Händler an der New York Stock Exchange
marktbericht

Tendenz uneinheitlich Wall Street wartet auf neue Impulse

Stand: 27.02.2024 22:17 Uhr

An der Wall Street bleiben die Anleger vor neuen Preisdaten weiter vorsichtig. Die großen Indizes fanden bei moderaten Schwankungen keine klare Richtung. Der DAX machte es derweil besser.

In Erwartung weiterer Hinweise auf die US-Geldpolitik haben sich Anleger mit Engagements an der Wall Street zurückgehalten. Die großen Aktienindizes schlossen uneinheitlich.

Der Standardwerteindex Dow Jones gab moderat um 0,25 Prozent nach und fiel mit 38.972 Punkten wieder knapp unter die Marke von 39.000 Punkten. Der breit gefasste S&P 500 stieg leicht um 0,17 Prozent. Am besten hielt sich die technologielastige Nasdaq, die um 0,37 Prozent zulegte. Der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte leicht um 0,21 Prozent vor und blieb damit knapp unter der Marke von 18.000 Punkten.

"Anleger gewöhnen sich daran, dass die Fed die Zinsen nicht so bald senken wird", sagte Peter Andersen, Gründer des Vermögensverwalters Andersen Capital. Gleichzeitig hofften sie auf eine "weiche Landung" der Wirtschaft, bei der die US-Notenbank die Inflation eindämmt, ohne die Konjunktur abzuwürgen.

Die am Donnerstag anstehenden Inflationsdaten dürften diese Einschätzung untermauern. Experten erwarten einen Anstieg des sogenannten PCE-Preisdeflators, des bevorzugten Inflationsbarometers der US-Notenbanker, um 0,4 Prozent im Monatsvergleich.

Am Freitag richtet sich der Blick zudem auf den ISM-Indikator aus der Industrie, der wichtige Hinweise auf den konjunkturellen Zustand der US-Wirtschaft gibt. Sollte es nun, wie von einigen Expertinnen und Experten erwartet, im Januar tatsächlich einen Preisschock gegeben haben, wäre dies, zusammen mit Verbesserungen beim ISM-Industrie-Index, ein weiterer Rückschlag für jene, die auf rasche und kräftige Zinssenkungen setzen.

Die Konsumstimmung in den USA hat sich im Februar überraschend eingetrübt, was Zinshoffnungen schürte. Das Barometer für die Verbraucherlaune fiel auf 106,7 Zähler von revidiert 110,9 Punkten im Januar, wie das private Institut Conference Board mitteilte. Befragte Experten hatten dagegen mit einem Zuwachs auf 115,0 Punkte gerechnet, nachdem es zuvor drei Anstiege in Folge gegeben hatte.

Die Verbraucher bewerteten ihre aktuelle Lage schlechter als zuletzt. Auch blicken sie weniger optimistisch auf die kommenden Monate. "Das spiegelt die anhaltende Unsicherheit über die US-Konjunktur wider", sagte die Chefvolkswirtin von Conference Board, Dana Peterson.

Das Interesse von institutionellen Investoren und Kleinanlegern gab derweil dem Bitcoin weiter kräftigen Rückenwind. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise gewann zwischenzeitlich über fünf Prozent und übersprang erstmals seit etwa zweieinhalb Jahren die Marke von 57.000 Dollar. Damit summierte sich das Plus seit Jahresbeginn auf etwa 33 Prozent, erst im Februar war die Cyberwährung über 50.000 Dollar gestiegen.

"Das 'Halving'-Fieber dürfte nun auch den letzten Anleger gepackt haben", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Vor allem kurzfristig orientierte Anleger griffen derzeit zu. Sie hofften auf weitere Kursgewinne durch die für Mitte April erwartete künstliche Verknappung der Cyber-Devise. Um Inflation zu verhindern, halbiert sich etwa alle vier Jahre die Bitcoin-Menge, die in einem bestimmten Zeitraum durch "Schürfen" neu gewonnen werden kann.

Weiteren Rückenwind erhalte die Kryptowährung seit Jahresbeginn von der US-Zulassung börsennotierter Fonds (ETF), die direkt in die Cyber-Devise investieren, sagte Justin d'Anethan, Manager beim auf Kryptowerte spezialisierten Vermögensverwalter Keyrock. "Es gibt nur ein begrenztes Angebot, aber die Nachfrage, die durch die Spot-ETFs ausgelöst wird, scheint unstillbar zu sein."

