Händler an der New York Stock Exchange.
marktbericht

Wall Street dreht ins Minus US-Anleger ziehen sich zurück

Stand: 25.09.2024 22:25 Uhr

An der Wall Street ist zur Wochenmitte Ernüchterung eingekehrt. Anleger machen angesichts hoher Aktienbewertungen Kasse, zudem schwindet die China-Euphorie.

Die großen Aktienindizes der Wall Street haben ihre anfänglichen Gewinne im Verlauf nicht behaupten können und sind im Gefolge abgesackt. Dabei markierte der Leitindex Dow Jones ebenso wie der marktbreite S&P-500-Index im frühen Geschäft noch knapp neue Rekordhochs, ehe die Gewinne zu bröckeln begannen.

Der Dow, der zunächst bei 42.299 Punkten ein Rekordhoch erzielte, schloss am Ende bei 41.917 Punkten um 0,7 Prozent schwächer. Der S&P 500 konnte seine neue Bestmarke bei 5.741 Punkten ebenfalls nicht halten und ging bei 5.722 Zählern um 0,19 Prozent schwächer aus dem Handel. Da sich alle Indizes derzeit auf höchstem Niveau befinden, reichen schon kleine Veränderungen für neue Rekordstände, deren Aussagekraft aber eingeschränkt ist.

Die Technologiebörse Nasdaq schwankte nach gutem Start bis zuletzt um ihre Schlussstände und schnitt damit erneut etwas besser ab als die anderen Indizes. Der Nasdaq Composite-Index, der in der Spitze bis auf 18.155 Zähler zugelegte, schloss am Ende leicht 0,1 Prozent im Plus bei 18.082 Punkten. Der Auswahlindex Nasdaq 100 gewann leicht 0,14 Prozent auf 19.972 Punkte, das Tageshoch lag bei 20.043 Punkten.

Anders als Dow Jones und S&P 500 sind die Tech-Börsen zuletzt etwas unter ihren Rekordständen geblieben, bleiben aber damit ebenfalls auf hohem Niveau. Die Bestmarke beim Nasdaq Composite liegt bei 18.671 Punkten, beim Auswahlindex Nasdaq 100 bei 20.690 Zählern.

Zuletzt hatten eine deutliche Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) sowie die Erwartung weiterer geldpolitischer Lockerungen die Kurse angetrieben. Die US-Anleger hoffen zudem, dass die heimische Wirtschaft eine Rezession vermeiden kann. Vor allem dem Dow, aber auch dem marktbreiten S&P 500 beschert dies immer neue Höchstmarken. Das "Fed Watch Tool" der Optionsbörse CME weist inzwischen eine knapp 60-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine weitere große Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte im November aus.

Der S&P 500 und der Nasdaq sind in diesem Jahr aufgrund von Zinssenkungserwartungen und Optimismus in Bezug auf künstliche Intelligenz bisher um etwa 20 Prozent gestiegen. Nun kommen erste Zweifel auf, ob die Märkte nicht überzogen haben. "Der Markt ist ziemlich in die Höhe geschossen und wir erreichen möglicherweise Bewertungsniveaus, bei denen die Leute langsam Unbehagen verspüren", sagte Investmentexperte Scott Welch von Certuity.

Auch die Hoffnung auf einen Belebung der chinesischen Wirtschaft flaute wieder ab. Einige Analysten warnten, dass China die schwache Binnennachfrage möglicherweise nicht sofort ankurbeln dürfte.

Die in den USA notierten Aktien chinesischer Unternehmen fielen nach einem starken Anstieg gestern wieder. Alibaba verloren 1,78 Prozent, Li Auto sanken um rund drei Prozent und JD.com rutschten um 2,04 Prozent ab. Chinas Zentralbank hatte gestern ihr größtes Hilfspaket seit der Pandemie vorgestellt, um die Wirtschaft aus der Deflation zu holen und sie wieder in Richtung des Wachstumsziels der Regierung zu bringen. Heute folgte die Senkung des Zinssatzes für mittelfristige Kredite an Banken.

Unter den US-Einzelwerten gab Super-Schwergewicht Apple 0,44 Prozent nach und schloss damit deutlich über Tagestief. Insgesamt gingen die Smartphone-Verkäufe ausländischer Marken, inklusive iPhones, in China im August um 12,7 Prozent zum Vorjahr zurück. Dies ging aus den am Mittwoch veröffentlichten Daten des der Regierung angegliederten Forschungsunternehmens CAICT hervor.

