Nasdaq auf Rekordkurs Tech-Rally und kein Ende
Trotz großer Unsicherheit über den weiteren Zinskurs im Land ging die Tech-Rally an der Wall Street in eine neue Runde. Die KI-Euphorie zog den gesamten Markt nach oben.
Nach einem nervösen Handelsstart haben die Wall-Street-Anleger im Verlauf wieder Mut gefasst. Vor allem der scheinbar unendliche Lauf der KI-Aktien bescherte den technologielastigen Nasdaq-Indizes neue Höchststande, was den gesamten Markt beflügelte. Selbst erneut mahnende Töne aus den Reihen der Notenbank Federal Reserve (Fed) zum weiteren Zinskurs der Bank konnten die KI-Euphorie nicht stoppen.
Am Ende schloss auch der Dow Jones-Index, der Leitindex der Standardwerte, bei 38.778 Punkten um 0,49 Prozent im Plus. Danach hatte es zunächst nicht ausgesehen. Großen Anteil hatten dabei die beiden Schwergewichte Apple und Microsoft, die zulegten und sowohl in den Nasdaq-Indizes, als auch im Dow enthalten sind.
Apple war zuletzt angesprungen, nachdem neue iPhones mit KI-Anwendungen ausgestattet werden sollen, und Microsoft, heute mit neuem Rekordhoch bei 450,94 Dollar, gilt wegen der Beteiligung am KI-Softwarehaus OpenAI ohnehin als großer KI-Spieler.
Der Auswahlindex Nasdaq 100-Index (bei 19.977 Punkten) sowie der Nasdaq-Composite-Index (17.935 Punkte) markierten ebenso wie der marktbreite S&P-500-Index (5.488 Punkte) im Verlauf neue Höchststände. Die Indizes setzten damit ihren jüngsten Rekordlauf fort. Der Nasdaq-Composite-Index ging am Ende bei 17.857 Zählern um 0,95 Prozent höher aus dem Handel, der Nasdaq 100 schloss bei 19.902 Zählern um 1,24 Prozent höher.
"Es besteht im Moment kein wirkliches Verkaufsinteresse, weil man davon ausgeht, dass die Dynamik anhält und die Aktien weiterhin gewinnen werden", sagte Daniela Hathorn, Analystin bei Capital.com. Sorge bereite jedoch, dass die Rally hauptsächlich von einigen wenigen Aktien angetrieben werde. Neue Hinweise über den künftigen Zinspfad der US-Notenbank erhoffen sich Investoren von frischen Wirtschaftsdaten im Wochenverlauf wie etwa den Einzelhandelsumsätzen im Mai oder die Industrieproduktion.
Die Investoren wägen die Aussichten, dass die US-Notenbank noch in diesem Jahr mit einer geldpolitischen Lockerung beginnen könnte, gegen die Befürchtung ab, dass die jüngste Kursrally Anzeichen einer Übertreibung aufweist, hieß es am Markt.
Der Notenbanker Neel Kashkari, Präsident der Fed von Minneapolis, hält es derweil für realistisch, dass die Währungshüter den Leitzins im Dezember senken werden. Allerdings sei es notwendig, weitere Beweise für einen Inflationsrückgang zu sehen, sagte er in einem CNBC-Interview. Der Rentenmarkt tendiert wie schon zur Eröffnung leichter, die Rendite zehnjähriger US-Bonds steigt auf 4,29 Prozent. Die weniger kursanfälligen zweijährigen Papiere bieten ihren Käuferinnen und Käufern immerhin etwas über 4,75 Prozent.
Unter den Einzelwerten setzen die Aktien des Halbleiterkonzerns Broadcom ihre jüngste Rekordrally fort. Am Ende stand ein Plus von 5,41 Prozent auf 1.828 Dollar. Dies, nachdem sie seit Anfang Juni bereits rund ein Drittel an Wert gewonnen hatten.
Auch die Papiere von Konkurrent Micron legen deutlich um gut 4,5 Prozent zu. Papiere von Platzhirsch Nvidia tendierten hingegen etwas leichter, nachdem sie zuvor von einem Hoch zum nächsten gelaufen waren. Broadcom gilt neben Nvidia als einer der Hauptprofiteure des KI-Hypes. In der Vorwoche sprangen die Papiere deutlich hoch, nachdem Broadcom mit starken Quartalszahlen und einem angekündigten Aktiensplit für Begeisterung unter den Anlegern gesorgt hatte. Dies hatte zudem zahlreiche Kurszielsteigerungen von Analystenhäusern nach sich gezogen.
Nach einer deutlichen Korrektur am Ende der vergangenen Woche hat sich der DAX zum Wochenstart stabilisiert. Die Verluste riefen zwar erste Schnäppchenjäger auf den Plan, der deutsche Leitindex hat dadurch aber nur einen kleinen Teil seiner jüngsten Verluste wieder wettgemacht.
