Dow Jones und S&P 500 Rekordlauf an der Wall Street
Die US-Anleger waren zum Wochenschluss auch am Aktienmarkt in Kauflaune. Am Black Friday, dem Brückentag nach dem Thanksgiving-Fest, setzten die Wall Street ihren Rekordlauf fort.
Die Wall Street hat am Black Friday, dem besonders für den Einzelhandel wichtigen Beginn des US-Weihnachtsgeschäfts, weiter zugelegt. Im Fokus standen Einzelhandelsunternehmen wie Target, Walmart und Nike, die allesamt zulegten. Sie wollen mit ihrer Rabattschlacht ein starkes Weihnachtsgeschäft in Gang setzen und haben Strategen zufolge gute Chancen darauf.
"Dieses Mega-Event ist ein zweischneidiges Schwert für den Einzelhandel. Es löst einen solchen Einkaufswahn aus, dass etwa drei Viertel der Menschen ihre Ausgaben im Vorfeld aufschieben", sagte Marktexpertin Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown.
Sowohl der Leitindex Dow Jones als auch der marktbreite S&P-500-Index markierten im Verlauf neue Rekordstände und auch an der Technologiebörse Nasdaq ging es ebenfalls bergauf.
Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, rückte am Ende um 0,42 Prozent vor auf 44.910 Punkte. Im Verlauf markierte der Index bei 45.071 Punkten eine neue Bestmarke. Damit ergab sich für das weltweit bekannteste Kursbarometer ein Wochengewinn von knapp 1,4 Prozent.
Durch den sogenannten "Trump Trade" sieht die November-Bilanz des Dow mit einem rund 7,5 Prozent großen Plus beeindruckend aus. Marktbeobachterinnen und Marktbeobachter sprachen daher zuletzt schon von einer "Jahresendrally", die häufiger schon im November stattfinde.
Der marktbreite S&P 500 gewann 0,56 Prozent auf 6.032 Punkte. Die neue Bestmarke lag bei 6.044 Punkten. An der Nasdaq ging es sogar knapp 0,83 Prozent bergauf, der Auswahlindex Nasdaq 100 stieg um 0,9 Prozent. Damit sind auch die Nasdaq-Indizes nicht mehr weit von ihren Rekordständen entfernt.
Die Aussagekraft der US-Tendenz war allerdings heute eingeschränkt, denn wegen des Brückentages nach dem gestrigen Thanksgiving-Fest schloss die Börse vorzeitig. Auch der Anleihehandel endete um 20.00 Uhr MEZ ebenfalls mit Zugewinnen.
Am letzten Handelstag im November nahmen die Bitcoin-Investoren erneut Anlauf auf die Marke von 100.000 Dollar. Die Krypto-Währung legte um über zwei Prozent auf rund 98.000 Dollar zu.
"Am Markt herrscht die berüchtigte Ruhe vor dem Sturm. Der Geduldsfaden scheint allerdings bereits strapaziert", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Sollte der Kurs wiederholt an der Marke scheitern, könnte dies als Verkaufssignal gewertet werden.
Danach sah es nicht unbedingt aus. Nach mauem Handelsstart am Morgen drehte der DAX im Gefolge ins Plus und baute seine Gewinne weiter aus. Am Ende ging der deutsche Leitindex bei 19.626 Punkten aus dem Handel, ein Tagesgewinn von 1,03 Prozent. Bis zum Rekordhoch bei 19.674 Punkten ist es nur noch ein Wimpernschlag.
In der Spitze ist der Index heute bis 19.640 Punkte gestiegen, nachdem das Tagestief am Morgen noch bei 19.380 Zählern gelegen hatte. Der DAX folgte damit der Wall Street, die sich am Brückentag nach dem gestrigen Thanksgiving-Feiertag ebenfalls freundlich präsentiert und weiter auf Rekordkurs bleibt.
Der DAX bleibt damit trotz aller politischen Risiken und schwachen Wirtschaftsdaten auf Klettertour. Schon gestern war er um 0,9 Prozent auf 19.425 Zähler vorgerückt und hat damit seit Jahresbeginn rund 17 Prozent zugelegt. Auf Wochensicht waren es 1,6 Prozent. Der MDAX der mittelgroßen Aktien drehte zwar auch noch leicht in die Gewinnzone, allerdings nicht so spektakulär wie der DAX. Am Ende rückt er um 0,36 Prozent auf 26.320 Zähler vor.
