Verluste im DAX Frankreich-Sorgen lassen den Aktienmarkt erzittern
Die Investoren reagieren äußert nervös auf die geplanten Neuwahlen in Frankreich. Der DAX sackt zeitweise unter die Marke von 18.000 Punkten und beendet die Handelswoche mit einem kräftigen Minus.
Für den DAX endet die Woche mit gleich zwei äußerst schwachen Handelstagen in Folge: Nach den gestrigen Kursverlusten fällt der deutsche Leitindex heute weiter zurück. Er schloss mit einem Abschlag von 1,4 Prozent auf 18.002 Punkten. Im Handelsverlauf war er zeitweise sogar unter die runde Marke gerutscht. Auf Wochensicht ergibt sich damit ein Minus von drei Prozent - es ist der höchste Verlust seit August des vergangenen Jahres.
Aus Sicht des Kapitalmarktstrategen Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets ist der DAX jetzt charttechnisch angeschlagen. Viele Anleger nützten dies als willkommene Gelegenheit, weitere Gewinne mitzunehmen. Börsenfachmann Andreas Lipkow sieht den DAX ebenfalls "in einer handelstechnischen Gefahrenzone". Um den Abwärtstrend zu stoppen, müsse der deutsche Leitindex den Kursbereich um die 18.350 Punkte zurückerobern, so der Experte.
Danach sieht es aktuell nicht aus, denn die geplante Neuwahl in Frankreich belastet die Stimmung an den Finanzmärkten massiv. Der französische Leitindex CAC 40 sank zeitweise um mehr als drei Prozent. "Der Schock über das Ergebnis der Europawahl und die nun anstehenden Neuwahlen in Frankreich sitzt nicht nur an der Börse in Paris, sondern auch in Frankfurt tief", kommentierte Analyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets.
"Marine le Pens 'Rassemblement National' könnte als stärkste Kraft aus den Wahlen hervorgehen und ihren erfolgreichen EU-Spitzenkandidaten Jordan Bardella als Premierminister ins Spiel bringen", schreiben die Fachleute der Helaba in ihrem Wochenausblick. "Dies dürfte den Reformkurs Frankreichs in einer ohnehin angespannten Haushaltslage deutlich erschweren. Größere Reform- und Sparanstrengungen dürften dann ausbleiben", lautet die Einschätzung. Eine Wende hin zu einer expansiveren Finanzpolitik in Frankreich könnte weitreichende Auswirkungen haben, meint auch Frederique Carrier, Analyst bei RBC Wealth Management.
Selbst die Stabilität des Euroraumes wird bereits debattiert: Die steigenden politischen Risiken treffen auf Staatsfinanzen, die sich nach Einschätzung von Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, in vielen Mitgliedsländern bereits in einer heiklen Situation befinden. "Eine funktionierende Währungsunion setzt eine enge Kooperation der Mitgliedsstaaten voraus, was rechte Parteien jedoch als Eingriff in die nationale Souveränität ablehnen", sagte Krämer.
Die Befürchtungen der Ökonomen und Marktbeobachter werden auch von den Ratingagenturen aufgenommen. Aus Sicht der Ratingagentur S&P bedroht die politische Entwicklung die Kreditwürdigkeit Frankreichs. S&P hatte Frankreich erst Ende Mai wegen hoher Defizite herabgestuft.
Die konkurrierenden Rating-Agenturen Moody's und Fitch haben ebenfalls bereits davor gewarnt, dass die aus den Wahlen resultierende Unsicherheit sich negativ auf die Kreditwürdigkeit Frankreichs auswirken könnte. "Potenzielle politische Instabilität ist ein Kreditrisiko angesichts der schwierigen fiskalischen Situation, die die nächste Regierung erben wird", erklärten die Moody's-Analysten.
Der Zollstreit mit China ist ein weiterer Belastungsfaktor. Trotz Warnungen der deutschen Autoindustrie hatte die EU-Kommission angekündigt, dass sie ab Juli bestimmte Elektroauto-Einfuhren aus China mit Sonderzöllen belegen könnte. Bis Anfang Juli soll nun verhandelt werden, ob die Maßnahmen noch abgewendet werden können. China hatte mit Gegenmaßnahmen gedroht.
"Hintergrund der DAX-Schwäche ist vor allem der Zollstreit zwischen der EU und China um E-Autos", kommentiert Christian Zoller, Marktexperte bei ING. "Sollte die EU ihre vorläufigen Zölle auf chinesische E-Autoimporte finalisieren und China, wie bereits angedroht, ebenfalls Zölle auf Autos aus der EU erheben, trifft dies vor allem die Autonation Nummer 1 in Europa: Deutschland."
Der Kurs des Euro hat heute die kräftigen Verluste vom Vortag fortgesetzt und ist auf den tiefsten Stand seit sechs Wochen gefallen. Erneut setzte die politische Unsicherheit in Frankreich nicht nur den Aktienmarkt, sondern auch die Gemeinschaftswährung unter Druck. Am Nachmittag fiel der Euro bis auf 1,0668 Dollar. Tiefer wurde er zuletzt Anfang Mai gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0686 (Donnerstag: 1,0784) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9358 (0,9272) Euro.
Die Facebook-Mutter Meta verzichtet nach einer Aufforderung der irischen Datenschutzbehörde zunächst auf die Einführung ihres KI-Assistenten Meta AI in Europa. Man sei enttäuscht über die Bitte, teilte der US-Konzern mit. Die für Meta zuständige Irish Data Protection Commission (DPC) habe im Namen der jeweiligen anderen Landesbehörden gebeten, die Entwicklung entsprechender Modelle mit öffentlich zugänglichem Material von Facebook und Instagram zu verschieben. Eine Stellungnahme der DPC lag zunächst nicht vor. Hintergrund ist ein Streit über die Verwendung persönlicher Daten bei der Ausbildung von KIs.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall sucht angesichts des Booms in der Branche dringend Personal und schaut sich beim Autozulieferer Continental um, der Stellen abbaut. Beide Unternehmen haben daher eine Absichtserklärung unterzeichnet, die darauf abzielt, "den in den nächsten Jahren stark wachsenden Personalbedarf von Rheinmetall teilweise durch die von der Transformation betroffenen Beschäftigten von Continental zu decken", wie Rheinmetall und Continental mitteilten.
Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky ist auf dem Weg zu einem Einstieg bei der Stahlsparte von Thyssenkrupp einen Schritt vorangekommen. Das Kartellamt billigte einen Anteilserwerb von 20 Prozent an Thyssenkrupp Steel duch die Kretinsky-Gesellschaft EP Corporate Group (EPCG), teilte die Behörde mit. Der Einstieg Kretinskys stelle "keine erhebliche Behinderung des Wettbewerbs dar", fügte der Sprecher hinzu. Die EPCG beteiligt sich in einem ersten Schritt mit 20 Prozent der Anteile an der Stahlsparte. Der Abschluss der Transaktion ist noch im laufenden Geschäftsjahr vorgesehen.
Tesla hat wegen der drohenden EU-Strafzölle auf Elektroautos aus China Preiserhöhungen bei seinem Bestseller Model 3 in Deutschland angekündigt. Angaben zum Ausmaß des Aufschlags machte Tesla dabei zunächst nicht. "Der Preis für das Model 3 wird sich aufgrund der erwarteten Einfuhrzölle ab dem 1. Juli 2024 voraussichtlich erhöhen", hieß es auf der Tesla-Website. Die Einfuhrzölle würden "wahrscheinlich auf alle in China hergestellte und in der EU verkaufte Elektrofahrzeuge erhoben".