Deutliches Umsatzplus Reisebranche lässt Corona-Krise hinter sich
Die deutsche Tourismus-Branche hat im Sommer das Niveau von vor der Corona-Krise erstmals wieder übertroffen. Allerdings wurde das Umsatzplus aufgrund der gestiegenen Preise mit weniger Urlaubern erzielt.
Die Reisebranche in Deutschland hat die Corona-Krise mit einem Rekordumsatz in diesem Jahr hinter sich gelassen. Der Umsatz der Ende Oktober auslaufenden Sommer-Saison (1. Mai bis 31. Oktober 2023) werde kräftig über dem Stand von 2019 liegen, teilte der Deutsche Reiseverband (DRV) mit. "Es ist die erste Reisesaison seit Corona, die mit einer positiven Umsatzbilanz abschließen wird", sagte Norbert Fiebig, DRV-Präsident.
Dass die diesjährige Sommer-Reisesaison mit einem kräftigen Umsatzplus enden wird, stehe schon fest, teilte der DRV mit. Final ausgewertet seien Buchungsdaten bis Ende August; danach liegt das Wachstum gegenüber dem Sommer 2019 derzeit bei elf Prozent. "Zwei Auswertungsmonate bis Saisonende fehlen noch, aber der Endstand vom Sommer 2019 ist bereits überschritten", heißt es vom Reiseverband, der die Interessen von Reisebüros und Pauschalreiseanbietern vertritt.
Zahl der Reisenden unter Vor-Corona-Niveau
Auch das gesamte Touristikjahr wird positiv ausfallen: "Das am 31. Oktober endende Touristikjahr 2022/23 weist per August ein Umsatzplus von sieben Prozent gegenüber 2018/19 aus und ist damit auf Rekordniveau", erklärte der DRV. Dafür sorgte vor allem die auch die lukrative Sommersaison. Allerdings habe die Zahl der Urlaubenden, die mit einem Reiseveranstalter unterwegs seien, noch nicht wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Das vergangene Winterreisegeschäft verbuchte aufgrund der Pandemie beispielsweise noch ein Minus von vier Prozent.
Die Deutschen reisten zwar wieder, privat und geschäftlich, sagte Verbandspräsident Fiebig. "Trotzdem gibt es eine beachtliche Zahl an Menschen in diesem Land, die sich eine organisierte Veranstalterreise derzeit nicht mehr leisten können oder wollen." Etwa 16 Prozent weniger Gäste hätten eine organisierte Pauschalreise gebucht. Grund seien Konjunkturflaute und Inflation.
Denn für die Urlauber haben die Kosten kräftig angezogen: Nach Daten des Analysehauses TDA sind die Urlaubsausgaben- und -preise allein im bevorstehenden Winter zum Winter 2018/19 um 27 Prozent gestiegen. "Die Politik muss die Inflation bekämpfen und Entlastungen schaffen", mahnte Fiebig. "Es geht darum, dass die Menschen mehr Geld für den Konsum in der Tasche haben. Urlaub muss auch für Durchschnittsverdiener weiter bezahlbar bleiben."
Mittelmeer bleibt beliebt
Gefragt waren im Sommer vor allem klassische Ziele rund um das Mittelmeer. Spanien, Türkei und Griechenland waren die Top 3 der Flugpauschalreiseziele, trotz Hitzewellen und teils verheerender Waldbrände wie zum Beispiel in Griechenland. Danach folgen Ägypten und Italien.
Fernreisen, die während der Pandemie kaum möglich waren, erholten sich, verfehlten aber noch das Vor-Corona-Niveau. Thailand, Indonesien und Australien würden wieder deutliche Umsatzzuwächse verzeichnen. Im Vergleich zum Sommer 2022 ergebe sich für alle Fernreiseländer ein Plus von 17 Prozent. Kreuzfahrten erzielten den Angaben zufolge fast das Umsatzniveau vom Sommer 2019. Auch die Nachfrage nach Veranstaltern und Reisebüros für den kommenden Winter entwickelt sich den Angaben des DRV zufolge positiv.