
DAX verliert leicht Fed beruhigt die Wall Street
Trotz der aggressiven Zollpolitik der US-Regierung behält die Notenbank Fed ihren Zinssenkungskurs bei. Das half den New Yorker Börsen nach oben. In Europa machten vor allem Rüstungswerte Furore.
Dass die US-Notenbank Fed etwas skeptischer auf die Inflationsentwicklung in den Vereinigten Staaten blicken würde, war den Marktteilnehmern schon im Vorfeld klar gewesen. Sie fanden dennoch Positives an den geldpolitischen Signalen der Währungshüter, was die New Yorker Börsen stützte.
Der Leitindex Dow Jones baute seine Gewinne etwas aus und schloss 0,92 Prozent höher bei 41.964 Punkten. Am Dienstag hatte der US-Leitindex noch einen Verlust von 0,6 Prozent eingefahren.
Der am Dienstag besonders schwache Tech-Index Nasdaq 100 gewann 1,3 Prozent auf 19.736 Punkte. Wegen der tendenziell höheren Verschuldung der Technologieunternehmen ist der Sektor besonders sensibel für Zinsänderungen.
Wie erwartet, beließ die Fed ihren Leitzins unverändert bei 4,25 bis 4,5 Prozent. Jedoch signalisierten die Währungshüter wie schon bei der Januar-Sitzung im weiteren Jahresverlauf zwei Senkungsschritte. Zudem wollen sie den Verkauf ihrer Staatsanleihenbestände verlangsamen. Beides komme am Aktien- und Rentenmarkt gut an, kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Ihre Inflationsprognose erhöhten die Notenbanker vor allem angesichts der Unsicherheiten um die US-Zollpolitik leicht von 2,5 auf 2,7 Prozent, während sie die Wachstumsprognose für das BIP von zuletzt 2,1 auf 1,7 Prozent zurücknahmen.
Nach der jüngsten Rekordjagd gingen die Investoren in Deutschland etwas aus dem Risiko. Vor dem Zinsentscheid der Fed ging der DAX 0,4 Prozent tiefer mit 23.288,06 Punkten aus dem Handel. Am Dienstag hatte ihn noch die Aussicht auf milliardenschwere Investitionen in Infrastruktur und Rüstung auf ein Rekordhoch von 23.476 Punkten getrieben.
Die Kursreaktion war nicht ungewöhnlich, schließlich hatte der Markt eine vollendete Tatsache zu verarbeiten: Nachdem am Dienstag das erhoffte Ergebnis - die positive Abstimmung über das Finanzpaket im Bundestag - eingetreten war, fehlte erst einmal die Fantasie für weitere Kurssteigerungen.
Der Euro reagierte unter dem Strich kaum auf den Zinsentscheid der Fed. Am späten Abend notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,0899 Dollar. Sie blieb damit unter dem Vortagesstand, als sie mit 1,0953 Dollar den höchsten Stand seit Oktober erreicht hatte.
In der Türkei erschütterte der Haftbefehl gegen einen wichtigen Kontrahenten von Staatschef Recep Tayyip Erdogan die Finanzmärkte. Die Landeswährung Lira sackt zum Dollar auf ein Rekordtief ab; zwischenzeitlich mussten mehr als 41 Lira für einen Dollar gezahlt werden. Die Börse in Istanbul brach ein, auch die Anleihekurse waren auf Talfahrt.
Am Goldmarkt ging es zur Wochenmitte unterdessen weiter bergauf. Nach dem Fed-Entscheid markierte das gelbe Edelmetall ein weiteres Rekordhoch. Eine Feinunze Gold kostete in der Spitze 3.051 Dollar. Am Abend notierte das Edelmetall rund vier Dollar darunter.
Die Ölpreise zogen im Verlauf an. Zuvor waren sie zurückgefallen, nachdem Russland dem Vorschlag von US-Präsident Donald Trump zugestimmt hat, dass Moskau und Kiew ihre gegenseitigen Angriffe auf die Energieinfrastruktur vorübergehend einstellen. Das könnte dazu führen, dass mehr russisches Öl auf die Weltmärkte gelangt. Die Rohölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich bis zum späten Abend um 0,6 Prozent auf 70,87 Dollar je Barrel (159 Liter).
In den USA sind die Ölreserven in der vergangenen Woche gestiegen. Die Rohölvorräte legten um 1,7 Millionen auf 437,0 Millionen Barrel zu. Analysten hatten im Schnitt mit einem Anstieg um 1,0 Millionen Barrel gerechnet.
Die Google-Mutter Alphabet verstößt nach einer ersten Einschätzung der Europäischen Kommission gegen EU-Digitalregeln. Der Online-Riese ermögliche es nicht ausreichend, Verbraucher auf Angebote außerhalb der eigenen App Stores zu lenken. Auch bei der klassischen Google-Suche wird Alphabet vorgeworfen, gegen die Vorgaben zu verstoßen. Die Kommission hat in ihrer vorläufigen Einschätzung festgestellt, dass Alphabet eigene Dienste bevorzugt, etwa beim Shopping oder bei Hotelbuchungen. Dem Internet-Konzern drohen nun hohe Strafen, wenn er keine Änderungen vornimmt.
Die auffälligste Branche war der Rüstungssektor, dessen Vertreter unter starken Gewinnmitnahmen litten. Die Aktie von Rheinmetall rutschte mit minus 4,5 Prozent ans DAX-Ende. Auch weitere Branchenvertreter wie Hensoldt und Renk standen unter Druck.
