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Auch US-Börsen schließen höher DAX knackt 15.800 Punkte nach EZB-Entscheid

Stand: 14.09.2023 22:32 Uhr

Nach der EZB-Zinserhöhung hoffen die Anleger am deutschen Aktienmarkt nun auf eine Pause. Das verhalf dem DAX zu Kursgewinnen. In den USA trieben Zinshoffnungen und Chip-Werte die US-Börsen an.

Nach dem heutigen Entscheid der Europäischen Zentralbanken (EZB) zeigen sich die Anlegerinnen und Anleger an den Aktienmärkten optimistisch, was eine baldige Zinspause angeht. Diese Hoffnung hievte den DAX über 15.800 Punkte und bescherte auch den US-Börsen moderate Gewinne.

Die EZB hatte heute den Leitzins in der Eurozone um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent angehoben. In der Regel reagieren Investoren verstimmt auf eine Zinserhöhung, da diese Aktien unattraktiver macht. Dieses Mal jedoch nicht. "Ein Verzicht auf die Zinsanhebung, eine Pause, hätte die Zinserhöhungserwartungen angesichts des noch hohen Inflationstempos lediglich auf die nächste Sitzung verschoben", erklärte Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust.

Die Marktteilnehmer werteten die zehnte Zinserhöhung in Folge und die Begleitaussagen daher lieber als Entschlossenheit im Ringen mit der hohen Inflation - und als vorerst letzte Straffung. "Mit diesem Zinsschritt ist jetzt erstmal Pause", betonte Ulrich Kater von der DekaBank. Auch für Thomas Gitzel von der VP Bank war es das nun erstmal: "Die EZB vollzieht heute noch einen Zinsschritt, in Anbetracht der wirtschaftlichen Risiken wird dies aber die letzte geldpolitische Straffung gewesen sein."

Nachdem der DAX am Morgen zeitweise bis auf 15.588 Punkte gesunken war, konnte er nach der EZB-Sitzung am Nachmittag wieder ordentlich Boden gutmachen. Das Börsenbarometer drehte zurück in die Gewinnzone und verharrte dort den restlichen Handelstag. Letztlich schloss der DAX 0,97 Prozent höher bei 15.805 Zählern.

Auf die Perspektive eines Zinsplateaus reagierten die Immobilienwerte besonders stark. Für die Aktien von Vonovia zum Beispiel ging es als DAX-Spitzenreiter um 5,1 Prozent nach oben bis nah an ihr Hoch vom März. Die Branche hatte unter den hohen Zinsen schwer gelitten. Am anderen DAX-Ende legten die am Vortag noch starken Autowerte den Rückwärtsgang ein. Im Sektor machen sich neuerdings Sorgen breit um vermehrte Konkurrenz aus China.

Die Hoffnung auf ein Ende der geldpolitischen Straffung in Europa verstärkte auch die Zinsgipfel-Erwartungen der US-Anleger. Sie erwarten, dass die US-Notenbank Fed bei ihrer nächsten Sitzung am 20. September eine Pause einlegt. "Wenn eine große Zentralbank beschließt, den Fuß vom Gas zu nehmen, machen alle mit", sagte Michael Green vom Vermögensverwalter Simplify. "Es herrscht im Moment das allgemeine Gefühl, dass der Zinserhöhungszyklus vorerst abgeschlossen ist."

"Die überwiegende Mehrheit der Marktteilnehmer geht weiterhin davon aus, dass die Fed in der kommenden Woche die Leitzinsen unverändert bei 5,5 Prozent belässt", schrieb auch Ulrich Stephan von der Deutschen Bank. Zwar waren die Verbraucherpreise im August gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Die Kerninflation fiel aber von 4,7 auf 4,3 Prozent, was vom Markt als positives Signal in Richtung einer Zinspause interpretiert wird.

Update Wirtschaft vom 14.09.2023

Antje Erhard, HR, tagesschau24

Dagegen sprechen allerdings die neuesten Konjunkturdaten. Im August legten die Umsätze im US-Einzelhandel das fünfte Mal in Folge zu und fielen zudem auch stärker als erwartet aus. Obendrein stieg die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die zuvor vier Mal in Folge rückläufig gewesen war, nicht so sehr wie erwartet. Dass die Erzeugerpreise im August dagegen stärker als erwartet stiegen, beunruhigte weniger, da der Anstieg größtenteils auf höhere Energiepreise zurückzuführen war.

