Inflation im Supermarkt Wie teuer Lebensmittel geworden sind
Besonders im Supermarkt merken Verbraucher die Inflation. Neue Daten zeigen nun, wie stark die Lebensmittelpreise seit 2020 schon gestiegen sind - und welche Produkte sich besonders verteuert haben.
Lebensmittel sind in den vergangenen drei Jahren um fast ein Drittel teurer geworden. Das zeigt eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes für den Zeitraum von Januar 2020 bis Mai 2024.
In dieser längerfristigen Betrachtung ist der Preisanstieg bei einigen Lebensmitteln sogar noch drastischer: Die Zuckerpreise etwa sind um rund 80 Prozent gestiegen, Mehl und andere Getreideerzeugnisse um rund 50 Prozent. Auch Kartoffeln sind fast 50 Prozent teurer als noch Anfang 2020, Geflügelfleisch ist etwa 40 Prozent teurer also noch Anfang des Jahres 2020.
Um mehr als ein Drittel stiegen in diesem Zeitraum auch die Preise für Brot und Brötchen. Vollmilch verteuerte sich um knapp 28 Prozent, Kaffee um fast 20 Prozent.
Preisschock bei Olivenöl
Besonders drastisch ist der Preisanstieg beim Olivenöl. Den Statistikern zufolge hat sich dessen Preis zwischen Januar 2020 und Mai 2024 mehr als verdoppelt. Der Hauptgrund sind Ernteausfälle: Die weltweite Olivenölproduktion ist laut der Internationalen Oliven-Vereinigung (IOC) von 3,42 Millionen Tonnen im Erntejahr 2021/2022 auf 2,57 Millionen Tonnen 2022/2023 gesunken. Im laufenden Jahr 2023/2024 rechnet die Vereinigung mit einem weiteren Rückgang auf nur noch 2,41 Millionen Tonnen.
Der Preis ist entsprechend gestiegen. Spanische Verbraucher erleben dabei noch deutlichere Preissteigerungen als die deutschen Konsumenten. In Spanien, das die Hälfte des weltweiten Verbrauchs produziert, haben sich die Preise seit 2021 verdreifacht. "Das hat es noch niemals gegeben", sagte der Vorsitzende der spanischen Olivenbauern, Pedro Barato, jüngst. Die spanische Regierung hat deswegen sogar schon die Mehrwertsteuer auf Olivenöl zeitweise aufgehoben. Von Juli bis September werde gar keine Mehrwertsteuer erhoben, teilte die Regierung in der vergangenen Woche mit.
Die Olivenbauern leiden unter den Folgen des Klimawandels. Aktuell stammen mehr als 90 Prozent des Olivenöls weltweit aus dem Mittelmeerraum. Diese Region erwärmt sich nach Angaben von Klimaforschern sehr viel schneller als der Durchschnitt. IOC-Chef Lillo sagte, der Olivenbaum sei zwar eine der am besten an die Trockenheit angepassten Pflanzen. "Aber bei extremer Trockenheit aktiviert er Schutzmechanismen und produziert keine Oliven mehr. Für Oliven braucht es ein Minimum an Wasser."
"Lebensmittel müssen höheren Preis haben"
Vor allem beim Olivenöl könnte der Preisdruck also erstmal hoch bleiben. Indes hat der Präsident des deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, zuletzt um Verständnis für höhere Lebensmittelpreise geworben. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte er in der vergangenen Woche: "Den Verbraucherinnen und Verbrauchern muss klar sein, dass Lebensmittel aus Deutschland wie beispielsweise Fleisch oder Wurst zu höheren Standards erzeugt werden als anderswo. Diese Lebensmittel müssen dann auch einen höheren Preis haben."
Deutschland brauche "einen gesellschaftlichen Konsens, dass Lebensmittel aus Deutschland keine Selbstverständlichkeit sind und auch ihren Wert haben müssen", mahnte Rukwied. "Sonst werden wir zunehmend Lebensmittel aus dem Ausland importieren und die regionale, heimische Landwirtschaft weiter zurückfahren."