Konjunktur US-Wirtschaft wächst nicht so stark wie erwartet
Das Wirtschaftswachstum in den USA hat zum Jahresbeginn stark an Tempo verloren. In eine Rezession sind die Vereinigten Staaten vorerst nicht gerutscht - vor allem dank hoher Konsumausgaben.
Die Wirtschaft in den USA hat im ersten Quartal um 1,1 Prozent zugelegt. Das teilte das US-Handelsministerium in Washington mit. Damit blieb die Konjunktur deutlich unter den Erwartungen. Ökonomen hatten ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von zwei Prozent erwartet. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres war die größte Volkswirtschaft der Welt noch um 2,6 Prozent gewachsen.
Die weltgrößte Volkswirtschaft vermied im ersten Quartal das Abgleiten in eine Rezession. Doch die Zahlen zeigen, wie sich die Zinserhöhungen der Notenbanken zur Bekämpfung der Inflation in der realen Wirtschaft auswirken: "Gemessen an dem schwierigen Umfeld hat sich die US-Wirtschaft Anfang 2023 damit noch passabel gehalten", kommentiert Christoph Balz von der Commerzbank die Zahlen.
Balz erwarte aber weiterhin, dass die US-Wirtschaft im zweiten Halbjahr leicht schrumpft. Denn die volle Belastung aus den Zinserhöhungen dürfte erst dann spürbar sein. Außerdem beruhe das Wachstum des ersten Quartals vor allem auf dem Januar - im Februar und März seien die Daten bereits schwächer ausgefallen.
Rutschen die USA in eine Rezession?
Die Einschätzung von Balz teilen auch andere Volkswirte: Die restriktive Geldpolitik und strengere Kreditvergabebedingungen dürften nach Einschätzung von Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank immer nachteiliger wirken. "Die Signale stehen weiter auf Rezession, allerdings in milder Form."
"Das US-Wachstum enttäuscht deutlich, kann sich aber im positiven Bereich halten", fasst Ralf Umlauf von der Helaba zusammen. Im Hinblick auf die nächste Entscheidung der US-Notenbank FED über weitere Zinserhöhungen am kommenden Mittwoch bleibe spannend, ob nach der angekündigten Zinserhöhung in der nächsten Woche zunächst eine Pause eintritt.
Zinskosten belasten Unternehmen und Haushalte
Der private Konsum sei weiterhin die Hauptstütze der Konjunktur, erklärte Christine Volk von der KfW. "Die deutlich gestiegenen Zinsen werden sich im Laufe des Jahres aber zunehmend auch in diesem Bereich bemerkbar machen." Daten aus dem März würden zeigen, dass sich die Haushalte beispielsweise bei der Anschaffung von Neuwagen mittlerweile zurückhielten. Grund dafür seien auch hier gestiegenen Zinsen und die damit steigenden Kreditkosten. Noch deutlicher seien die Effekte der Zinserhöhungen am Häusermarkt abzulesen.
Außerdem würden die Investitionen von Unternehmen durch die gestiegenen Finanzierungskosten zunehmend erschwert. Sie hatten im ersten Quartal um 0,7 Prozent zugelegt, die privaten Konsumausgaben um 3,7 Prozent. Dagegen entwickelt sich der Arbeitsmarkt weiter robust: Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe waren in der vergangenen Woche deutlich gesunken.