Nach einem verhaltenen Start legten die US-Börsen spürbar zu. Der Leitindex Dow Jones kletterte wieder dicht unter die Marke von 35.000 Punkten und ging mit einem Plus von 0,96 Prozent bei 34.907 Zählern aus dem Handel. Auch der marktbreite S&P 500 und der technologielastige Nasdaq 100 notierten jeweils etwa 0,8 Prozent höher.

Der Euro hat im späteren US-Handel noch etwas weiter nachgegeben und erreichte bei 1,0632 US-Dollar den tiefsten Stand seit März. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung mit 1,0638 Dollar gehandelt. Die Talfahrt startete im Zuge der zehnten Leitzinsanhebung der EZB. Der Dollar kostete damit 0,9319 (0,9317) Euro.

Eine pessimistische Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) zur globalen Rohölversorgung treibt die Preise stark an. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November 93,48 US-Dollar. Das waren 1,61 Dollar mehr als am Vorabend. Mit 93,68 Dollar erreichte der Brent-Preis den höchsten Stand seit November 2022. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Oktober-Lieferung stieg um 1,51 Dollar auf 90,04 Dollar. Auch hier wurde mit 90,26 Dollar ein neues Zehn-Monats-Hoch erreicht. Prägend für die Stimmung am Ölmarkt bleibt das knappe Angebot.

Die Aktie des Chipdesigners Arm ist beeindruckend stark in ihren ersten Handelstag gestartet. Zu einem Preis von 51 US-Dollar und damit am oberen Ende der Ausgabespanne ausgegeben, wurde der erste Kurs bei 56,10 Dollar notiert. Letztlich ging die Aktie bei 63,59 Dollar aus dem Handel und lag damit um fast ein Viertel über dem Ausgabepreis. Der Börsengang von Arm ist der in diesem Jahr bislang größte mit 95,5 Millionen platzierten Anteilsscheinen und einem auf den Platzierungspreis bezogenen Börsenwert von 54,5 Milliarden Dollar.

Der Unterhaltungsriese Walt Disney hat laut Kreisen Sondierungsgespräche über den Verkauf der ABC-Gruppe und der dazugehörigen TV-Sender an Nexstar geführt. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine eingeweihte Person berichtete, sind die Gespräche vorläufig und beinhalten noch keine spezifische Bewertung. Eine Sprecherin von Nexstar lehnte gegenüber Bloomberg eine Stellungnahme ab. Disney reagierte nicht sofort auf eine Anfrage. Disney-Aktien legten in einem freundlichen Markt zuletzt um rund ein Prozent zu.

Der neue Bayer-Chef Bill Anderson will den Pharma- und Agrarkonzern Insidern zufolge mit einem Effizienzprogramm für dessen Neuaufstellung fit machen. Bevor Bayer eine neue Struktur bekomme, werde Anderson zunächst ein Programm für Bürokratieabbau und mehr Effizienz auflegen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von mehreren mit der Sache vertrauten Personen. Treffen dürfte dies vor allem die oberen und mittleren Führungsebenen, um flachere Hierarchien zu erreichen. Anderson wolle in der nächsten internen Strategiesitzung weitere Einzelheiten darlegen, sagte einer der Insider. Bayer wollte sich dazu nicht äußern.

Nach dem Milliardär Klaus-Michael Kühne erwägt nun auch der Hauptaktionär des Eurokai-Konzerns, Thomas Eckelmann, ein Gegenangebot für den geplanten HHLA-Deal der Stadt Hamburg mit der Reederei MSC abzugeben. "Dieser Deal wäre eine Katastrophe für den Hamburger Hafen. Deshalb erwäge ich für die Eurokai-Gruppe, dem Senat ein Gegenangebot zu MSC zu unterbreiten. Zu den gleichen Konditionen", sagte Eckelmann dem "Hamburger Abendblatt". Die weltweit größte Containerreederei MSC und der Senat hatten gestern mitgeteilt, dass das Schweizer Unternehmen beim Hamburger Hafenlogistiker HHLA einsteigen will.

Volkswagen baut Hunderte Stellen in seiner E-Auto-Fabrik in Zwickau ab. 269 befristete Verträge, die nach zwölfmonatiger Laufzeit in Kürze auslaufen, würden nicht verlängert, teilte das Unternehmen mit. Auch der Schichtbetrieb müsse voraussichtlich angepasst werden. Das konkrete Vorgehen werde in den nächsten Tagen mit der Arbeitnehmervertretung abgestimmt. Als Grund wurde "die aktuelle Marktsituation" genannt.