Helaba-Aktienstratege Markus Reinwand sieht für den deutschen Leitindex Luft nach oben: "Weiter sinkende Leitzinsen würden zusätzliche Bewertungsspielräume eröffnen." Sobald der neue US-Präsident "richtig loslegt, kann die Ruhe aber schnell vorbei sein", heißt es aber weiter.
Saisonal ist es nicht unüblich, dass es in den letzten Wochen des Jahres bergauf geht. Denn viele institutionelle Investoren wollen ihren Kunden höhere Jahresschlusskurse ausweisen, so dass viel Kurspflege betrieben wird. Doch in diesem Jahr entwickelten sich zum Endspurt 2024 vor allem politische Risiken zum Bremsklotz für die Börsen.
"Insbesondere die Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten, aber auch das Scheitern der Ampel-Koalition in Berlin sorgen dafür, dass politische Themen die Entwicklung von Konjunktur und Kapitalmärkten stärker als sonst beeinflussen und zumindest die gefühlte Prognoseunsicherheit noch größer als sonst ist", sagt Carsten Klude, Chefvolkswirt bei M.M.Warburg.
Am Devisenmarkt hat der Euro sich heute stabilisiert. zuletzt wurden im US-Handel 1,0560 Dollar für die Gemeinschaftswährung bezahlt, das war etwas mehr als am Vortag. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0562 (Donnerstag: 1,0542) Dollar fest.
Die Reaktionen der Marktteilnehmer auf neue Inflationsdaten aus Deutschland und der Eurozone fielen damit moderat aus. Nennenswerte weitere Konjunkturdaten standen am Nachmittag nicht mehr auf der Agenda.
An den Kapitalmärkten entwickelt sich Frankreich derweil zunehmend zum Sorgenkind. Frankreichs Ministerpräsident Michel Barnier steht mit seinem Haushaltsentwurf, der Einsparungen von rund 60 Milliarden Euro vorsieht, stark unter Druck. Die Rechtspopulistin Marine Le Pen vom Rassemblement National droht sogar mit einem Misstrauensvotum.
An den Anleihemärkten stiegen die Risikoprämien in dieser Woche stark an. Der Renditeabstand zwischen den zehnjährigen französischen und deutschen Papieren erklomm dabei den höchsten Stand seit 2012 zu Zeiten der Euroschuldenkrise.
"Die Minderheitsregierung unter Premierminister Michel Barnier steht unmittelbar vor dem Ende", sagt Christian Henke vom Broker IG. "Und gerade dieser warnt angesichts des sehr großen Lochs in der Staatskasse vor schweren Turbulenzen an den Börsen."
Die Preise für die von Deutschland aus aller Welt importierten Waren sind im Oktober schwächer als erwartet gefallen. Sie gaben um durchschnittlich 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat nach, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem größeren Minus gerechnet.
Den größten Einfluss auf die Gesamtentwicklung der Importpreise im Oktober hatten die Energieprodukte, erklärten die Statistiker. Sie verbilligten sich im Schnitt um 14,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Für den Import von Nahrungsmitteln mussten dagegen 7,3 Prozent mehr bezahlt werden als im Oktober 2023.
Da die deutsche Wirtschaft sehr viele Vorprodukte und Rohstoffe aus dem Ausland bezieht, kommen höhere Einfuhrpreise verzögert auch bei der allgemeinen Inflation an. Im November ist die Teuerungsrate für Verbraucher den zweiten Monat in Folge gestiegen - und zwar von 2,0 auf 2,2 Prozent.
Auch die Inflation in der Eurozone ist angestiegen: Die Verbraucherpreise kletterten im November um 2,3 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Im Oktober hatte die Inflationsrate bei 2,0 Prozent gelegen. Verantwortlich für den Anstieg der Jahresinflationsrate ist der im Jahresvergleich deutlich schwächer ausgefallene Rückgang der Energiepreise. Ökonomen machen Basiseffekte hierfür verantwortlich.
Viele Ökonomen erwarten bei der nächsten Zinssitzung Mitte Dezember eine weitere Senkung um 0,25 Prozentpunkte. Einige Experten spekulieren aber auch angesichts der schwachen Konjunktur auf eine Senkung um 0,50 Prozentpunkte. "Auch wenn inflationsseitig längst nicht alles im Lot ist, wird die EZB die Leitzinsen im Dezember senken", kommentiert Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei Hauck Aufhäuser Lampe. Auch aufgrund des noch hohen Lohnwachstums sei ein kleiner Zinsschritt näher als ein großer.
