Auf und ab an der Börse DAX holt an Thanksgiving wieder auf
Obwohl durch den Feiertag Thanksgiving keine Impulse von der Wall Street kamen, hat sich der DAX heute wieder nach oben gearbeitet. Die jüngsten Kursverluste machte der deutsche Leitindex fast wett.
Die "Schaukelbörse" der vergangenen Tage hat sich fortgesetzt: Nach zwei schwächeren Handelstagen am deutschen Aktienmarkt griffen die Anlegerinnen und Anleger heute wieder zu. Eine überraschend stabile Inflationsentwicklung in Deutschland stützte die Zinssenkungs-Hoffnungen am Markt und offenbar auch die Stimmung der Investoren. Der DAX schloss mit einem Plus von 0,85 Prozent bei 19.426 Punkten und machte die Verluste damit wieder wett.
Bis zum Rekord von 19.674 Punkte aus dem Oktober fehlen dem DAX aber noch fast 1,3 Prozent. Nach elf Monaten mit deutlichen Kursgewinnen sei noch nicht klar, wohin die Reise in den letzten vier Wochen des Jahres gehe, meint Jürgen Molnar von RoboMarkets. "Vielleicht kann ja ein starker Start ins Weihnachtsgeschäft am morgigen Black Friday in der kommenden Woche den Startschuss für eine Jahresendrally geben." Der DAX hat seit Jahresbeginn mehr als 14 Prozent zugelegt.
Die Marktbeobachter der Helaba sehen nun bei 19.468 Punkten einen charttechnischen Widerstand. Sollte der deutsche Leitindex diesen überspringen, wären weitere Kursgewinne wahrscheinlich. Heute fielen die Börsenumsätze angesichts fehlender Impulse von den US-Börsen überschaubar aus. Wegen des Feiertags Thanksgiving wird in New York gar nicht und am Schnäppchentag "Black Friday" nicht so lange wie üblich gehandelt.
Nach Einschätzung der Deutschen Bank trüben die wirtschaftlich mäßigen Aussichten für das Jahr 2025 nicht die guten Perspektiven an den Finanzmärkten. Während der Chefvolkswirt Robin Winkler im Rahmen eines Kapitalmarktausblicks die konjunkturellen Unsicherheiten hervorhob, wurden von Seiten der Anlagestrategen dennoch Chancen am Aktienmarkt betont. Nach einem "fantastischen Jahr 2024" mit einem DAX-Sprung um rund 15 Prozent gibt sich Anlagestratege Ulrich Stephan auch optimistisch für 2025. "Anleger sollten 2025 auf reale Werte wie Infrastruktur und Rohstoffe setzen, da Elektrifizierung und Digitalisierung voranschreiten."
Die Experten der Bank sehen den DAX am Ende des kommenden Jahres bei 20.500 Punkten, was im Vergleich zum aktuellen Stand einem Potenzial von fast sechs Prozent entspricht. Noch bessere Perspektiven sehen die Experten jedoch in den USA, den marktbreit aufgestellten S&P 500 erwarten sie mit 6.500 Punkten mehr als acht Prozent über dem aktuellen Niveau.
Im Fokus standen heute die deutschen Inflationsdaten. Die Teuerungsrate ist im November abermals gestiegen. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. "Für 2025 zeichnet sich eine Entspannung ab", erwartet VP Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde trotz des Inflationsanstieges den Leitzins im Dezember um weitere 0,25 Prozentpunkte zurücknehmen. "Der geldpolitische Lockerungskurs wird beibehalten, solange sich an der Projektion eines Inflationsrückgangs im kommenden Jahr nichts ändert."
Darüber hinaus gab es heute tendenziell positive Daten aus der Eurozone: Die Wirtschaftsstimmung hat sich im November unerwartet etwas aufgehellt. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) stieg zum Vormonat um 0,1 Punkte auf 95,8 Punkte, wie die Europäische Kommission bekanntgab. Bankvolkswirte hatten einen Rückgang erwartet.
