Netflix stützt die Märkte Wall Street beendet Verlustserie
Die Woche an der Wall Street hat nach drei Verlusttagen in Folge einen versöhnlichen Abschluss gefunden. Dabei gab vor allem Netflix einen Schub. Der DAX eroberte die 15.000 Punkte-Marke zurück.
Nachdem die neu entfachten Rezessionsängste, ausgelöst durch schwache Konjunkturdaten und einem trüben Ausblick der US-Notenbank Fed, der Wall Street drei Tage in Folge Verluste eingebrockt hatten, haben die Anleger heute wieder zugegriffen. Bei den am Ende klaren Gewinnen half den Börsen besonders die unerwartet guten Quartalszahlen von Netflix. Auch der DAX kletterte wieder über eine wichtige Marke.
Der Dow Jones startete zwar erneut im Minus, drehte aber im Verlauf in die Gewinnzone. Letztlich ging er 1,0 Prozent höher bei 33.375 Punkten aus dem Handel. Trotzdem muss der US-Leitindex einen relativ hohen Wochenverlust von rund 2,7 Prozent hinnehmen.
Der marktbreite S&P 500 gewann 1,89 Prozent. Noch stärker legte der technologielastige Nasdaq 100 mit einem Plus von 2,86 Prozent zu, womit der 2022 besonders gebeutelte Index nun schon die dritte Woche mit Gewinnen hinter sich hat.
Für die gute Stimmung im Tech-Sektor zum Wochenausklang sorgten vor allem die starken Abonnentenzahlen des Streaming-Pioniers Netflix. Die Aktien stiegen bereits zu Handelsbeginn um sechs Prozent auf ein Neunmonatshoch und bauten ihre Kursgewinne im Anschluss weiter aus. Die Reaktionen der Analysten ließen nicht lange auf sich warten, zahlreiche Geldhäuser hoben ihre Kursziele an.
Doch auch der angekündigte massive Stellenabbau der Google-Mutter Alphabet, die damit anderen Tech-Riesen wie Microsoft, Amazon und Facebook-Mutter Meta folgt, stieß auf ein positives Echo bei den Investoren. Die Papiere notierten dank der Aussicht auf geringere Personalkosten zeitweise 4,7 Prozent fester.
Gestützt hätten zudem Spekulationen, dass ein Großteil der schlechten Unternehmensnachrichten bereits eingepreist sei, hieß es am Markt. Die heutigen Daten vom US-Immobilienmarkt zeigten dagegen kaum Wirkung auf die Kurse. Die Verkäufe bestehender Häuser in den USA, einer der wichtigsten Kennziffern, sind im Dezember zum elften Mal in Folge gesunken. Damit setzt sich der Abwärtstrend fort. Mit 1,5 Prozent fällt das Minus allerdings geringer aus als von Experten erwartet. Diese hatten mit einem Rückgang um 4,5 Prozent gerechnet.
"Der Dezember war ein weiterer schwieriger Monat für Käufer, die weiterhin mit einem begrenzten Bestand und hohen Hypothekenzinsen konfrontiert sind", sagte Lawrence Yun, Chefökonom des amerikanischen Handelsverbands National Association of Realtors (NAR). "Es ist jedoch zu erwarten, dass die Verkäufe bald wieder anziehen werden, da die Hypothekenzinsen nach ihrem Höchststand Ende letzten Jahres deutlich gesunken sind."
Der DAX hat nach den drastischen Verlusten vom Vortag die psychologisch wichtige Marke von 15.000 Punkten zurückerobert. Gestern hatten die Rezessionssorgen in den USA die Jahresanfangsrally im deutschen Leitindex vorerst beendet.
Heute kämpfte sich das Börsenbarometer jedoch zurück und schloss 0,76 Prozent höher bei 15.034 Zählern. Auch wenn sich der DAX damit etwas erholte, musste er mit einem Minus von 0,35 Prozent den ersten - wenn auch minimalen - Wochenverlust des neuen Börsenjahres hinnehmen. Seit Anfang Januar steht bei den deutschen Standardwerten aber unter dem Strich immer noch ein Zuwachs von knapp acht Prozent.