Der DAX scheint derzeit nicht zu bremsen: Im Handelsverlauf übersprang der deutsche Leitindex erstmals die Marke von 17.500 Punkten und stieg in der Spitze bis auf 17.563 Punkte, gleichzeitig ein neues Allzeithoch. Der Schlussstand lag nur knapp darunter bei 15.556 Punkten, ein Tagesgewinn von 0,76 Prozent.

Damit werden auch weiterhin kleinste Schwankungen genügen, um neue Bestmarken zu erzielen. Sogar die Marke von 18.000 Punkten gerät immer mehr ins Visier des Marktes. Gestern lag die Bestmarke noch bei 17.461, der Schlusskurs dann bei 17.423 Punkten. Auch der MDAX, der Index der mittelgroßen Werte, holte Verluste vom Vortag auf und gewann am Ende 0,69 Prozent auf 25.964 Zähler.

Damit profitiert auch der heimische Markt mehr und mehr von zwei großen Megatrends. Der unendlichen Fantasie der Anlegerinnen und Anleger zum Thema Künstliche Intelligenz (KI), aber auch der Hoffnung auf fallende Zinsen. Ein Ende ist derzeit nicht in Sicht, was dazu führt, dass kurze Rücksetzer auch auf dem aktuellen rekordhohen Niveau sofort zum Einstieg genutzt werden.

Schwächere Wirtschaftsdaten, von denen es vor allem in Deutschland derzeit genug gibt, werden an der Börse eher als Aufforderung an die europäische Zentralbank (EZB) interpretiert, den Zinssenkungsprozess einzuleiten.

Wegen der schwächelnden Konjunktur unter anderem in Deutschland werde die Europäische Zentralbank die Geldpolitik voraussichtlich eher lockern als die Notenbanken der USA oder Großbritanniens, sagte Morgane Delledonne, Investmentchefin für Europa beim Vermögensverwalter Global X.

Update Wirtschaft vom 27.02.2024

Antje Erhard, HR, tagesschau24, 27.02.2024 09:00 Uhr

Zum DAX-Höhenflug tragen die beiden Indexschwergewichte SAP und Siemens kräftig bei, die ebenfalls von Rekordhoch zu Rekordhoch laufen. Für SAP war es heute bei 175,06 Euro das dritte Rekordhoch in Folge, hier machte die Bank JPMorgan mit einem Kursziel von 205 Euro ein Aufwärtspotenzial von fast 20 Prozent aus.

Der Softwarekonzern profitiere derzeit von einer Wachstumsbeschleunigung, steigenden Margen und einem verbesserten Barmittelfluss. Dieser werde begünstigt von der laufenden Produktmigration und verstärkt von optimierten Kosten, argumentierte JPMorgan-Analyst Toby Ogg in seiner heute vorliegenden Studie.

Auch Siemens erreichte bei 176,88 Euro ein neues Rekordhoch und setzt damit seinen jüngsten Lauf fort. Das Analysehaus Jefferies hat das Kursziel für die Siemens-Aktie von 185 auf 225 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen.

Die Aktie des Technologiekonzerns sei vielleicht nicht so eine interessante Wette auf das Thema Künstliche Intelligenz (KI) wie die des Konkurrenten Schneider Electric, schrieb Analyst Simon Toennessen in einer heute vorliegenden Studie. Doch angesichts der angestrebten Ergebniswachstumsraten (EPS) bis 2026 und eines 30-prozentigen Bewertungsabschlags zu den Franzosen erscheine die Aktie äußerst attraktiv. Der Markt unterschätze weiterhin die Ergebnisstärke von Siemens.

Weiterhin pendelt der Euro auch im US-Handel leicht höher etwas oberhalb der Marke von 1,08 Dollar. Zuletzt notierte die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,0847 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs ebenfalls auf 1,0856 (Montag: 1,0852) US-Dollar fest.

Kursgewinne verzeichnete der japanische Yen. Am Markt wurde auf neue Inflationszahlen verwiesen, die etwas höher ausfielen als erwartet. Dies stärkte die Erwartung, dass sich die japanische Notenbank bald von ihrer extrem lockeren Geldpolitik ein Stück weit verabschieden könnte. Aktuell gehen viele Fachleute davon aus, dass die erste Zinsanhebung seit dem Jahr 2007 auf der übernächsten Sitzung im April erfolgen könnte.

Die Ölpreise wechseln im Tagesverlauf des Öfteren das Vorzeichen, haben sich aber mittlerweile auf höherem Niveau eingependelt: Ein Barrel der Nordseesorte Brent notiert derzeit bei 82,34 Dollar um 0,8 Prozent höher. Die Feinunze Gold verteuert sich leicht um 0,1 Prozent auf 2.011 Dollar.

