Händler dem Parkett der New Yorker Börse.
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marktbericht

Verluste bei Dow & Co. Wall Street wieder im Rückwärtsgang

Stand: 18.03.2025 21:36 Uhr

Anders als in Europa herrschte an der Wall Street mal wieder Tristesse. Die unklare Zoll- und Geldpolitik stößt den US-Anlegern derzeit sauer auf. Hierzulande bleibt der DAX hingegen auf Rekordkurs.

Anders als in Europa tendierten die großen Aktienindizes der Wall Street heute wieder schwächer, nachdem sie sich zuletzt in einer Gegenbewegung etwas stabilisiert hatten. Der Leitindex Dow Jones fiel am Ende 0,62 Prozent auf 41.581 Punkte. Der marktbreite S&P 500 gab 1,1 Prozent und die Nasdaq gaben 1,7 Prozent nach. Der Auswahlindex Nasdaq 100 sackte um gut 1,6 Prozent ab.

Damit bot sich den US-Anlegern erneut ein tristes Bild. Auch eine Teileinigung von Präsident Trump und Russlands Präsident Putin im Ukraine-Konflikt sowie eine höher als erwartet ausgefallene Industrieproduktion im Februar änderte am derzeit schwachen Gesamtbild nichts. Denn seit Jahresanfang haben die großen Aktienindizes der Wall Street empfindliche Verluste verkraften müssen.

So hat der Leitindex Dow Jones im laufenden Jahr bisher gut 2,3 Prozent verloren, seit dem Amtsantritt Trumps am 20. Januar sogar fast sechs Prozent. Der marktbreite S&P 500-Index ist seit Jahresanfang um rund 4,5 Prozent gefallen. An der technologielastigen Nasdaq sind die Verluste noch deutlicher. Der Composite Index ist im laufenden Jahr bisher über neun Prozent gefallen, der Auswahlindex Nasdaq 100 gab etwas über sieben Prozent nach. Euphorie, wie sie die nach dem Wahlsieg Donald Trumps im November aufgekommen war, sieht jedenfalls anders aus.

Über allem steht derzeit an der Wall Street die Skepsis der Investoren zu den Auswirkungen der erratischen Zollpolitik der neuen Regierung auf die Wirtschaft sowie die zögerliche Haltung der Notenbank, die Zinswende weiter voran zu treiben. Beide Themen sind dabei eng miteinander verbunden.

Insbesondere die Frage, ob, und wenn ja, in welchem Ausmaß die von Trump angezettelten Handelskonflikte die Inflation anheizen, steht drohend im Raum. Zudem hatte sich die Inflation in den letzten Monaten ohnehin kaum bewegt und bleibt hartnäckig über der Zielmarke der Federal Reserve (Fed) von zwei Prozent.

Bei der heute begonnenen zweitägigen Zinssitzung der Fed rechnen Börsianer daher damit, dass diese die Zinsen stabil hält. Der Leitzins dürfte damit wie schon im Januar in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent verbleiben. Mehrere Notenbanker haben bereits im Vorfeld vor übereilten Maßnahmen gewarnt, da auf konkrete Daten zu den Auswirkungen der Zölle gewartet werden müsse.

Denn die Zollmaßnahmen von Präsident Donald Trump haben einen Handelsstreit mit wichtigen US-Handelspartnern ausgelöst und zu raschen Vergeltungsmaßnahmen geführt. Bankchef Powell wird wie immer nach der Sitzung am Mittwoch (ab 19.00 Uhr MEZ) über das Ergebnis informieren.

Es bestehe die Gefahr, dass die Zoll- und Einwanderungspolitik der Regierung unter Präsident Trump zu steigenden Warenpreisen beziehungsweise stärker zulegenden Löhnen führen könnte, kommentiert Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. "Die Fed dürfte vor diesem Hintergrund bei ihrem datenabhängigen Kurs bleiben und auf schwächere Inflations- und/oder Arbeitsmarktdaten warten, bevor sie die Zinszügel lockert."

Unter den Einzelwerten fiel das Papier von E-Autobauer Tesla erneut negativ auf. Das Brokerhaus RBC senkte sein Kursziel für die Aktie und verwies darauf, dass der Elektroautohersteller in China und Europa Marktanteile verliert. JP Morgan zufolge hat S&P seine Prognose für die Tesla-Produktion über alle Zeiträume und Regionen hinweg deutlich gesenkt, da die Verbraucher weiterhin negativ auf Maßnahmen und Aussagen des Managements reagierten.