Verhandlungen bei Visa über eine mögliche Aktienumwandlung schicken die Titel in den Keller. Die Papiere bröckeln um drei Prozent ab. Der US-Kreditkarten-Anbieter hat mitgeteilt, er sei in Gesprächen mit seinen Klasse-B-Aktionären über eine Umwandlung ihrer Anteilsscheine in Aktien der Klasse A oder C. Eine Zustimmung der Aktionäre würde Analysten zufolge zu einer erhöhten Anzahl der Klasse-A-Aktien führen und ihren Wert drücken. Die Aktien der Klasse B, die zum Zeitpunkt des Börsengangs zugeteilt wurden, sind derzeit nicht frei handelbar.

Die US-Fluggesellschaft Delta hat trotz eines kräftigen Umsatzwachstums die Gewinnerwartungen für das wichtige Sommerquartal etwas gesenkt. Das Management peilt für die drei Monate bis Ende September nun zwar die obere Hälfte der bekannten Spanne für ein Umsatzplus von 11 bis 14 Prozent an, wie das Unternehmen bekannt gab. Weil der Spritpreis aber gestiegen sei, dürfte der Gewinn je Aktie nur noch bei 1,85 bis 2,05 US-Dollar liegen. Zuvor hatte die Konzernspitze des United Wettbewerbers noch 2,20 bis 2,50 Dollar ins Auge gefasst.

Der Münchener Mischkonzern Baywa setzt beim Bau eines Windparks in Spanien auf die Turbinen vom Anlagenbauer Nordex. Baywa habe einen Auftrag zur Lieferung und Errichtung von 24 Turbinen erteilt, teilte Nordex mit. Der Vertrag umfasse auch die Wartung der Anlagen für 25 Jahre. Ab Sommer nächsten Jahres sollen die Anlagen mit einer installierten Leistung von 5,9 Megawatt errichtet werden, die Inbetriebnahme ist im Frühjahr 2025 geplant. Der Park in Nordspanien entwickelt Baywa gemeinsam mit dem spanischen Unternehmen CEAR.

Die Google-Mutter Alphabet entlässt Hunderte Mitarbeiter aus ihrem globalen Rekrutierungsteam. Die Maßnahme sei nicht Teil einer großangelegten Kündigungswelle, teilte Google mit. Eine große Mehrheit des Teams solle für die Besetzung wichtiger Positionen beibehalten werden. Alphabet hatte im Januar rund 12.000 Stellen abgebaut und damit seine Belegschaft um sechs Prozent verringert. Alphabet ist das erste "Big-Tech"-Unternehmen, das in diesem Quartal Mitarbeiter entlässt, nachdem Konkurrenten wie Meta, Microsoft und Amazon Anfang 2023 einen aggressiven Stellenabbau vorgenommen hatten.

Die Kosmetik-Gruppe Douglas treibt Insidern zufolge die Vorbereitungen für ihren Börsengang voran. Das Bankenkonsortium, das einen Sprung auf das Börsenparkett vorbereiten solle, sei ausgewählt worden, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Zu den Banken gehörten Goldman Sachs, Citigroup, Unicredit, Deutsche Bank, UBS, hieß es. Douglas wollte die Angaben nicht kommentieren. Douglas peilt Insidern zufolge einen Börsengang für das kommende Jahr an.

Heute beginnt ein zweiwöchiger Generalstreik bei zwei großen LNG-Projekten des US-Energiekonzerns Chevron in Australien. Australien ist der weltgrößte Exporteur von Flüssiggas. Bei den Tarifverhandlungen geht es um Löhne und Arbeitsbedingungen in den Chevron-Werken Gorgon und Wheatstone, die mehr als fünf Prozent der weltweiten LNG-Produktion ausmachen. Die Hauptabnehmer des australischen Flüssiggases sitzen zwar in Asien. Händler gehen jedoch davon aus, dass eine Lieferunterbrechung den Wettbewerb verschärfen würde, da asiatische Kunden mit Europa um die Ladung konkurrieren würden, was zu Preisschwankungen auf dem europäischen Gasmarkt führen würde.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 14. September 2023 um 09:05 Uhr im Update Börse.