Das Festhalten von Christine Lagarde, Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), am geldpolitischen Straffungskurs im Kampf gegen die Inflation hatte am Vortag ebenfalls für Unbehagen bei den Investoren gesorgt. Heute bekräftigte die oberste Währungshüterin noch einmal. "Kurs zu halten ist mein geldpolitisches Mantra", sagte Lagarde während einer Diskussionsrunde auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Dies gelte auch unabhängig davon, dass der Höhepunkt der Inflation erreicht scheine. Börsianer rechnen damit, dass die jüngste Zinserhöhung der EZB um 50 Basispunkte nicht die letzte ihrer Art gewesen sein dürfte.
Die Kursgewinne hielten sich deswegen heute in Grenzen, auch wenn die Erzeugerpreise aus Deutschland erneut eine Entspannung an der Teuerungsfront signalisierten, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege vom Handelshaus RoboMarkets. Die Hersteller senkten ihre Preise im Dezember bereits den dritten Monat in Folge - ein Hinweis auf eine weitere Abschwächung der Inflation.
Der Euro hat sich heute auch im US-Handel über der Marke von 1,08 US-Dollar gehalten. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0854 Dollar.
An den Rohstoffmärkten herrscht Zuversicht, da China kurz vor Beginn des chinesischen Neujahrsfests nach Angaben der Behörden den Höhepunkt schwerer Corona-Infektionen erreicht hat. Dadurch wächst die Hoffnung, dass die Wiedereröffnung der Wirtschaft die Nachfrage nach Öl ankurbelt.
Die Ölpreise haben ihre Gewinne vom Vortag heute ausgebaut. Die Nordsee-Sorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich um je 1,4 Prozent auf 87,37 und 81,45 Dollar pro Barrel (159 Liter).
Mit einem Kursplus von über vier Prozent ist die Zalando-Aktie zur Mittagszeit der mit Abstand größte DAX-Kursgewinner. Die Experten der Bank of America (BofA) haben Zalando gleich um zwei Stufen von "Underperform" auf "Buy" hochgestuft. Das Kursziel wurde von 17 auf 50 Euro angehoben und damit mehr als verdoppelt. Das Chance/Risiko-Profil sei mittlerweile nach oben hin in Richtung Chance verschoben.
Eine Wertberichtigung auf eine Beteiligung in Schweden zehrt am Gewinn des Duft- und Aromenherstellers Symrise. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen fiel im vergangenen Jahr um gut zwei Prozent auf 795,4 Millionen Euro, wie das Unternehmen heute mitteilte. So schrieb der DAX-Konzern 126 Millionen Euro auf die Beteiligung am Tiernahrungsspezialisten Swedencare ab. Ohne diese Wertberichtigung ergebe sich ein operatives Ergebnis von 921,6 Millionen Euro. Das sind gut 13 Prozent mehr als 2021. Der Umsatz wuchs stärker als erwartet. Er stieg auf 4,6 Milliarden Euro von 3,8 Milliarden im Vorjahr.
Der Internet-Riese Amazon investiert in den USA 35 Milliarden Dollar in sein Cloudgeschäft. Das Geld fließe bis 2040 in die Datencenter der Konzernsparte Amazon Web Services (AWS) im US-Bundesstaat Virginia und werde dort 1000 neue Stellen schaffen, teilte das Unternehmen mit. Von 2011 bis 2020 hatte Amazon nach eigenen Angaben schon 35 Milliarden Dollar in die Datencenter in Virginia investiert und dort 3500 Arbeitsplätze entstehen lassen.
Die frühere Goldman-Sachs-Bankerin Jutta Dönges soll neue Finanzchefin des verstaatlichten Energiekonzerns Uniper werden. Dönges solle am 1. März die Nachfolge von Tiina Tuomela antreten, teilte das Unternehmen heute mit. Sie werde Ende Februar den erst im Dezember übernommenen Sitz im Aufsichtsrat von Uniper abgeben. Dönges sei eine ausgewiesene Finanzexpertin und unter anderem bis vergangenes Jahr Geschäftsführerin der Finanzagentur des Bundes in Frankfurt gewesen.