Auch bei Tesla, dessen Chef und Großaktionär Elon Musk einer der engsten Berater der Trump-Regierung ist, ist die Euphorie nach der Wahl längst vorbei. Seit Jahresbeginn sind Tesla-Aktien um rund 44 Prozent abgerutscht. Heute schlossen sie bei 225,31 Dollar weitere 5,3 Prozent schwächer.

Mit Nvidia blieb ein weiterer Vortagsverlierer unter Druck: Die Titel des KI-Chipherstellers büßten 3,4 Prozent ein. Unternehmenschef Jensen Huang sprach bei der GTC-Konferenz zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) im kalifornischen San Jose. Zwar kündigte Huang auf der Messe neue Chips an, über allem steht aber die aufkommende und billigere chinesische Konkurrenz, die zuletzt Schockwellen durch die KI-Branche gesandt hatte.

Die Aussicht auf Hunderte von Milliarden frische Mittel trieb auch heute die heimische Börse weiter an. Besonders Rüstungswerte stehen derzeit im Fokus, schließlich soll ein Großteil des Geldes in die Verteidigung fließen.

Am Nachmittag kam dann die erwartete Bestätigung aus Berlin. Der Bundestag verabschiedete mit der nötigen Zweidrittelmehrheit die Änderung des Grundgesetzes zur Schuldenbremse und machte damit den Weg für das schuldenfinanzierte Finanzpaket frei. Am Freitag muss der Bundesrat aber noch zustimmen, notwendig ist in der Länderkammer ebenfalls eine Zweidrittelmehrheit.

Der Entscheid des Parlaments war an der Börse erwartet worden. Was die Anleger aber nicht davon abhielt, bei Aktien weiter zuzugreifen. Der Leitindex DAX stieg am Ende um 0,98 Prozent auf 23.380 Punkte. Noch stärker ging es mit den Werten aus der zweiten Reihe nach oben, der MDAX rückte um 1,55 Prozent auf 29.970 Prozent vor. Auch der Kleinwerteindex SDAX ist derzeit stark im Aufwind und legte fast drei Prozent zu. Er nähert sich allmählich seinem 2021 aufgestellten Rekord.

Der Leitindex bleibt damit auf Rekordkurs und trotzt damit auch weiterhin einer schwachen Wall Street. Er erreichte heute in der Spitze bei 23.476,01 Punkten ein neues Rekordhoch, das ein Punkt über der alten Bestmarke lag. Gestern war der DAX bereits 0,7 Prozent fester bei 23.154 Punkten aus dem Handel gegangen.

"Die deutsche Wirtschaft stagnierte insbesondere in den vergangenen Jahren stark. Von dieser Investitionsspritze wird nun erwartet, dass sie für Aufschwung sorgt", sagte Fiona Cincotta, leitende Marktanalystin bei City Index.

Die nächste Bundesregierung kann also voraussichtlich aus dem Vollen schöpfen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen, wie sie sich in den Börsenkursen widerspiegeln. Aber es gibt auch warnende Stimmen zur kreditfinanzierten Konjunkturspritze.

"Wegen der Aussicht auf die Fiskal-Bazooka sausen die Erwartungen nach oben", kommentierte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank und fügt an: "Das ist viel Fantasie, die sich erst noch bewahrheiten muss. Derzeit wird die Zukunft in Rosa getaucht, die Gegenwart sieht dagegen weiter trüber aus."

"Dieses Verschuldungspaket kann nur funktionieren, wenn die neue Regierung die strukturellen Probleme in unserem Land konsequent angeht und dringend notwendige Reformen umsetzt - sonst versandet das Geld", sagte Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer. "Quälend lange Genehmigungsprozesse, veraltete Verwaltungen, marode Infrastruktur, hohe Steuern und lähmende Bürokratie müssen endlich der Vergangenheit angehören."

Wie so oft sei vermutlich nicht alles Gold, was glänze, schreiben die Marktbeobachter der Helaba. "Zu beachten sind die Auswirkungen der schuldenfinanzierten Programme auf das allgemeine Zinsniveau", so die Fachleute. Am Rentenmarkt ist die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen bereits auf rund 2,80 Prozent gestiegen, das sind gut 30 bis 40 Basispunkte mehr, als vor der Bekanntgabe des Schuldenpakets.

