Stabilität im Euroraum EZB betrachtet Finanzmarktsystem als fragil
Das Finanzsystem im Euroraum ist fragil, warnt die EZB. Verantwortlich seien gestiegene Zinsen, geopolitische Konflikte und eine schwache Konjunktur. Vor allem für eine Branche sieht sie Risiken.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Finanzstabilitätsbericht vorgelegt - und warnt, dass das Finanzsystem im Euroraum fragil sei. "Die schwachen Wirtschaftsaussichten und die Folgen der hohen Inflation belasten die Fähigkeit von Menschen, Unternehmen und Regierungen, ihre Schulden zu bedienen", erklärte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos bei der Präsentation des Berichts, den die Notenbank zweimal jährlich vorstellt.
Gegenwind für Banken
Die schnell gestiegenen Zinsen seien vor allem für Banken im Euroraum ein Risiko. Sie würden inzwischen zwar wieder selbst mehr Zinsen bekommen und an höheren Kreditzinsen verdienen; allerdings hätten Banken in Deutschland viele langfristige Kredite mit verhältnismäßig niedriger Verzinsung in ihren Büchern, und die Nachfrage nach neuen Finanzierungen sei in den vergangenen Monaten tendenziell rückläufig gewesen.
"Die Banken des Euroraums profitieren von steigenden Zinsen, sehen sich aber mit Gegenwind durch höhere Finanzierungskosten, schlechtere Qualität der Aktiva und geringere Kreditvolumina konfrontiert", resümiert die EZB. Insgesamt sei das Bankensystem des Euroraums "gut aufgestellt, um diesen Risiken zu widerstehen". Die erhöhten Kapitalpuffer zum Beispiel für etwaige Rückschläge auf den Immobilienmärkten sollten aber nach Einschätzung der EZB beibehalten und die geplanten Reformen zur Bankenregulierung nach Basel IV vollständig umgesetzt werden.
Zu früh für Sieg über Inflation
Zuletzt hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde gewarnt, es sei zu früh, den Sieg über die Inflation zu verkünden. Die Geldpolitik sei in einer Phase, in der man aufmerksam die verschiedenen Kräfte im Blick haben müsse, die Einfluss auf die weitere Inflationsentwicklung haben. "Es liegt noch eine Reise vor uns", hatte Lagarde gesagt und bekräftigt, dass künftige Zinsentscheidungen der EZB von der weiteren Entwicklung der Konjunkturdaten abhingen.
Um die Inflation in den Griff zu bekommen, hatte die EZB die Leitzinsen seit Juli 2022 zehn Mal erhöht. Inzwischen erhalten Banken deshalb für Einlagen vier Prozent Zinsen.