Die Rendite französischer Anleihen lag heute erstmals vorübergehend auf dem gleichen Niveau wie die von griechischen Staatsanleihen. In den vergangenen Tagen waren die Renditen von französischen Staatsanleihen merklich gestiegen. Die Minderheitsregierung unter Premierminister Michel Barnier steht nach knapp drei Monaten vor ihrem möglichen Aus. Der rechtsnationale Front National droht, der Regierung in der kommenden Woche das Misstrauen auszusprechen. Barnier warnte vor "schweren Turbulenzen" an den Finanzmärkten angesichts des hohen Haushaltsdefizits.
Kreml-Herrscher Wladimir Putin hat sich zur starken Abwertung der Landeswährung Rubel geäußert. Diese sei kein Grund zur Panik, sagte Putin heute. Die teilweise starken Kursschwankungen seien auf Zahlungen an den Haushalt und saisonale Faktoren zurückzuführen. Die Situation sei unter Kontrolle. Allein gestern war der Rubel um mehr als sieben Prozent eingebrochen und zum Dollar auf den tiefsten Stand seit März 2022 gefallen, kurz nach Beginn des Überfalls auf die Ukraine. Durch das Eingreifen der Zentralbank wurde die Talfahrt vorerst gestoppt. Die Landeswährung wertete heute zum Dollar um 2,6 Prozent auf 110,20 auf. Den Daten der Moskauer Börse (MOEX) zufolge konnte der Rubel auch im Vergleich zum chinesischen Yuan leichte Kursgewinne auf 14,60 verbuchen.
Der kaum bewegte Euro kostete am Abend 1,0553 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0542 Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9485 Euro gekostet.
An den Rohstoffmärkten hielten sich die Investoren mit größeren Engagements im Thanksgiving-Handel zurück. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verteuerten sich jeweils um 0,8 Prozent auf 73,44 beziehungsweise 69,23 Dollar je Fass. Bis die Anlegerinnen und Anleger neue Erkenntnisse darüber gewinnen, ob und in welchen Ausmaß die OPEC+ ihre Förderpolitik ändert, braucht es noch etwas Geduld. Das ursprünglich für das Wochenende geplante Treffen der Produzentengruppe, die aus der Organisation erdölexportierender Länder und ihrer Verbündeten wie Russland besteht, wurde nun auf den 5. Dezember gelegt.
Spitzenreiter im DAX war heute der Airbus-Konzern. Die Titel verteuerten sich um mehr als vier Prozent, womit sie an die starke Vortagsentwicklung anknüpften. Zur Wochenmitte hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass der Triebwerkhersteller CFM ursprünglich für das Wartungssegment produzierte Triebwerke nun an den Flugzeugbauer abgeben dürfte. Eine entsprechende Einigung hätten die Unternehmen in diesem Monat erreicht, hieß es unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. "Das dürfte das Ziel von Airbus von 700 ausgelieferten Flugzeugen 2024 unterstützen", schrieb Analystin Sheila Kahyaoglu von der US-Bank Jefferies.
Aktien von Hugo Boss sackten dagegen um 8,5 Prozent ab. Auslöser der Verluste war ein Bericht im "Handelsblatt" über mögliche rechtliche Probleme für Firmenchef Daniel Grieder im Zusammenhang mit einem ursprünglich geplanten Einstieg von ihm beim Konzern. Eine Unternehmenssprecherin sagte dem Bericht zufolge, das Verhalten des Managers habe im Einklang mit geltendem Recht gestanden.
Der umstrittene Einstieg der Schweizer Großreederei MSC beim städtischen Hamburger Hafenlogistiker HHLA ist vollzogen. Wie das Unternehmen mitteilte, brachte die Stadt Hamburg heute ihre sämtlichen A-Aktien an der HHLA im Rahmen einer Sachkapitalerhöhung in das gemeinsame Joint Venture Port of Hamburg Betreibergesellschaft SE ein. Die Stadt und MSC wollen die HHLA gemeinsam führen, wobei die Stadt mit 50,1 Prozent und MSC mit 49,9 Prozent an der Betreibergesellschaft beteiligt sind. Mit der Übertragung der Aktien sei das freiwillige Übernahmeangebot erfolgreich abgeschlossen worden, teilte die Mediterranean Shipping Company mit. "Alle Angebotsbedingungen, einschließlich der Zustimmung der Hamburgischen Bürgerschaft sowie der fusionskontrollrechtlichen Freigaben durch die zuständigen Behörden sind erfüllt", hieß es.