Am Ende schloss der DAX bei 18.068 Punkten um 0,37 Prozent höher. Damit stabilisierte sich der Index zwar etwas, zu mehr reicht es derzeit aber nicht. Eine anfänglich stärkere Gegenbewegung im frühen Geschäft als Reaktion auf die Verluste der letzten beiden Handelstage war im Laufe des Vormittags schnell wieder verpufft. Insgesamt bewegte sich der Index zwischen 17.969 und 18.149 Punkten. Am vergangenen Freitag war der deutsche Leitindex um 1,4 Prozent auf 18.002 Punkte abgerutscht, in zwei Tagen hatte er 3,7 Prozent verloren.
"Nach dem Schwächeanfall in der vergangenen Woche ging es im Deutschen Aktienindex heute um Schadensbegrenzung und diese ist dem Index gelungen", sagte Konstantin Oldenburger, Analyst beim Broker CMC Markets. Keine Erholung war hingegen beim MDAX in Sicht, der rund 0,9 Prozent verlor und damit knapp unter die Marke von 25.500 Punkten rutschte.
Neben der politischen Unsicherheit in Frankreich und der Diskussion über einen Zollstreit der EU mit China hält auch die anhaltende Zurückhaltung der US-Notenbank Fed in Sachen auf Zinssenkungen die Anlegerinnen und Anleger zur Zeit davon ab, Risiken einzugehen.
"Seit Mitte Mai hat der DAX gut 1.000 Punkte verloren", schreibt Jochen Stanzl, Marktexperte bei CMC Markets in seinem Tageskommentar. "Nicht nur ein Handelsstreit mit China, auch ein innereuropäischer Streit um die verhängten Strafzölle gegen chinesische Elektrofahrzeuge bahnt sich an. Die Neuwahlen in Frankreich beunruhigen zusätzlich", lautet seine Einschätzung.
Im Nachbarland droht ein massiver Rechtsruck und damit verbunden eine weitere Verschlimmerung der ohnehin angespannten Staatsfinanzen. Am französischen Rentenmarkt sind die Renditen bereits deutlich gestiegen, ein deutliches Alarmzeichen. Auch die Rating-Agenturen haben bereits gewarnt.
Zumindest in den kommenden Tagen dürfte die Lage am Aktienmarkt deshalb wohl angespannt bleiben: "Anleger müssen bis zur Wahl und in den Wochen danach mit merklich stärkeren Marktschwankungen rechnen als zuletzt", kommentiert Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. "Mittlerweile dürften aber schon viele Erwartungen und Sorgen in den Kursen der Aktien und Anleihen eingepreist sein."
Aktuelle Konjunkturdaten aus China dürften den Investoren aufgrund der Exportorientiertheit der deutschen Wirtschaft ebenfalls nicht gefallen: Die chinesische Industrieproduktion hat sich im Mai abgeschwächt und die Erwartungen der Analysten verfehlt. Sie stieg zwar um 5,6 Prozent im Jahresvergleich, verlangsamte sich aber von 6,7 Prozent im April, wie aus offiziellen Daten des Nationalen Statistikbüros (NBS) hervorgeht.
Positiv überraschte hingegen der Umsatz im Einzelhandel. Dieser stieg im Mai um 3,7 Prozent und damit um 1,4 Prozentpunkte mehr als noch im April. Analysten hatten lediglich mit einem Anstieg um 3,0 Prozent gerechnet.
Wie wichtig der chinesische Markt ist, zeigt derzeit das Beispiel Adidas. Die Papiere des fränkischen Sportartikelriesen fielen mitten in einer ansonsten werbewirksamen sportlichen Großveranstaltung wie der Fußball EM auch heute weiter zurück und gehören zu den größten Verlierern im DAX. Die Titel rutschten unter die Unterstützung im Bereich der 220-Euro-Marke und verloren rund 2,6 Prozent.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, geht der Sportartikelhersteller derzeit anonymen Hinweisen über Bestechlichkeit einzelner Mitarbeiter in China nach. Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets, verwies auf die Bedeutung des chinesischen Absatzmarktes für Adidas. Mit den Vorwürfen könnte das Ziel der Herzogenauracher, im Reich der Mitte nach den massiven Einbrüchen in den vergangenen vier Jahren endlich wieder Fuß zu fassen, gefährdet sein.
"Für die Chance einer Fortsetzung des Aufwärtstrends sollte das Thema schnell wieder aus dem Weg geräumt werden", so der Experte weiter. Die Papiere hatten Anfang Juni mit über 236 Euro noch den höchsten Kurs seit Februar 2022 markiert. Seit Jahresanfang beläuft sich das Plus aber immer noch auf fast 18 Prozent.
Der Kurs des Euro stabilisierte sich heute bei 1,0732 Dollar. Die Gemeinschaftswährung war am Freitag auf den tiefsten Stand seit Anfang Mai abgesackt. Hintergrund sind die anhaltend hohen Zinserwartungen in den USA, aber zuletzt auch die politische Unsicherheit in Frankreich. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0712 (Freitag: 1,0686) US-Dollar fest.
US-Wirtschaftsdaten lieferten zum Wochenstart kaum Impulse. So hellte sich Industriestimmung im US-Bundesstaat New York im Juni deutlich auf.