Die zuletzt stark gestiegenen Aktien von Steyr Motors brachen um über 60 Prozent ein. Großaktionär Mutares will seinen Anteil an dem österreichischen Motorenhersteller reduzieren, um den Streubesitz der Aktien zu erhöhen. Mutares will eigenen Angaben zufolge aber Großaktionär bleiben. Seit Monatsbeginn hatten die Steyr-Aktien rund 1.300 Prozent gewonnen. Mutares-Aktien gaben im SDAX um fast 15 Prozent nach.
Die Deutsche Bank will ihr Filialnetz weiter ausdünnen und rund 2.000 Stellen streichen. "Wir werden sowohl bei der Deutschen Bank als auch bei der Postbank in erheblichem Umfang Filialen abbauen", sagte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing auf einer von Morgan Stanley organisierten Konferenz. Das Frankfurter Geldhaus hatte bereits im vergangenen Jahr 125 Filialen geschlossen, um die Kosten zu reduzieren.
Im DAX machte auch der Immobilienkonzern Vonovia auf sich aufmerksam. Der deutsche Branchenprimus will das operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) bis 2028 um rund 30 Prozent steigern und dann eine Spanne von 3,2 bis 3,5 Milliarden Euro erreichen. Im vergangenen Jahr erreichte die Kennzahl 2,6 Milliarden Euro. Unterm Strich schrieb Vonovia 2024 aber wegen einer weiteren Abwertung des Immobilienbestands einen Verlust von 962 Millionen Euro.
Der Volkswagen-Konzern hat den zuletzt guten Kursverlauf bei seiner Nutzfahrzeugholding Traton für einen lange erwarteten Anteilsverkauf genutzt. Die Wolfsburger platzierten im Rahmen eines beschleunigten Auktionsverfahrens rund 2,2 Prozent der Anteile an dem Lkw-Konzern und erlösten damit 360 Millionen Euro.
Mit neuen Flugzeugen und einem Luxusangebot für betuchte Passagiere will die Lufthansa sich wieder als Premium-Airline positionieren. Bis Ende 2027 will die Kerngesellschaft 61 neue Maschinen in den Dienst stellen. Das ist laut Vorstandschef Jens Ritter die größte Flottenerneuerung in der Geschichte der bald 100 Jahre alten Fluggesellschaft. "Im Schnitt heißt das alle zwei Wochen ein neues Flugzeug." Zugleich gab die Lufthansa nach fünfjähriger Verspätung den offiziellen Startschuss für ihre neue Erste Klasse, in der eine durch Seitenwände abgetrennte Kabine mit Doppelbett buchbar ist. Im vergangenen Jahr war der Gewinn des DAX-Konzerns um 18 Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro gefallen.
Die TUI-Aktie war nach einem positiven Analystenkommentar gefragt. Mit einem Plus von fast fünf Prozent stand sie an der Spitze des MDAX. Die US-Großbank JPMorgan nahm die Bewertung der Titel mit "Overweight" auf und setzte ein Kursziel von 12,00 Euro. Das "Risiko-Ertrags-Verhältnis" sei mittlerweile attraktiv.
Der SDAX-Konzern Südzucker dampft seine Dividende ein. Aktionäre sollen für das Geschäftsjahr 2024/25 (per Ende Februar) nur noch 0,20 Euro je Aktie erhalten - nach 0,90 Euro im Vorjahr. Das operative Ergebnis ging im abgelaufenen Geschäftsjahr um fast zwei Drittel zurück von 947 auf 340 Millionen Euro.
Die Aktie von PVA Tepla holte ihre hohen anfänglichen Verluste größtenteils wieder auf. Am Markt hatte die Zielvorgabe für das operative Ergebnis des Experten für Halbleiter- und Vakuumtechnologie zunächst für große Enttäuschung gesorgt. Im Tagestief waren die Papiere um fast elf Prozent abgesackt.
Die Aktie des Baumaschinenherstellers Wacker Neuson setzte ihren starken Lauf fort. Zum Handelsschluss lag sie mit 4,2 Prozent Plus an der Spitze des SDAX. Seit Jahresbeginn hat Wacker gut 50 Prozent zugelegt. Das Unternehmen dürfte von den geplanten Infrastrukturinvestitionen im Zuge des Finanzpakets profitieren, so die Hoffnung der Anleger.
Der Erfolg von Videospielen wie "Dungeon & Fighter Mobile" und "Delta Force" hat Tencent ein Quartalsergebnis über Markterwartungen beschert. Der Umsatz sei um elf Prozent auf umgerechnet 21,8 Milliarden Euro gestiegen, teilte der chinesische Technologiekonzern mit. Der Reingewinn liege bei 6,5 Milliarden Euro.
Die Tage des Großhandelskonzerns Metro an der Börse sind gezählt: Die Finanzaufsicht BaFin hat das Delisting-Angebot des tschechischen Großaktionärs Daniel Kretinsky genehmigt. Das Angebot mit dem Ziel, Metro von der Börse zu nehmen, starte mit dem heutigen Tage und ende am 16. April. Das Delisting werde voraussichtlich mit Ablauf der Annahmefrist wirksam, hieß es. Der Angebotspreis für die restlichen Anteile liegt bei 5,33 Euro je Aktie. Zuletzt hielt Kretinsky 49,99 Prozent der Metro-Anteile. Die beiden anderen Großaktionäre, Meridian und Beisheim, bleiben an dem Düsseldorfer Großhändler beteiligt.
Der Börsengang des Arzneiherstellers Stada dürfte womöglich noch etwas auf sich warten lassen. Die Eigentümer von Stada verschieben dem Vernehmen nach die geplante Börsenrückkehr des Generikaspezialisten auf September, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg und beruft sich dabei auf informierte Personen. Ursprünglich hatte der Börsengang noch vor Ostern stattfinden sollen.