Die Finanzaufsicht BaFin lockert einem Zeitungsbericht zufolge ihre Überwachung der Deutschen Bank. Das Mandat für den vor sechs Jahren installierten Sonderbeauftragten sei nicht verlängert worden, berichtete die "Welt" unter Berufung auf Finanzkreise. Die BaFin lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab, die Deutsche Bank wollte sich zunächst nicht dazu äußern. 2018 hatte die Behörde die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG eingesetzt, weil das Geldhaus von der Aufsicht monierte Mängel bei der Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung nicht wie gefordert beseitigt hatte. Es war damals das erste Mal, dass die BaFin zu einem solchen Schritt bei einer Bank in der Geldwäscheprävention griff.
Der Baustoffkonzern Heidelberg Materials stärkt sein Geschäft in den USA durch die Übernahme des Zementherstellers Giant Cement. Der Kaufpreis für das Unternehmen und seine Tochterfirmen liege bei rund 600 Millionen Dollar, teilte der DAX-Konzern mit. "Dieser Schritt folgt auf eine Reihe wichtiger Akquisitionen in diesem Jahr, die bereits zu unserem starken Ergebnis in Nordamerika beigetragen haben", sagte Vorstandschef Dominik von Achten. Mit dem Erwerb von Giant Cement werde das Geschäft im Südosten der USA und in den nordöstlichen New-England-Staaten ausgebaut, erläutere Nordamerika-Chef Chris Ward.
Die US-Kartellaufsicht Federal Trade Commission (FTC) hat einem Insider zufolge eine breit angelegte Untersuchung gegen Microsoft eingeleitet. Die Prüfung beziehe sich auch auf das Softwarelizenzierungs- und Cloud-Computing-Geschäft, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Die Behörde untersuche Vorwürfe, dass der Softwareriese seine Marktmacht missbrauche, indem er seine Kunden mit strafbewehrten Lizenzbedingungen daran hindere, ihre Daten von seinem Cloud-Dienst Azure auf andere konkurrierende Plattformen zu übertragen.
Als erster Mobilfunk-Anbieter weltweit will Telefonica Deutschland sein Netz mit Hilfe von Quantencomputern steuern. Die notwendige Technologie solle gemeinsam mit Amazon Web Services (AWS) entwickelt werden, teilte der Konzern mit. In der Pilotphase werde die Technologie dazu genutzt, um den optimalen Platz für Mobilfunkmasten zu ermitteln und die Kommunikation im Netzwerk zu verschlüsseln. Diese Erkenntnisse würden dann in die Entwicklung des Mobilfunknetzes nach dem künftigen 6G-Standard einfließen.
Der US-Telekommunikationskonzern T-Mobile bestätigt mehrere Hackerangriffe auf seine Systeme in den vergangenen Wochen. "Die Angreifer hatten jedoch keinen Zugriff auf sensible Kundendaten wie Anrufe, Sprachnachrichten oder SMS", sagte Jeff Simon, Chief Security Officer von T-Mobile, am Mittwoch. Interne Abwehrmaßnahmen hätten die Kundendaten geschützt, eine Unterbrechung der Dienste verhindert und ein weiteres Vordringen des Angriffs gestoppt. Wer dahinterstecke, sei noch unklar.
Der E-Commerce-Riese Amazon entwickelt einem Medienbericht zufolge eine neue Künstliche Intelligenz (KI), die neben Text auch Bilder und Videos verarbeiten kann. Das neue KI-Modell mit dem Codenamen "Olympus" soll Amazon unabhängiger von dem KI-Start-up Anthropic machen, wie das Technologieportal "The Information" unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtete. Das neue große Sprachmodell (LLM) soll es Kunden ermöglichen, mit einfachen Textanfragen nach bestimmten Szenen in Bildern und Videos zu suchen, etwa nach einem entscheidenden Basketball-Wurf.