Juncker empfängt Tsipras Annäherung ja - Durchbruch nein
Fünf Stunden saßen sie beisammen und berieten darüber, welche Reformen Griechenland umsetzen muss. Einen Durchbruch erzielten EU-Kommissionschef Juncker und Griechenlands Premier Tsipras nicht, doch sie näherten sich an - und wollen die Gespräche fortsetzen.
Das Gespräch über die griechische Schuldenkrise zwischen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras hat zwar keine Einigung gebracht, allerdings gab es erste Annäherungen. Die EU-Kommission teilte mit, es habe Fortschritte dabei gegeben, die jeweiligen Positionen auf Basis der vorliegenden Vorschläge zu verstehen. Das Treffen sei konstruktiv gewesen.
Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem, der bei den rund fünfstündigen Beratungen ebenfalls zeitweise zugegen war, sprach von einem "sehr guten Treffen". Die Gespräche würden "in einigen Tagen" fortgesetzt. "Umso mehr man spricht, desto näher kommt man einer Lösung", sagte Tsipras.
Monatelange Verhandlungen bislang ergebnislos
Bei den Verhandlungen war es um die Reformen gegangen, die das vom Staatsbankrott bedrohte Griechenland für eine weitere finanzielle Unterstützung durch seine internationalen Geldgeber umsetzen muss. Athen verhandelt seit Monaten mit den Kreditgebern über die Bedingungen, zu denen in Aussicht gestellte Hilfsgelder in Höhe von 7,2 Milliarden Euro ausgezahlt werden sollen.
Die bisherigen Reformvorschläge aus Athen reichten den Geldgebern nicht aus. Streit gab es in den vergangenen Wochen insbesondere um die Erhöhung der Mehrwertsteuer und die Rentenreform. Tsipras sagte nun, die Geldgeber hätten gefordert, dass Zusatzrenten abgeschafft werden oder dass die Mehrwertsteuer für die Energie erhöht werde. "Das haben wir natürlich abgelehnt."
"Absicht zu baldiger Einigung"
Auf Seiten der Kommission gebe es aber eine konstruktive Haltung, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. "Das Positive des heutigen Tages ist, dass unsere Gesprächspartner - zumindest der Kommission - die Absicht haben, dass wir sehr bald zu einer realistischen Einigung kommen", fügte der griechische Ministerpräsident hinzu.
Viel Zeit bleibt Athen angesichts leerer Kassen nicht mehr. Schon am Freitag ist eine Zahlung an den Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 305 Millionen Euro fällig. Im laufenden Monat stehen Zahlungen an den IWF von insgesamt knapp 1,6 Milliarden Euro an. Athen muss zusätzlich bis Monatsende fällige Staatsanleihen von gut 5 Milliarden Euro bedienen.
Auf die Frage, ob Athen die für Freitag anstehende Rückzahlung der Rate an IWF leisten werde, antwortete Tsipras nach dem Treffen: "Machen Sie sich keine Sorgen, wir werden weiter zahlen."