Die Marke von 19.000 Punkten erweist sich im DAX aktuell als hohe Hürde. Nachdem der deutsche Leitindex gestern zum Handelsschluss die runde Marke knapp verfehlt hatte, reichte es dafür auch heute nicht ganz. Die Anleger zögern vielmehr, auf dem weiterhin hohen Niveau einzusteigen und halten ihr Pulver trocken. Der DAX schloss am Ende bei 18.918 Punkten um 0,41 Prozent niedriger.

Aktuell bleiben neue Höchststände bei dem derzeitigen Indexstand zwar in Reichweite, es fällt aber zunehmend schwerer, neue Kaufgründe zu finden. Deshalb ist der heutige Rücksetzer auch nichts Ungewöhnliches. Größere Abgabeneigung ist aber im Gegenzug auch nicht festzustellen, im Gegenteil: Vom Tagestief bei 18.840 Zählern ging es relativ schnell wieder nach oben.

Der MDAX der mittelgroßen Werte zeigte sich heute vom schwankenden DAX unbeeindruckt und gewann 0,91 Prozent hinzu auf 26.320 Punkte. Gegenüber dem Leitindex hat der stärker auf die heimische Wirtschaft fokussierte Index allerdings im laufenden Jahr noch sehr viel Rückstand aufzuholen.

"Die Luft über der 19.000er-Marke scheint dünn und die Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen weiterhin hoch zu sein", kommentiert Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets.

Charttechnikexperte Christian Zollner von der ING bleibt dagegen optimistisch gestimmt: "Der DAX befindet sich weiterhin in einem klaren Aufwärtstrend, trotz der bärischen Saisonalität." Rückläufe sollten daher nur temporär ausfallen, bevor es dann direkt weiter aufwärts gehe.

Einer der größten Verlierer im DAX war die schwer gewichtete SAP-Aktie. Mit einem Marktwert von rund 235 Milliarden Euro ist sie zudem das wertvollste Unternehmen im Leitindex. Im nachmittäglichen Handel hat sie sich aber von ihren Tiefständen noch gelöst und gab letztlich 2,4 Prozent nach. Zuvor lag das Minus schon bei knapp vier Prozent. Damit ist der jüngste Rekordlauf zumindest unterbrochen.

Belastend wirkte, dass das US-Justizministerium die Geschäfte von SAP und dem IT-Wiederverkäufer Carahsoft unter die Lupe nimmt. Wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht, laufen die Untersuchungen mit Blick auf mögliche Preisabsprachen schon mindestens seit dem Jahr 2022.

Fundamental hatten sowohl der DAX als auch die Wall Street gestern Rückenwind aus China erhalten, nachdem die chinesische Notenbank ein Konjunkturprogramm zur Stimulierung der Wirtschaft angekündigt hatte. Als Teil eines bereits angekündigten Maßnahmenpakets senkte Chinas Notenbank die Zinsen so deutlich wie nie zuvor.

"Die Wirtschaftsdaten aus China in den kommenden Wochen werden zeigen müssen, ob und wie stark der Stimulus wirkt", kommentierte am Mittwoch der CDC-Mangels-Experte Jochen Stanzl. Auch in Europa sei eine Abkühlung der Konjunktur zum größten Aktienrisiko geworden, ergänzte er. Denn die jüngsten Wirtschaftsdaten stellten den bald erwarteten Aufschwung in Frage. "Für Anleger bleibt nur die Hoffnung, dass die Medizin sinkender Leitzinsen der Zentralbanken schnell wirkt", so Stanzl.

Update Wirtschaft vom 25.09.2024

Stefan Wolff, HR, Update Wirtschaft, 25.09.2024 09:00 Uhr

An den Rohstoffmärkten ist derweil die anfängliche Euphorie über Chinas Konjunkturstimulierung schon wieder verflogen. Rohöl der Nordseesorte Brent verbilligte sich stetig um zuletzt gut zwei Prozent auf 72,89 Dollar je Barrel (159 Liter). Die US-Leichtölsorte WTI kostete 2,6 Prozent weniger auf 69,66 Dollar je Fass.

Die Ölpreise gaben damit ihre Gewinne vom Vortag wieder ab. Gestern hatte die Ankündigung der Notenbank Chinas, der lahmenden Wirtschaft stärker unter die Arme zu greifen, eine stärkere Nachfrage an den Rohstoffmärkten ausgelöst, was den Ölpreisen Auftrieb verlieh.

Gestützt wurden die Ölpreise zur Wochenmitte auch von der Sorge bezüglich einer Zuspitzung der geopolitischen Lage im Nahen Osten, wie es von Marktbeobachtern hieß. Zuletzt hatte Israel mit zahlreichen Luftangriffe im Libanon den militärischen Druck auf die Hisbollah-Miliz erhöht.