Die Ölpreise haben ihre jüngste Erholung zum Wochenstart fortgesetzt. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zuletzt gut zwei Prozent mehr, ebenso wie der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI).
In der Spitze stiegen die Rohölpreise zum Wochenstart auf den höchsten Stand seit Ende Mai. Unterstützung erhielten sie durch den etwas schwächeren Dollar. Auch die überwiegend stabilere Stimmung an den Aktienmärkten übertrug sich auf den Ölmarkt. Tendenzielle Belastung kam dagegen von durchwachsenen Konjunkturdaten aus China. Nach Regierungszahlen entwickelten sich die Unternehmensinvestitionen und die Industrieproduktion im Mai schwächer.
Schon in der vergangenen Woche hatten sich die Rohölpreise von ihren deutlichen Verlusten zu Monatsbeginn erholen können. Für Belastung hatte Anfang Juni gesorgt, dass das erweiterte Ölkartell Opec+ seine Förderung ab Herbst wieder etwas ausweiten will. Der Kurswechsel war für viele Marktteilnehmer überraschend gekommen, wenngleich nur ein Teil der Opec-Gesamtproduktion betroffen ist.
Der Diagnostikspezialist und Laborzulieferer Qiagen will in den kommenden Jahren schneller wachsen und die Profitabilität steigern. Bis 2028 werde ein jährliches Wachstum von im Schnitt etwa sieben Prozent bei konstanten Wechselkursen angestrebt, teilte der DAX-Konzern heute im Zuge eines Kapitalmarkttages mit. Zudem kündigte das Unternehmen an, von 2024 bis 2028 mindestens eine Milliarde US-Dollar an die Aktionäre zurückgeben zu wollen.
Der Marktanteil von reinen Elektroautos in Deutschland bei den Neuzulassungen ist in den ersten fünf Monaten des Jahres auf zwölf Prozent gesunken - im Vergleich zu 14,3 Prozent im Vorjahreszeitraum. Wie das Kraftfahrt-Bundesamt mitteilte, fiel die Zahl der neu zugelassenen batterieelektrischen Pkw um 16 Prozent auf knapp 141.000. Marktführer von Januar bis Mai war Volkswagen mit knapp 20.000 E-Autos, gefolgt von Tesla und BMW. Mit dem Wegfall der staatlichen Förderung von Elektrofahrzeugen Ende vergangenen Jahres ist die Nachfrage merklich gesunken. Qiagen-Aktien legten im DAX zu.
Der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec hat wegen einer unerwartet langsamen Erholung des Gerätegeschäfts seinen Ausblick gekappt. Die Geschäfte im April und Mai blieben hinter dem Vorjahr zurück, teilte das Unternehmen mit.
Fürs laufende Geschäftsjahr (bis Ende September) rechnet Carl Zeiss deshalb mit rund zwei Milliarden Euro Umsatz. Zuvor wurden 2,1 bis 2,15 Milliarden Euro angepeilt. Das operative Ergebnis (Ebit) dürfte zwischen 215 und 265 Millionen Euro erreichen und damit deutlich unter dem bisherigen Ziel eines vergleichbaren Niveaus zum Vorjahr von gut 348 Millionen Euro liegen. Im MDAX verlor die Zeiss-Aktie dramatisch rund ein Fünftel ihres Wertes und stand damit klar am Indexende.
Pfeiffer Vacuum muss in Kürze den SDAX verlassen. Laut der Deutschen Börse hat der Vakuumpumpenhersteller seinen Quartalsfinanzbericht nicht fristgerecht veröffentlicht. Die Aktie werde daher von Montag (24. Juni) an, nicht mehr im Index der kleineren Werte vertreten sein, teilte der Börsenbetreiber mit. Die angekündigte Herausnahme von Thyssenkrupp Nucera sei damit nichtig. Der Elektrolysespezialist werde im SDAX bleiben.
Indexänderungen sind vor allem für Fonds wichtig, die Indizes real nachbilden (sogenannte physisch replizierende ETF). Dort muss dann entsprechend umgeschichtet werden, was kurzfristig Einfluss auf die Aktienkurse haben kann.
McDonald's will Bestellungen in Restaurants mit der Zeit auch von KI annehmen lassen. Zwar wird ein Testlauf an mehr als 100 Standorten der Schnellrestaurant-Kette in den USA nach rund zwei Jahren beendet, wie die Fachpublikation "Restaurant Business" am Wochenende unter Berufung auf eine Mitteilung an die Lokale berichtete. Der gemeinsam mit dem Computer-Konzern IBM erprobte Schritt sei aber nicht das Ende, machte McDonald's deutlich.
Die Schweizer Großbank UBS will in der im Zuge der Credit-Suisse-Akquisition mit übernommenen Greensill-Affäre reinen Tisch machen. Den Investoren der geplatzten Lieferketten-Finanzierungsfonds der zusammengebrochenen Greensill Capital wird ein freiwilliges Rücknahmeangebot unterbreitet, wie die Bank mitteilte. Die UBS nimmt dafür eine Belastung von fast einer Milliarde Dollar in Kauf.