Die Aussicht auf einen kräftigen Konjunkturimpuls beflügelt derweil auch die Stimmung der institutionellen Investoren. Das ZEW-Barometer für die Konjunkturaussichten in den kommenden sechs Monaten stieg im März um 25,6 Punkte auf plus 51,6 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Umfrage unter 154 Anlegern und Analysten mitteilte. Dies ist der stärkste Anstieg seit mehr als zwei Jahren und das höchste Niveau seit gut drei Jahren.

"Positive Signale bezüglich der künftigen deutschen Fiskalpolitik, wie etwa die Einigung über das milliardenschwere Finanzpaket für den Bundeshaushalt, dürften zur Stimmungsaufhellung beigetragen haben", kommentierte ZEW-Chef Achim Wambach die Entwicklung. "Insbesondere verbessern sich die Aussichten für die Metall-, Maschinen- und Stahlproduktion."

Mit der immer näher rückenden Perspektive hoher Investitionen des Bundes in die deutsche Verteidigung haben die Kurse der Rüstungsbranche heute wieder Rekordmarken erreicht. Im DAX stiegen Rheinmetall in der Spitze um über 5,6 Prozent auf 1.445,50 Euro. Es war der fünfte Börsentag in Folge mit einem Rekordhoch.

Im MDAX erreichten Hensoldt ihr Tageshoch bei 81,00 Euro, am Ende stand ein Gewinnen von 5,7 Prozent auf 78,45 Euro. Im noch jungen Börsenjahr 2025 hat sich der Kurs mehr als verdoppelt. Auch das Papier von Thyssenkrupp gehörte im Index zu den Rüstungsgewinnern. Dreh- und Angelpunkt der Rally ist die Sparte Marine Systems (TKMS), für die 2025 ein Börsengang in Erwägung gezogen wird. Heute schafften es die Aktien des Industriekonzerns erstmals seit Januar 2022 erstmals wieder über die 10-Euro-Marke und waren Tagessieger im MDAX.

Der Kurs des Euro hat heute bei 1,0953 Dollar in der Spitze auf den höchsten Stand seit Oktober 2024 zugelegt, fiel danach aber zurück. Zuletzt wurden wieder 1,0941 Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0918 (Montag: 1,0903) Dollar fest.

Der Euro profitierte von der guten Stimmung an den Aktienmärkten im Zuge der Abstimmung im Deutschen Bundestag über das von Union, SPD und Grünen ausgehandelte Schuldenpaket. Der Dollar stand zuletzt wegen der unklaren Folgen der US-Zollpolitik unter Druck.

Die Rekordjagd beim Goldpreis geht weiter. Nach einer Verschnaufpause gestern verteuert sich das Edelmetall heute um 1,2 Prozent auf 3.035 Dollar je Feinunze und erklimmt damit eine Bestmarke. Anleger greifen derzeit beherzt beim als sicherer Hafen geltenden Gold zu, da sie unter anderem negative Auswirkungen der US-Handelspolitik auf die Konjunktur fürchten.

"Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Fragilität und der erhöhten geopolitischen Unsicherheit wird erwartet, dass die Goldnachfrage hoch bleiben wird", kommentiert Ricardo Evangelista, Analyst beim Broker ActivTrades.

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat bestätigt, dass das US-Technologieunternehmen Apple eine überragende marktübergreifende Bedeutung für den Wettbewerb hat. Damit ist für das Bundeskartellamt der Weg frei, dem Konzern in einem zweiten Schritt bestimmte Geschäftspraktiken zu verbieten, die aus Sicht der Kartellhüter den Wettbewerb gefährden. (Az. KVB 61/23)

Der Volkswagen-Konzern nutzt den zuletzt guten Kursverlauf bei seiner Nutzfahrzeugholding Traton für einen lange erwarteten Anteilsverkauf. Die Wolfsburger wollen im Rahmen eines beschleunigten Auktionsverfahrens bis zu 11 Millionen Anteile verkaufen und damit ihren Anteil von 89,7 Prozent auf rund 87,5 Prozent reduzieren, wie der DAX-Konzern am Abend nach Börsenschluss mitteilte. Der Traton-Kurs ist seit Beginn dieses Jahres bisher um mehr als ein Viertel gestiegen.

Mit dem Verkauf könnte Volkswagen zum jüngsten Xetra-Schlusskurs gerechnet bis zu knapp 392 Millionen Euro Erlös einstreichen. Bei großen Platzierungen müssen aber üblicherweise Abschläge in Kauf genommen werden. Platzierungspreis und Ergebnis will Volkswagen nach Abschluss mitteilen.

