HDE-Prognose für 2023 Einzelhandel rechnet mit Umsatzminus
Der deutsche Einzelhandel hat im vergangenen Jahr weniger umgesetzt als 2021. Auch in diesem Jahr rechnen der Branchenverband HDE mit schlechten Geschäften. Verbraucher sparen vor allem bei Lebensmitteln.
Angesichts der hohen Inflation und Konsumflaute stellen sich die deutschen Einzelhändler in diesem Jahr auf ein schwieriges Geschäft ein. Der Umsatz dürfte zwar um zwei Prozent wachsen, sagt der Handelsverband Deutschland (HDE) heute voraus. Preisbereinigt (real) dürfte er allerdings um drei Prozent sinken - und damit deutlich stärker als 2022.
"Der Einzelhandel behauptet sich 2023 unter nach wie vor schwierigen Bedingungen gut, verliert jedoch leicht an Boden", sagte HDE-Präsident Alexander von Preen bei der Vorstellung der neuen Prognosen.
Die Zahl der Betriebe im Handel dürfte zudem weiter rückläufig sein, vor allem in kleinen und mittleren Städten. "Das Umfeld bleibt von Unsicherheit geprägt", sagte von Preen. Aktuell schätze gut jedes zweite Handelsunternehmen seine Geschäftslage nur als befriedigend ein, fast jedes vierte als schlecht.
"Erholung nicht in Sicht"
Im Gesamtjahr 2022 stieg der Einzelhandelsumsatz um 7,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) zuvor mitteilte. Wegen der hohen Inflation entspricht dies real jedoch einem Rückgang von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Ursächlich für den realen Umsatzeinbruch dürften in erster Linie die deutlich gestiegenen Verbraucherpreise unter anderem für Lebensmittel und Energie sein", erklärten die Statistiker.
Der Umsatz im deutschen Einzelhandel fiel laut Destatis im Dezember um 4,8 Prozent niedriger aus als im Vormonat. Preisbereinigt (real) war sogar ein Minus von 5,3 Prozent zu verzeichnen. Dieser Rückgang kommt überraschend: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem leichten Wachstum von 0,2 Prozent gerechnet.
Inflation und "desolate Konsumlaune"
"Die desolate Konsumlaune hatte den Konsumabsturz angekündigt", sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. "Der Rückgang ist äußerst heftig, die hohe Inflation ist zum Konsumkiller geworden."
Die Verbraucherpreise sind im vergangenen Jahr mit 7,9 Prozent so stark gestiegen wie noch nie seit Bestehen der Bundesrepublik. Das setzt der Kaufkraft der Konsumenten zu. "Weil Belastungsfaktoren wie die Geldpolitik erst noch stärker durchwirken werden, ist eine Erholung nicht in Sicht", sagte Krüger mit Blick auf steigende Zinsen. "Die massiven Realeinkommensverluste werden den Konsum noch lange an der Leine halten."
Umsatz mit Lebensmitteln eingebrochen
Im Einzelhandel mit Lebensmitteln gab es 2022 laut Statistikamt mit real 4,6 Prozent den höchsten Umsatzrückgang seit Beginn der Berechnungen im Jahr 1994. "Dazu könnte neben den hohen Preissteigerungen für Lebensmittel und der damit einhergehenden Zurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher auch der Wegfall der Corona-Beschränkungen in der Gastronomie geführt haben", hieß es.
Im Handel mit Nicht-Lebensmitteln erzielten die Unternehmen hingegen ein reales Umsatzplus von zwei Prozent. Besonders der Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren legte zu: um real 27 Prozent. Um die Verluste aus den Corona-Jahren auszugleichen, reichte es jedoch nicht. Im Vergleich zu 2019 blieb es bei einem Minus von 7,6 Prozent. Auch der lange boomende Versand- und Internethandel musste einen Rückschlag hinnehmen: Dessen Umsatzminus von real 8,5 Prozent fiel überdurchschnittlich aus.
Werden Nahrungsmittel noch teurer?
Vor allem in den konsumnahen Bereichen seien die Preiserwartungen weiter hoch und gingen nur langsam zurück, teilte das Münchner ifo-Institut mit. Lebensmittel-, Spielwaren- und Schreibwarenhändler planten sogar wieder häufiger als im Vormonat, die Kunden stärker zur Kasse zu bitten. Hingegen seien die Preiserwartungen im Einzelhandel für Fahrräder, Unterhaltungs- und Haushaltselektronik sowie in der Gastronomie zurückgegangen.