würden die Mieten bereits wieder anziehen. "Zwar spricht das strikte regulatorische Umfeld gegen kräftige Mieterhöhungen", so Möbert. "Aber die Zunahme von Kurzzeitvermietung, möblierter Vermietung und der wohl kräftig steigende Anteil der Indexmieten deutet auf ein höheres Mietwachstum hin."
"Fundamentale Angebotsknappheit"
Der Hauptpreistreiber sei aber die fundamentale Angebotsknappheit. "Im Jahr 2023 weisen unseren Berechnungen nach 59 der 126 Städte eine höhere Nachfrage als Angebot auf", so Möbert. In diesem Jahrzehnt sei nur eine langsame Verbesserung zu erwarten. Besonders in den bevölkerungsreichsten Städten sei kaum mit einer Entspannung zu rechnen. "Zu den Metropolen mit einer hohen Angebotsknappheit über die gesamte Dekade zählen wir Berlin, Frankfurt, Hannover, Heidelberg, Köln, Leipzig, Stuttgart und München."
Wie alle Prognosen steht auch der Ausblick der Deutschen Bank unter wichtigen Vorbehalten. Sollte die Inflation auf absehbare Zeit nicht unter das Zwei-Prozent-Ziel der Geldpolitik fallen, drohe eine weitere Straffung der Zinsen, warnt die Studie. Die Immobilienpreise könnten dann erneut unter Druck geraten. "Immerhin dürften in diesem Szenario nahezu alle Kapitalanlagen an Wert einbüßen", argumentiert Möbert. "Investitionen im deutschen Wohnungsmarkt könnten dann in Relation zu anderen Assetklassen noch relativ gut abschneiden."