ifo-Umfrage Unternehmen kommen schwerer an Kredite
Die deutschen Unternehmen kommen schwieriger an Kredite. Fast jeder dritte Betrieb berichtete im September dem ifo-Institut zufolge von Zurückhaltung der Banken. Die Geldpolitik zeigt offenbar Wirkung.
Angesichts gestiegener Zinsen und der schwachen Konjunktur kommen die Unternehmen in Deutschland derzeit deutlich schlechter an neue Bankkredite. 29,2 Prozent der Betriebe, die gegenwärtig Verhandlungen über Darlehen führen, berichteten im September von Zurückhaltung bei den Geldhäusern, wie das Münchner ifo-Institut heute zu seiner vierteljährlichen Umfrage mitteilte. Im Juni klagten nur 21,3 Prozent der Firmen darüber.
Seit Beginn der Erhebung nach der aktuellen Methodik im Jahr 2017 war die Kredithürde nur einmal höher - im Dezember 2022, als der Wert bei 30 Prozent lag. "Die Banken erhöhen nach und nach die Kreditzinsen und gehen zurückhaltender bei der Vergabe vor", fasste der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, die Ergebnisse zusammen.
Leitzins in Rekordtempo erhöht
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins seit Sommer 2022 in Rekordtempo von null auf aktuell 4,50 Prozent erhöht, um die hohe Inflationsrate wieder in Richtung ihres Zielwertes von zwei Prozent zu drücken. Wenn die Zinsen steigen und die Banken ihre höheren Kosten weitergeben, sinkt in der Regel die Nachfrage sowie die Vergabe von Krediten - was wiederum die Wirtschaftsaktivitäten bremst und die Preissteigerungen eindämmt.
Für Unternehmenskredite waren der staatlichen Förderbank KfW zufolge zuletzt im Durchschnitt mehr als fünf Prozent Zinsen fällig. Auch die schwache Konjunktur könnte dazu beitragen, dass die Banken genauer hinschauen. "In wirtschaftlich schwächeren Phasen müssen die Unternehmen auch mehr zur Kreditabsicherung beitragen", so Wohlrabe.
Die Zahl der Firmenpleiten stieg im Juli um 37,4 Prozent zum Vorjahresmonat auf 1.586, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. Im Insolvenzfall bleiben Banken in der Regel auf Forderungen sitzen und zögern deshalb in konjunkturell schwierigen Zeiten mit der Bewilligung neuer Gelder.
Vor allem für Dienstleister wird es schwieriger
Vor allem bei den Dienstleistern wurde die Kredithürde derweil höher: Hier klagten 31,5 Prozent über einen schwierigeren Zugang, nach 21,8 Prozent im Juni. In der Industrie stieg der Anteil von 20,7 auf 27,7 Prozent. Bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen sind es mittlerweile sogar knapp 40 Prozent der Firmen, die von zurückhaltenden Banken berichten. Im Maschinenbau liegt der Anteil bei 31,6 Prozent.
Angesichts der schwierigen Lage im Wohnungsbau sind die Banken auch bei Unternehmen aus dem Grundstücks- und Wohnungswesen vorsichtig (31 Prozent). In der Veranstaltungsbranche liegt der Anteil bei rund 35 Prozent. Im Einzelhandel ist er merklich gestiegen, und zwar von 20,5 auf 28,2 Prozent. "Die wirtschaftliche Lage vieler Einzelhändler ist aufgrund der Kaufzurückhaltung weiterhin schwierig", hieß es. Das spiegele sich auch in den Bedingungen der Kreditvergabe wider.
Ähnliches gilt für das Baugewerbe, wo 29,4 Prozent von einer restriktiven Kreditvergabe berichteten - nach 26,9 Prozent im Juni. Nur im Großhandel gab es einen Rückgang von 22,6 auf 20,2 Prozent.