Bestellungen bei deutschen Firmen Industrieaufträge brechen ein
Die deutsche Industrie hat im März den größten Auftragseinbruch seit Beginn der Pandemie erlebt. Experten halten das für ein konjunkturelles Warnsignal. Das Bundeswirtschaftsministerium gibt sich dennoch optimistisch.
Das Neugeschäft der deutschen Industrie ist so stark eingebrochen wie seit den Hochzeiten der Corona-Krise vor drei Jahren nicht mehr. Die Aufträge fielen im März um 10,7 Prozent zum Vormonat und damit so stark wie seit dem Einbruch zu Anfang der Pandemie im April 2020 nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt heute bekanntgab.
Dies übertraf die Erwartungen von der Nachrichtenagentur Reuters befragter Ökonomen, die nur einen Rückgang um 2,2 Prozent erwartet hatten. "Diese Zahl macht den an sich guten Start der deutschen Industrie ins Jahr komplett zunichte und ist ein echtes Rezessionssignal", sagte LBBW-Volkswirt Jens-Oliver Niklasch.
Nachfrage aus dem In- und Ausland schwächelt
Im Februar hatte es in der deutschen Industrie noch ein starkes Auftragsplus von 4,5 Prozent gegeben. Im März hingegen gingen die Bestellungen aus dem Inland um 6,8 Prozent gegenüber dem Vormonat zurück, während die Auslandsnachfrage um 13,3 Prozent einbrach. Insgesamt ergibt sich für das erste Quartal ein leichtes Plus von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal.
Besonders deutlich fiel der Rückgang im März im sogenannten "sonstigen Fahrzeugbau" aus, zu dem Schiffe, Flugzeuge sowie Militärfahrzeuge zählen. Im Februar hatten Großaufträge hier noch für einen kräftigen Anstieg gesorgt.
"Nach drei Anstiegen in Folge sind die Auftragseingänge im März förmlich eingebrochen", kommentierte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. "Die Aufträge haben damit ihren Abwärtstrend wieder aufgenommen." Auch Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank zeigte sich pessimistisch: "Die Auftragseingänge waren und sind schwach - mehr noch: Da braut sich etwas zusammen."
Starke Schwankungen beim Auftragseingang
Weniger Bestellungen gab es dem Bundeswirtschaftsministerium zufolge zudem in wichtigen Branchen wie Autos und Kfz-Teile, Metallerzeugung und Maschinenbau. Die Aufträge unter anderem bei Herstellern von Pharmazeutischen Erzeugnissen hätten dagegen zugelegt.
Das Ministerium sieht dennoch Signale für eine allmähliche Verbesserung der Lage und weist auf die zuletzt starken Schwankungen beim Auftragseingang hin. "Nach dem schwachen Schlussquartal 2022 und dem volatilen Auftakt 2023 ist für den weiteren Jahresverlauf weiterhin eine konjunkturelle Erholung zu erwarten." Ohne Großaufträge wäre das Auftragsminus insgesamt mit 7,7 Prozent geringer ausgefallen.