Der Kurs des Euro hat am Abend im US-Handel im Vergleich zum europäischen Geschäft erheblich an Wert verloren. Experten nannten besser als befürchtet ausgefallenen Daten vom US-Immobilienmarkt als Grund dafür. Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,1128 Dollar, nachdem sie Stunden zuvor bis auf 1,1214 Dollar gestiegen und damit so hoch wie seit dem vergangenen Sommer nicht mehr gehandelt worden war. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1194 (Dienstag: 1,1133) Dollar fest.

Generell profitierte der Euro zuletzt von der Hoffnung auf eine von den Notenbanken ausgehende, konjunkturelle Belebung in China und den USA. Ein Anziehen der wirtschaftlichen Aktivitäten in den beiden größten Volkswirtschaften der Welt würde auch den Außenhandel der Eurozone ankurbeln und so die Nachfrage nach Euro erhöhen.

Unterdessen setzt der Goldpreis seine Rekordjagd fort. Auch heute stieg das gelbe Edelmetall auf einen neuen Höchststand. In der Spitze wurden bisher 2.670 Dollar für eine Feinunze Gold gezahlt. Zuletzt notierte Gold allerdings bei 2.659 Dollar über zehn Dollar tiefer.

Sinkende US-Zinsen machen das Edelmetall attraktiver, wirft es selbst doch keine Zinsen ab. Hinzu kommen die fallenden Dollarkurse, die Gold für Käufer jenseits des Dollar-Raums günstiger machen und so die Nachfrage ankurbeln.

Inmitten des Übernahmestreits mit der italienischen UniCredit wechselt die Commerzbank ihren Vorstandschef aus. Finanzchefin Bettina Orlopp soll den aktuellen Vorstandsvorsitzenden Manfred Knof "zeitnah" ablösen. Knof habe Anfang September mitgeteilt, dass er keine zweite Amtszeit als Coba-Chef anstrebe, danach habe die Kandidatensuche begonnen.

UniCredit-Chef Andrea Orcel hat derweil die Vorzüge einer grenzüberschreitenden Fusion betont. Ein Zusammengehen mit der Commerzbank könne zum "Testfall für Europa" werden, das größere Banken brauche. Der Frankfurter DAX-Konzern passe strategisch gut zur italienischen Großbank.

Orcel macht aber auch klar: "Ohne den richtigen Grad an Unterstützung aller Beteiligten werden wir das Investment wieder rückgängig machen." Die Bundesregierung hatte die UniCredit vor einer feindlichen Übernahme der Commerzbank gewarnt.

Die Deutsche Bank sieht sich ihrem Finanzchef James von Moltke zufolge noch nicht bereit, an einer Konsolidierung der Branche in Europa teilzunehmen. Das Geldhaus müsse noch Arbeiten erledigen, bevor es dazu bereit sei, sagte von Moltke heute bei einer Banken-Konferenz in Frankfurt. Damit widersprach er indirekt Spekulationen, wonach das Institut in das Rennen um die Commerzbank einsteigen könnte.

Wer Postkarten und Briefe verschickt, muss sich auf steigende Preise einstellen. Die Bundesnetzagentur beabsichtigt, der Post bei Briefen eine Preisanhebung von rund 10,5 Prozent zu erlauben. Zuletzt hatte sich der Briefversand 2022 um 4,6 Prozent verteuert, Anfang 2025 folgt der nächste Anstieg. Wie hoch genau das Porto der jeweiligen Briefart sein wird, ist noch unklar - das entscheidet im nächsten Schritt die Post. Die neuen Preise sollen vom 1. Januar 2025 für zwei Jahre bis zum 31. Dezember 2026 gelten.

Grund für die Porto-Anhebung sind gestiegene Kosten, die der Logistiker schultern muss. Als sogenannter Universaldienstleister ist das Unternehmen verpflichtet, überall in Deutschland Sendungen zuzustellen - also auch am einsamen Bauernhof, wo der Zusteller recht viel Fahrtzeit braucht. Sowohl die Post als auch die Gewerkschaft ver.di kritisierten die Erhöhung in ersten Reaktionen als nicht ausreichend.

Der bis zu 20 Gramm schwere Standardbrief kostet im Inlandsversand derzeit 85 Cent, der bis zu 50 Gramm schwere Kompaktbrief 1 Euro und die Postkarte 70 Cent, hinzu kommen noch andere Briefarten. Branchenkennern zufolge könnte der Standardbrief künftig 95 Cent kosten. 2012 waren es nur 55 Cent gewesen, danach ging es Schritt für Schritt nach oben. 