Das Neugeschäft der US-Industrie hat zum Jahresstart spürbar an Fahrt verloren. Die Bestellungen für langlebige Güter wie Flugzeuge und Maschinen sanken im Januar um 6,1 Prozent zum Vormonat, wie das Handelsministerium heute mitteilte. Befragte Volkswirtinnen und Volkswirte hatten nur mit minus 4,5 Prozent gerechnet, nachdem es im Dezember einen Rückgang von revidiert 0,3 Prozent gegeben hatte.

"Belastet haben dürfte vor allem der schwache Ordereingang bei Boeing", sagte Helaba-Analyst Ralf Umlauf mit Blick auf den mit Problemen kämpfenden Flugzeugbauer. Ohne den Verkehrssektor fielen die Aufträge zum Jahresanfang nur um 0,3 Prozent. Experten hatten hier ein Plus von 0,2 Prozent erwartet.

Die Unternehmen in Deutschland wollen angesichts der Konjunkturkrise so wenig Personal einstellen wie seit drei Jahren nicht mehr. Das Beschäftigungsbarometer sank im Februar auf 94,9 Punkte nach 95,5 Zählern im Januar, wie das Münchner ifo-Institut zu seiner Firmenumfrage mitteilte. Das ist der niedrigste Stand seit Februar 2021. "Die wirtschaftlich flaue Entwicklung lässt die Unternehmen bei Neueinstellungen zögern", so ifo-Experte Klaus Wohlrabe. "Auch der Abbau von Arbeitsplätzen ist nicht mehr ausgeschlossen."

Das Barometer für das Konsumklima in Deutschland im März stieg erwartungsgemäß leicht um 0,6 auf minus 29,0 Punkte, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) heute mitteilten. "Die Konsumenten sind aber stark verunsichert", so NIM-Experte Rolf Bürkl. "Neben den nach wie vor steigenden Preisen dürften sicherlich schwächere Konjunkturprognosen für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr ein wichtiger Grund dafür sein." Zudem sei die Sparneigung auf dem höchsten Wert seit Juni 2008.

Auch die Aktie der Münchener Rück markierte heute bei 430,30 Euro ein Rekordniveau, ist allerdings danach wieder zurückgefallen. Seit Jahresbeginn liegt das Kursplus damit bei gut zehn Prozent, innerhalb eines Jahres sogar bei etwas über 30 Prozent.

Der Konzern hat im vergangenen Jahr seinen Nettogewinn auf 4,6 Milliarden Euro gesteigert. Das Unternehmen hatte sich selbst 4,5 Milliarden Euro zum Ziel gesetzt, Analystinnen und Analysten hatten mit knapp 4,6 Milliarden Euro gerechnet. Bereits am Abend hatte das Unternehmen angekündigt, seine Dividende deutlich anzuheben. Für das abgelaufene Jahr sollen 15 Euro je Aktie ausgeschüttet werden. Zusätzlich will der Rückversicherer eigene Aktien im Wert von bis zu 1,5 Milliarden Euro zurückkaufen. Im Ausblick zeigte sich der Vorstand zuversichtlich.

Die Bundeswehr hat bei Rheinmetall mobile Flugabwehrsysteme für 595 Millionen Euro bestellt. Vom System Skyranger 30 werden Ende 2024 ein Prototyp und danach weitere 18 Serienfahrzeuge geliefert, zusätzlich bestehe die Option für 30 weitere Einheiten, wie der Rüstungskonzern heute mitteilte. Das System schließe eine "akute Fähigkeitslücke" der mobilen Flugabwehr.

Als Erstkunde habe Österreich vor kurzem 36 Skyranger-Systeme in Auftrag gegeben, außerdem habe Ungarn einen Entwicklungsauftrag erteilt. Litauen prüfe ebenfalls die Anschaffung des Systems, und auch Dänemark habe eine Beschaffung angekündigt.

Der weltgrößte Industriegase-Konzern Linde erhöht im 31. Jahr in Folge die Dividende. Im laufenden Jahr würden pro Quartal 1,39 Dollar je Aktie ausgeschüttet, insgesamt also 5,56 Dollar je Anteilsschein, teilte der ehemalige DAX-Konzern Linde am Abend in Woking bei London mit. Das sind neun Prozent mehr als die 1,275 Dollar, die der amerikanisch-deutsche Konzern in den vergangenen vier Quartalen gezahlt hatte. Die nächste Quartalsdividende wird am 28. März ausgezahlt.

