Verbraucherpreise Inflation in Eurozone auf Dreijahrestief
Im August sinkt die Inflationsrate in der Eurozone auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren. Vor allem günstigere Energiepreise wirken sich dämpfend aus. Experten rechnen aber mit einem Wiederanstieg.
Sinkende Energiepreise haben die Inflationsrate in der Eurozone im August auf den niedrigsten Stand seit gut drei Jahren gedrückt. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich nur noch um durchschnittlich 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, teilte das Statistikamt Eurostat mit. Im Juli waren die Verbraucherpreise noch um 2,6 Prozent gestiegen. So niedrig war die Inflationsrate zuletzt im Sommer 2021.
Lohnkosten treiben Preise für Dienstleistungen
Die Energiepreise verbilligten sich im August im Jahresvergleich deutlich und nehmen einen großen Anteil in der Gewichtung des Preisindex ein. Eurostat meldet hier einen Rückgang um 3,0 Prozent. Lebensmittel, Alkohol und Tabak kosteten dagegen 2,4 Prozent mehr als im August 2023. Dienstleistungen verteuerten sich mit 4,2 Prozent erneut überdurchschnittlich stark und noch mehr als im Juli mit 4,0 Prozent.
"Hierin manifestieren sich die höheren Lohnkosten, welche von den Betrieben weitergegeben werden", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Diese könnten hier auch deshalb weitergegeben werden, weil die Verbraucher dazu bereit seien. "Freizeit und Vergnügen haben Vorrang mit einer einhergehenden hohen Zahlungsbereitschaft", so Gitzel.
Wird die Inflation wieder ansteigen?
Obwohl sich die Inflation der Zwei-Prozent-Marke annähert, die die Europäische Zentralbank (EZB) anstrebt, sind viele Fachleute der Ansicht, dass der Rückgang nicht anhalten werde: "Die EZB wird sich hüten, den Sieg gegen die Inflation auszurufen", sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. "Denn in den nächsten Monaten wird es mit der Jahresrate der Inflation wieder aufwärts gehen."
Bis zum Ende des Jahres dürfte die Inflation, nicht zuletzt aufgrund des hartnäckigen Preisauftriebes bei Dienstleistungen, wieder steigen, meinen auch die Ökonomen der Commerzbank.
Für Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei Hauck Aufhäuser Lampe, sind die Daten "eine schöne Momentaufnahme". Ein Wiederanstieg der Inflationsrate zum Jahresende sei aber vorprogrammiert. "Das auch deshalb, weil die Kernrate vorerst erhöht bleiben wird. Für die Zeit danach zeichnet sich aber eine längere Phase mit Quasi-Preisstabilität ab", meint der Experte.
EZB wird Zinsen senken
Für die EZB erhöht sich nun der Spielraum für Zinssenkungen im September. Die EZB hat wegen der abflauenden Inflation im Juni eine Zinswende eingeleitet und ihren Leitzins erstmals seit Jahren gesenkt, vom Rekordwert von 4,50 auf 4,25 Prozent.
"Eine streng restriktive Geldpolitik wird die EZB kaum mehr für erforderlich halten. Das Signal für weitere Leitzinssenkungen steht auf Grün", unterstreicht Krüger. "Für die EZB steht die Tür für eine Zinssenkung im September sperrangelweit offen", führt auch Volkswirt Gitzel aus.