Die IG Metall fordert zum Auftakt der Tarifverhandlungen für die rund 120.000 Volkswagen-Beschäftigten eine Beschäftigungssicherung über das Jahr 2030 hinaus und droht mit Streiks ab Dezember. "Der Winter kommt - und wir werden dann, wenn nötig, dem Vorstand richtig einheizen!", sagte IG-Metall-Chefunterhändler Thorsten Gröger. VW-Chefunterhändler Arne Meiswinkel bezeichnete die Situation bei VW als ernst und warnte: "Der internationale Wettbewerb droht an uns vorbeizuziehen."

Volkswagen hat die Lohnforderung der IG Metall zurückgewiesen und droht mit Gehaltseinbußen. "Statt Kostenbelastung brauchen wir Kostenentlastung", sagte VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel, Personalvorstand der Kernmarke Volkswagen, nach der ersten Verhandlungsrunde in Hannover. "Hierfür wird auch ein Beitrag der Beschäftigten erforderlich sein." 

Der Energietechnikkonzern Siemens Energy hat den Vertrag seines Vorstandschefs Christian Bruch um weitere fünf Jahre verlängert. Das Arbeitspapier des Managers laufe nun bis zum April 2030, teilte der DAX-Konzern am Abend im Anschluss an eine Aufsichtsratssitzung in München mit. Dass Bruch weiter das Vertrauen des Aufsichtsrats hat, hatte sich bereits vergangenes Jahr abgezeichnet. Bruch leitet Siemens Energy seit 2020.

Die konventionellen Geschäfte im Konzern habe Bruch mit seinem Team auf neue Ebenen gehoben und den existenziellen Verfall der Windkraftsparte Gamesa gestoppt, sagte Aufsichtsratschef Joe Kaeser, der ehemalige Siemens-Konzernchef.

Der schwächelnde Wechselrichterhersteller SMA Solar will wegen der Probleme im Geschäft mit privaten und gewerblichen Solaranlagen kräftig sparen und dazu voraussichtlich auch Jobs streichen. Der Vorstand will ein Restrukturierungs- und Transformationsprogramm auflegen, das Kosteneinsparungen von voraussichtlich 150 bis 200 Millionen Euro bringen soll, wie das SDAX-Unternehmen am späten Abend im hessischen Niestetal mitteilte.

Im Juni hatte der Konzern seine Prognose deutlich einstampfen müssen, die Aktie rutschte daraufhin kräftig ab. In diesem Jahr hat der Kurs über 70 Prozent an Wert eingebüßt. Sollten Prognoseänderungen erforderlich werden, würden diese mitgeteilt, hieß es vom Konzern weiter.

Die Baumarktkette Hornbach ist im ersten Halbjahr dank Kostensenkungen und einer starken Frühjahrssaison profitabler geworden. Während der Umsatz bei 3,44 Milliarden Euro verharrte, schnellte das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) um knapp 20 Prozent auf 265,4 Millionen Euro. Unter dem Strich blieben mit 180,8 Millionen Euro rund 35 Prozent mehr als vor Jahresfrist.

Im Tarifstreit bei Boeing haben die Mitglieder nach Gewerkschaftsangaben mehrheitlich das angehobene Gehaltsangebot des Flugzeugherstellers abgelehnt. Eine Umfrage unter den Mitgliedern habe ergeben, dass das Boeing-Angebot einer Gehaltserhöhung um 30 Prozent nicht ausreiche. Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung um 40 Prozent.

Der Facebook-Konzern Meta setzt auf Kameras in Brillen, damit seine KI-Software besser einschätzen kann, was Nutzer von ihr wollen. Die Idee dabei ist, dass der Chatbot Meta AI über die Geräte live sieht, worauf Nutzer gerade blicken, wie Konzernchef Mark Zuckerberg bei der Entwicklerkonferenz Meta Connect erläuterte. Das könnte zum Beispiel beim Kochen nützlich sein - oder wenn man eine neue Stadt erkundet. Mithilfe der Kamera könnte die KI sich aber auch die Stelle auf einem großen Parkplatz merken.

Eine weitere neue Funktion für die Brillen mit Kameras und kleinen Lautsprechern sind Live-Übersetzungen. Das soll zunächst für Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch funktionieren. Meta entwickelt die unter der Marke Ray-Ban verkauften Geräte gemeinsam mit dem weltgrößten Brillen-Konzern Luxottica.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 25. September 2024 um 09:00 Uhr.