Grüner Wasserstoff RWE fordert Subventionen für H2-Investitionen
Der Energiekonzern RWE ist nur mit Subventionen der Regierung bereit, in grünen Wasserstoff zu investieren. Erst vor wenigen Tagen hatte das Kabinett neue Ziele für die nationale Wasserstoffstrategie festgelegt.
RWE hält einem Medienbericht zufolge Investitionen in grüne Wasserstoff-Technologie nur für vertretbar, wenn die Regierung dafür Subventionen zur Verfügung stellt. Der Energiekonzern könne im Moment ohne staatliche Hilfen keine klimafreundlichen Wasserstoff-Projekte anstoßen, "denn wir werden kein Vorhaben freigeben, das sich nicht rechnet", sagte die für das Wasserstoffgeschäft zuständige Vorständin Sopna Sury der "Süddeutschen Zeitung" ("SZ").
Ohne Subventionen gehe es einfach nicht, das sei wie in den Anfangsjahren von Wind- und Solarstrom, sagte Sury, Chief Operating Officer Hydrogen bei der Konzerntochter RWE Generation: "Da haben wir zehn, 15 Jahre gebraucht, um die Kosten auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu drücken, so dass keine Fördermittel mehr nötig sind. Beim grünen Wasserstoff sind wir nun erst zweieinhalb Jahre dabei." Für das laufende Geschäftsjahr erwartet RWE ein bereinigtes Nettoergebnis zwischen 3,3 und 3,8 Milliarden Euro.
Die nationale Wasserstoffstrategie wird ehrgeiziger
Klimafreundlich hergestellter, sogenannter grüner, Wasserstoff soll künftig Erdgas, Kohle und Öl in Chemiefabriken oder Stahlhütten, Kraftwerken oder Schiffsantrieben ersetzen. Die Bundesregierung veröffentlichte vor drei Wochen eine aktualisierte und ehrgeizigere Nationale Wasserstoffstrategie. Demnach soll die Produktionskapazität von grünem Wasserstoff in Deutschland bis 2030 auf zehn Gigawatt steigen.
Außerdem soll am Aufbau der notwendigen Infrastruktur gearbeitet werden. Bis 2027/28 soll laut Bundesregierung ein Startnetz mit mehr als 1.800 Kilometern umgestellten und neu gebauten Wasserstoffleitungen entstehen, europaweit sollen in etwa 4.500 Kilometer hinzukommen.
RWE will Sury zufolge bis 2030 Elektrolyseure mit einer Kapazität von zusammen zwei Gigawatt in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien betreiben. "Wir streben also einen substanziellen Marktanteil an", sagte die Managerin der "SZ".
Ist Wasserstoff zu teuer?
Skeptiker befürchten allerdings, dass grüner Wasserstoff in Deutschland zu teuer sein könnte, so dass Industriebranchen in Staaten abwandern, wo der Energieträger billiger ist. Tobias Fleiter, Leiter des Geschäftsfelds Nachfrageanalysen und -projektionen beim Fraunhofer Institut, stellt fest, dass die Produktion von grünem Wasserstoff an Standorten mit hohem Potenzial für Wind- und Solarenergie kosteneffizienter sei. "Unser Modell sieht die größten Kapazitäten für die Produktion von grünem Wasserstoff in Frankreich, Spanien, im Vereinigten Königreich sowie Norwegen."
Die Politik müsse aber abwägen, inwiefern sich beispielsweise Deutschland vom europäischen Ausland abhängig machen möchte, so der Experte. "Wenn zusätzlich noch die Erwartungen vorliegen, dass der Ausbau der Erneuerbaren in vielen Ländern nicht so schnell wie errechnet vorangehen wird, sollte Deutschland natürlich trotzdem versuchen, eigenen grünen Wasserstoff zu produzieren“, ergänzt Fleiter. Systemresilienz sei auch ein wichtiges Stichwort und sollte nicht vernachlässigt werden.
Sury erwartet, dass die Kosten auch in Deutschland weit genug sinken werden: Langfristig werde der Ausbau der Erneuerbaren Energien die Stromkosten der Elektrolyseure drücken, zugleich würden die Herstellungskosten für diese Anlagen fallen. Doch die Produzenten der Elektrolyseure würden nur investieren, wenn es genügend Aufträge gebe, sagte Sury. "Daher sind Fördermittel für Wasserstoff-Projekte so wichtig."
Milliardensubventionen für die Chipbranche
In den vergangenen Monaten hatte die Bundesregierung andere Branchen bereits mit hohen Subventionen ausgestattet. Zuletzt hatte auch die ausländische Chipindustrie von milliardenhohen staatlichen Hilfen profitiert. So bekommt Dresden mit staatlicher Unterstützung eine große Halbleiterfabrik zur Versorgung des Automobilsektors und anderer Industriebranchen mit modernen Chips. Das erste europäische Werk des taiwanischen Chipherstellers TSMC soll gemeinsam mit den deutschen Firmen Bosch und Infineon sowie NXP aus den Niederlanden errichtet werden.
Im Juni hatte bereits der US-Chipkonzern Intel die Eröffnung eines Werks in Magdeburg angekündigt. Der Bund fördert diese Fabrik mit zehn Milliarden Euro.