Die Ölpreise sind am Nachmittag ebenfalls leicht ins Plus gedreht. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet aktuell 0,3 Prozent mehr, der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI steigt um 0,5 Prozent.
Marktbeobachter verwiesen wie bereits am Vortag auf ein vergleichsweise geringes Handelsvolumen. In den USA sind viele Anlegerinnen und Anleger nach dem Feiertag zum US-Erntedankfest im verlängerten Wochenende und daher nicht an den Rohstoffmärkten aktiv. Auch im Wochenverlauf hielten sich die Kursbewegungen am Ölmarkt größtenteils in Grenzen. Die Anleger warten auf ein Treffen des Ölverbunds OPEC+, das auf die kommende Woche verschoben wurde.
Nach deutlichen Verlusten zu Beginn der Woche im Zuge des Waffenstillstands zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon liegt der Preis für Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee nun etwa zwei Dollar je Barrel niedriger als am Montag.
Unter den Einzelwerten im DAX zeigte die Aktie des Münchner Triebwerkshersteller MTU höhere Bewegungen. Sie stieg um fast drei Prozent und gehörte zu den größten Gewinnern im Index.
Denn MTU verspricht seinen Anlegern ein kräftiges Wachstum im nächsten Jahr: Der Umsatz soll 2025 zwischen 8,3 Milliarden und 8,5 Milliarden Euro liegen, nach 7,3 Milliarden bis 7,5 Milliarden Euro in diesem Jahr. Die Erlöse in der Wartung ziviler Flugzeuge sollen 2025 um einen niedrigen bis mittleren Zehner-Prozentsatz steigen, das Ersatzteilgeschäft um einen niedrigen Zehner-Prozentsatz. Im Militärgeschäft erwartet das Unternehmen demnach ein mittel bis hoch einstelliges Umsatzwachstum.
Rheinmetall hat in Litauen den nächsten Schritt für den Bau eines neuen Werks zur Herstellung von 155-Millimeter-Artilleriegeschossen gemacht. Der deutsche Rüstungskonzern und die Regierung des baltischen EU- und Nato-Landes unterzeichneten einen Pachtvertrag für ein 340 Hektar großes staatliches Grundstück in der Kleinstadt Baisogala und einen Vertrag über den Kauf von 155-mm-Munition. Dies teilte die Staatskanzlei in Vilnius mit. Demnach soll die Munitionsfabrik Mitte 2026 in Betrieb gehen und darin nach Fertigstellung pro Jahr Zehntausende Geschosse gefertigt werden.
Volkswagen hat die jüngsten Vorschläge von IG Metall und Betriebsrat zur Kostenentlastung als nicht ausreichend verworfen. "Eine nachhaltige Einsparung von 1,5 Milliarden Euro ist auch nach intensiver Analyse nicht feststellbar", teilte Europas größter Autobauer nach Abschluss nach Prüfung des Konzepts mit.
IG Metall und Betriebsrat hatten vergangene Woche einen eigenen Plan für die Zukunft von Volkswagen vorgestellt. Dem Konzern stellten sie dabei eine Kostenentlastung von 1,5 Milliarden Euro in Aussicht. Dafür will die Gewerkschaft eine mögliche Tariferhöhung in einen Zukunftsfonds einbringen und vorerst nicht auszahlen. Im Gegenzug sollte VW auf Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen verzichten. VW hatte daraufhin angekündigt, das Konzept zunächst finanziell bewerten zu müssen.
Delivery Hero hat für den geplanten Börsengang der Nahost-Tochter Talabat in Dubai einen endgültigen Angebotspreis festgelegt. Wie das Unternehmen mitteilte, wurde in Absprache mit den beratenden Banken der endgültige Angebotspreis für Aktien der Talabat auf 1,60 Dirham (0,41 Euro) je Aktie festgelegt. "Insgesamt werden 20 Prozent der Aktien der Talabat an Investoren verkauft. Dies entspricht einer Gesamtzahl von 4.657.648.125 Aktien", erklärte der deutsche Essenslieferant. Durch den Verkauf dieser Aktien will Delivery Hero einen Bruttoerlös von zirka zwei Milliarden Dollar erzielen.