Puma rüstet von der nächsten Saison an einen vierten Fußball-Bundesligisten aus. Vorstandschef Arne Freundt kündigte eine langfristige Partnerschaft mit RB Leipzig an. Die Nummer drei auf dem Sportartikelmarkt löst damit Nike als offiziellen Ausrüster des Klubs ab. Laut Medienberichten zahlt Puma über zehn Jahre 15 Millionen Euro pro Jahr, insgesamt also 150 Millionen Euro.

Der Sportartikel-Hersteller hatte am Morgen einen Gewinnrückgang für das vergangene Jahr bekanntgegeben. 2023 wuchsen die Umsätze währungsbereinigt zwar um 6,6 Prozent auf 8,6 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente Puma im vergangenen Jahr aber mit 304,9 Millionen Euro 13,7 Prozent weniger als 2022. Die Aktie gab im MDAX über vier Prozent nach und war Indexschlusslicht.

Der Lufthansa-Konzern steht weiter in umfassenden Tarifauseinandersetzungen. Im schwelenden Konflikt um das Bodenpersonal hat die Gewerkschaft Verdi einen mehrtägigen Warnstreik ab Mittwoch angekündigt. Zum dreitägigen bundesweiten Ausstand bis Freitag aufgerufen seien unter anderem auch Beschäftigte und Auszubildende der Lufthansa Technik, Lufthansa Aviation Training und Lufthansa Technical Training, teilte Verdi am Abend mit. Zuletzt waren die Verhandlungen mit der Flugbegleitergewerkschaft UFO gescheitert, davor hatten die Piloten der Tochter Discover die Arbeit niedergelegt.

Zuletzt hatte der Konzern überraschend fast den gesamten Vorstand ausgewechselt. Nur Vorstandschef Spohr und Personalchef Niggemann bleiben im Führungsgremium des MDAX-Konzerns.

Der Chemiekonzern Lanxess muss eine Schrumpfung seines Vermögens um einen voraussichtlich mittleren bis hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag hinnehmen. Bei den Geschäftsbereichen Flavors & Fragrances und Polymer Additives sinke der Wert um 413 Millionen Euro, teilte das Unternehmen am Abend mit. Hintergrund für die Minderung des im Rahmen von Übernahmen entstandenen Goodwills sei eine in Teilen schwächer als erwartete Nachfrage insbesondere für 2023 und 2024.

Die Minderheitsbeteiligung am Gemeinschaftsunternehmen Envalior wird zudem voraussichtlich um einen niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag weniger wert sein. Alle Maßnahmen haben keine Auswirkungen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) vor Sondereinflüssen und sind nicht zahlungswirksam. Bei dieser Größe rechnet Lanxess damit, die mit 510 Millionen Euro bezifferten Erwartungen von Analysten in etwa zu erfüllen. Der Aktienkurs von Lanxess geriet dennoch unter Druck. Auf der Handelsplattform Tradegate sank er im Vergleich zum Xetra-Schluss um zwei Prozent.

Dank der anhaltend hohen Nachfrage der Autoindustrie hat der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr im vergangenen Jahr seinen Umsatz um 7,3 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro gesteigert. Das operative Ergebnis (Ebit) vor Sondereffekten legte sogar um knapp 21 Prozent auf 280,4 Millionen Euro zu. "Die Automatisierungstechnik ist ein Zukunftsgeschäftsfeld mit großem Wachstumspotenzial", so Firmenchef Jochen Weyrauch.

Der Autovermieter Sixt ermöglicht seinen Kunden nun Zugang zu fast 400.000 Ladepunkten im öffentlichen Ladenetzwerk der Volkswagen-Tochter Elli. Die zusammen mit Elli entwickelte Sixt-Charge-App vereinfache das Laden von E-Autos in Deutschland, Österreich, Frankreich und den Benelux-Ländern, teilte der Autovermieter mit. Sixt-Kunden brauchten damit keine Ladekarten, Apps oder Registrierungen von Drittanbietern mehr. Das Laden werden von Elli über die in der Sixt-App hinterlegte Kreditkarte abgerechnet.

Apple hat einem Medienbericht zufolge seine Arbeit an einem eigenen E-Auto aufgegeben und stärkt stattdessen die Sparte für Künstliche Intelligenz (KI). Der US-Konzern habe dies am Dienstag firmenintern bekanntgegeben, meldete die Agentur Bloomberg unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personen. Von den fast 2000 Mitarbeitern des E-Auto-Projekts sollten nun einige neue Aufgaben in der KI-Abteilung erhalten. Eine Stellungnahme von Apple lag zunächst nicht vor.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 27. Februar 2024 um 09:00 Uhr.