Nach Konjunkturschwäche IWF sieht Wachstumschancen für Deutschland
Laut dem Internationalen Währungsfonds kann Deutschlands Wirtschaft in den nächsten zwei Jahren wieder stärker wachsen. Dafür seien jedoch Reformen notwendig, so die Experten. Unter anderem nannten sie mehr Kinderbetreuungsplätze.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) traut Deutschland in den kommenden Jahren wieder deutlich höhere Wachstumsraten zu. Die Wirtschaft sollte im Zeitraum 2025 und 2026 um ein bis 1,5 Prozent zulegen, teilte der IWF mit.
Im vergangenen Jahr war die hiesige Wirtschaft noch geschrumpft, 2024 wird nur mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet. Damit ist Deutschland derzeit Schlusslicht unter den größten Industrienationen der Welt.
Erste Erholungszeichen
"Die gute Nachricht ist, dass sich die Wirtschaft erholt", sagte Kevin Fletcher, Leiter der deutschen IWF-Mission. Bereits für dieses Jahr erwartet der IWF steigende Reallöhne, eine deutlich gesunkene Inflationsrate und dadurch einen höheren privaten Konsum.
Das werde das Vertrauen stärken und den Konsum 2025 weiter ankurbeln, hieß es im Länderbericht für Deutschland. Auch eine moderate Lockerung der EZB-Geldpolitik könne helfen.
Der IWF lobte die Ampel-Koalition für ihre Antwort auf die ausbleibenden russischen Gaslieferungen - Hilfen für die Verbraucher und das Erschließen neuer Energiequellen. Dies habe geholfen, die Energiepreise wieder zu senken und die Inflation unter Kontrolle zu bringen.
IWF fordert Reformen und Investitionen
Herausforderungen für Deutschland blieben aber die alternde Bevölkerung, ein schleppendes Produktivitätswachstum und die Transformation hin zu mehr Klimaschutz. Der IWF empfahl der Bundesregierung, öffentliche Investitionen hochzufahren und Bürokratie abzubauen.
Außerdem seien mehr Kinderbetreuungsplätze nötig, um angesichts des Fachkräftemangels mehr Frauen in den Arbeitsmarkt zu bringen. Auch eine stärkere ökonomische Zusammenarbeit in Europa sei nötig, etwa über eine Kapitalmarktunion.
Schuldenbremse streichen, höheres Rentenalter
Für viele dieser Maßnahmen seien aber zusätzliche öffentliche Mittel nötig, betonte der IWF. Vor diesem Hintergrund sprach sich die Finanzorganisation mit Sitz in Washington erneut für eine Reform der Schuldenbremse aus.
Die Defizitgrenze moderat um etwa einen Prozentpunkt der Wirtschaftsleistung zu lockern, würde erheblichen Spielraum für öffentliche Investitionen schaffen und gleichzeitig die Schuldenquote auf einem Abwärtstrend halten. Das allein werde aber nicht ausreichen, um den zunehmenden Ausgabenbedarf zu decken.