Der Schritt hatte sich lange angedeutet. Traton-Investoren und das Traton-Management hatten des Öfteren zum Ausdruck gebracht, dass sie einen größeren Streubesitz des Lkw-Konzerns befürworten würden. VW-Konzernchef Oliver Blume hatte wiederholt betont, dass man aber mit 75 Prozent plus einer Aktie größter und bestimmender Aktionär der Münchner (MAN, Scania, International, VW Truck & Bus) bleiben wolle.

Siemens will mehr als 6.000 Arbeitsplätze vor allem im Automatisierungsgeschäft streichen, knapp die Hälfte davon in Deutschland. In der Industrieautomatisierung, dem Kern des langjährigen Aushängeschilds Digital Industries, sollen allein 5.600 Stellen wegfallen, davon 2.500 in Deutschland.

Die Pläne seien den Arbeitnehmervertretern heute vorgestellt worden, erklärte der Münchner Technologiekonzern. Zudem stehen 450 Stellen im Geschäft mit Ladesäulen für Elektroautos zur Disposition, das nie richtig in Schwung gekommen ist und nun aus der Gebäudetechnik-Sparte Smart Infrastructure ausgegliedert werden soll.

Trotz eines verhaltenen Ausblicks auf das laufende Jahr sind die Aktien von Fraport am Nachmittag noch ins Plus gedreht. Der Fokus der zunächst enttäuschten Anleger lag zuletzt auf ermutigenden Aussagen zum freien Barmittelfluss. Die Papiere stiegen im MDAX um 1,5 Prozent und näherten sich damit wieder dem Anfang 2025 erreichten Dreijahreshoch bei 60 Euro.

Laut Geschäftsbericht dürfte das Passagieraufkommen an Deutschlands größtem Airport erst 2027 oder 2028 wieder das Niveau von über 70 Millionen aus dem Rekordjahr 2019 erreichen. Vor einem Jahr hatte der Vorstand noch 2026 angepeilt. Dies sei aber inzwischen unmöglich, sagte heute Firmenchef Stefan Schulte.

Nach einem durchwachsenen Jahr stellt sich Fraport 2025 allenfalls auf leichte Zuwächse ein. Jefferies-Analyst Graham Hunt attestierte dem Flughafenbetreiber dürftige Ergebnisse und einen schwachen Ausblick. Die Enttäuschung darüber paare sich dann noch mit einer fehlenden Dividendenzusage für das laufende Jahr.

Südzucker will nach einem deutlichen Gewinnrückgang die Dividende kürzen. Aktionäre sollen für das Geschäftsjahr 2024/25 (per Ende Februar) 0,20 Euro je Aktie erhalten - nach 0,90 Euro im Vorjahr, wie das Unternehmen am Abend nach Börsenschluss in Mannheim mitteilte.

Der Konzernumsatz sank vorläufigen Berechnungen zufolge von 10,3 Milliarden auf rund 9,7 Milliarden Euro und lag dem Zuckerkonzern zufolge in der avisierten Spanne. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel hingegen mit rund 715 Millionen Euro besser aus, als vom Unternehmen in Aussicht gestellt. Allerdings sank es im Vergleich zum Vorjahreswert von gut 1,1 Milliarden Euro deutlich. Die bereits für das laufende Geschäftsjahr abgegebene Prognose bestätigte Südzucker.

Die Kursfantasie bei den Aktien von Steyr Motors setzte sich heute fort. In nur gut zwei Wochen hat sich der Aktienkurs in etwa versechzehnfacht. Am 11. März hatte das Unternehmen eine Vereinbarung mit Rheinmetall über die Entwicklung und Lieferung von Motoren für den militärischen Einsatz veröffentlicht. Daraufhin beschleunigte sich der Kursanstieg massiv.

Großaktionär von Steyr Motors ist die Beteiligungsgruppe Mutares, die im SDAX enthalten ist. Mutares erklärten am Abend, man wolle den Anteil an Steyr reduzieren.

Die Kursrally von Rheinmetall könnte bald zu einer Aufnahme der Aktien des Rüstungskonzerns in den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 führen. Auf Basis des Schlusskurses vom 17. März liege Rheinmetall nun über der Schwelle für einen sogenannten Fast Entry im Juni, schrieb Analyst Pankaj Gupta von der US-Bank JPMorgan. Die Rheinmetall-Aktien sind seit Beginn des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine im Aufwind. Allein 2025 haben die Aktien ihren Wert schon mehr als verdoppelt auf 1.368 Euro. Vor Kriegsbeginn im Februar 2022 hatten sie noch um die 100 Euro gekostet.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 18. März 2025 um 09:00 Uhr.