Gesunkene Umsätze Schwacher Jahresstart für den Einzelhandel
Hohe Inflation und sinkende Reallöhne halten viele Deutsche vom Konsum ab. Die Umsätze des Einzelhandels sind im Januar zurückgegangen. Der Handelsverband befürchtet, dass in diesem Jahr viele Betriebe schließen könnten.
Das neue Jahr hat für den Einzelhandel in Deutschland mit Umsatzeinbußen begonnen. Im Januar sank der Umsatz der Einzelhändler im Vergleich zum Vormonat um 0,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Inflationsbereinigt - also "real" - sank der Umsatz um 0,3 Prozent.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Wachstum von 2,0 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Januar 2022 verzeichnete der Einzelhandel sogar ein reales Umsatzminus von 6,9 Prozent.
Hohe Inflation dämpft den Privatkonsum
"Damit bleibt der Umsatz sichtbar niedriger als vor der Corona-Pandemie", kommentierte der Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, Alexander Krüger, die Entwicklung. Eine grundlegende Änderung der Umsatzlage sei wegen der schlechten Verbraucherlaune angesichts der anhaltend hohen Inflation und sinkender Reallöhne nicht in Sicht. "Für den privaten Verbrauch bleibt das Wachstumssignal ausgeschaltet", sagte Krüger.
Aktuell liegt die Inflationsrate in Deutschland bei 8,7 Prozent, weil vor allem Energie und Lebensmittel deutlich mehr kosten. "Viele Verbraucher mussten zuletzt den Gürtel enger schnallen", sagte der Chefvolkswirt von Union Investment, Jörg Zeuner. "Die jüngsten Lohnabschlüsse zeigen zwar vergleichsweise hohe Zuwächse, reichen aber nicht aus, um die Belastungen aus der gestiegenen Teuerung abzufedern."
Starkes Minus im Onlinehandel
Im Gegensatz zum allgemeinen Trend verzeichnete der Lebensmittel-Einzelhandel im Januar ein Wachstum des realen Umsatzes um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Der Internet- und Versandhandel, der lange Zeit boomte, verzeichnete dagegen einen starken Umsatzrückgang um 6,5 Prozent.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) prognostiziert wegen der immer noch starken Teuerung für das laufende Jahr den größten Umsatzschwund im deutschen Einzelhandel seit der globalen Finanzkrise im Jahr 2009. Der Umsatz dürfte inflationsbereinigt um drei Prozent sinken, so der HDE. "Der Einzelhandel behauptet sich 2023 unter nach wie vor schwierigen Bedingungen gut, verliert jedoch leicht an Boden", so HDE-Präsident Alexander von Preen.
Einer Umfrage zufolge geht mehr als die Hälfte der befragten Händler davon aus, dass die Umsätze im laufenden Jahr leicht oder sogar deutlich sinken werden. Der HDE befürchtet zudem, dass die Anzahl der Betriebe im Handel weiter sinken wird - insbesondere in kleinen und mittleren Städten, wo viele Geschäfte schließen könnten.