Nach drastischem Anstieg im Vorjahr Erzeugerpreise fallen im Rekordtempo
Auf Herstellerebene sinken die Preise weiter, das meldet das Statistische Bundesamt für den vergangenen Monat. Allerdings geht der deutliche Rückgang im Jahresvergleich auf einen Basiseffekt zurück.
So deutlich wie noch nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949 sind die Erzeugerpreise in Deutschland zurückgegangen. Dies ist allerdings zum Großteil in den drastisch angestiegenen Preisen bei den Herstellern im vergangenen Jahr begründet.
Von Benzin bis Zucker
Im August gingen die Preise bei den Produzenten gewerblicher Produkte um 12,6 Prozent im Jahresvergleich zurück. Das Statistische Bundesamt erhebt dabei die Preise aus ganz verschiedenen Branchen: Der Index misst die Entwicklung der Preise etwa im Bergbau, im Verarbeitenden Gewerbe, in der Energie- und Wasserwirtschaft und alle in Deutschland erzeugen und im Inland verkauften Produkte.
"Die Entwicklung ist insbesondere auf einen Basiseffekt aufgrund des sehr hohen Preisniveaus im Vorjahr zurückzuführen", so die Statistiker. Im August 2022 waren die Erzeugerpreise infolge des Kriegs in der Ukraine mit 45,8 Prozent so stark gestiegen wie noch nie. Im Monatsvergleich, also von Juli auf August dieses Jahres zogen die Produzentenpreise dagegen an, und zwar um 0,3 Prozent.
Energie deutlich billiger, Nahrungsmittel bleiben teuer
Im August dieses Jahres sanken die Preise für Strom im Jahresvergleich um 43,2 Prozent. Mineralölerzeugnisse waren um 8,7 Prozent billiger zu haben. Leichtes Heizöl kostete 24,0 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, Kraftstoffe wie Benzin verbilligten sich um 3,0 Prozent. Nahrungsmittel kosteten dagegen 7,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders stark stiegen die Preise für Zucker (plus 87,2 Prozent). Verarbeitete Kartoffeln kostete knapp ein Drittel mehr. Obst- und Gemüseerzeugnisse waren 17,8 Prozent teurer als ein Jahr zuvor.
Den Erzeugerpreisen kommt eine wichtige Signalfunktion im Hinblick auf die allgemeine Teuerung zu. Aus ihnen lassen sich frühzeitig Rückschlüsse auf die Entwicklung der Verbraucherpreise ziehen.
"Preisdruck lässt nach"
Die Inflationsrate in Deutschland lag mit zuletzt noch 6,1 Prozent immer noch sehr hoch. Allerdings scheint der Trend nun weiter abwärts zu zeigen. "Der Preisdruck auf den vorgelagerten Stufen lässt deutlich nach", kommentierte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger, die Entwicklung. "Die Preisüberwälzungswelle dürfte weiter an Kraft verlieren."
Elmar Völker, Volkswirt bei der LBBW, zufolge bieten die aktuellen Zahlen "ein sehr stark gespaltenes Bild - je nachdem, ob man auf die Vorjahres- oder auf die Vormonatsveränderungsrate schaut". Denn im Monatsvergleich seien die Produzentenpreise erstmals nach zuvor drei Rückgängen in Folge angestiegen. Damit dürfe man den Kampf gegen die hohe Inflation nicht voreilig für gewonnen erklären.
Ölpreise als Spielverderber
Während die tendenziell sinkenden Herstellerpreise für einen Rückgang der Inflation sprechen, macht Experten der jüngste Anstieg der Rohölpreise sorgen. Er könne sich kurzzeitig als Spielverderber erweisen, so Hauck Aufhäuser Volkswirt Alexander Krüger. Die Rohölpreise an den Terminmärkten bewegen sich derzeit auf einem Mehrmonatshoch, dies sorgt mittelbar auch für höhere Preise bei Heizöl und bei Benzin und Diesel an den Zapfsäulen.