Nach einem schwachen Jahr im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen senkt die Deutsche Bank die Boni für ihre Investmentbanker. Der Bonuspool für das vergangene Jahr schrumpfe um knapp zehn Prozent, sagte eine mit der Situation vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Banker im Emissions- und Beratungsgeschäft müssen dem Insider zufolge mit einem Rückgang der Boni um rund 40 Prozent rechnen. Trader im Anleihehandel durften sich dagegen dank der volatilen Märkte über höhere Erträge freuen und sollen etwas höhere Boni bekommen, sagte die Person. Die Deutsche Bank lehnte eine Stellungnahme ab.
BMW will in seinem Batteriezentrum in Parsdorf bei München eine neue Produktionslinie für Festkörperzellen aufbauen. Eine Forschungs- und Entwicklungslizenz der Partnerfirma Solid Power ermögliche den Aufbau einer eigenen Pilotanlage. Sie werde "das gemeinsame Ziel, diese vielversprechende Zelltechnologie auf den Markt zu bringen, beschleunigen", teilte der Autobauer heute mit. Ein BMW-Versuchsfahrzeug damit sei noch vor 2025 geplant.
Trotz eines Lizenzdeals mit Apple ist das vierte Quartal für den schwedischen Netzwerkausrüster Ericsson schlechter gelaufen als erhofft. So stieg der Umsatz dank der Einigung organisch zwar minimal. Beim operativen Ergebnis hatten Branchenexperten aber deutlich mehr erwartet. Zudem warnte Konzernchef Börje Ekholm vor einem weiteren Rückgang des operativen Gewinns im laufenden ersten Quartal.
Die VW-Truck- und Bus-Holding Traton hat im vergangenen Jahr weniger Aufträge in die Bücher genommen als ein Jahr zuvor. Insgesamt gingen die Bestellungen für Lkw und Busse um sieben Prozent auf 334.600 Fahrzeuge zurück, wie das Unternehmen mitteilte. Ausschlaggebend war das Minus bei Lkw von zehn Prozent auf 274.300 Laster, bei Bussen sammelten die Münchener hingegen ein deutliches Plus von 45 Prozent auf 32.300 Stück ein.
Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport will die Passagier- und Handgepäckkontrollen deutlich beschleunigen. Helfen sollen dabei ein effizienterer Einsatz der privaten Sicherheitskräfte sowie neuartige Gepäckscanner, wie Fraport-Chef Stefan Schulte erläuterte. Seit dem Jahreswechsel steuert Fraport den Einsatz der privaten Sicherheitskräfte selbst.
Im Zuge des Delistings des Gasekonzerns Linde an der Frankfurter Börse wird die Aktie zum 27. Februar aus dem deutschen Leitindex DAX genommen. Das teilte die Deutsche Börse gestern Abend mit. Informationen zum Nachfolger sollen am Abend des 17. Februar mitgeteilt werden. Index-Experten zufolge dürfte der Rüstungskonzern Rheinmetall den freien Platz im deutschen Leitindex erhalten.
Siemens Energy hat wegen unerwartet hoher Garantie- und Wartungskosten bei seiner Windkrafttochter Siemens Gamesa Renewable Energy seinen Ergebnisausblick für 2023 gesenkt. Der DAX-Konzern erwartet nun nur noch eine Ergebnis-Marge vor Sondereffekten in einer Bandbreite von einem Prozent bis drei Prozent. Zuvor war der Konzern von zwei bis vier Prozent ausgegangen. Zudem dürfte der Nettoverlust nun auf Vorjahresniveau liegen und nicht wie bisher angepeilt stark sinken.
Verbraucher in der Bundesrepublik müssen wegen eines Streiks mit Verzögerungen bei Briefen und Paketen rechnen. Die Gewerkschaft ver.di hat zu bundesweiten Protesten aufgerufen. Zuvor war auch die zweite Runde der Tarifverhandlungen zwischen dem Bonner Konzern und der Gewerkschaft ohne greifbare Ergebnisse geblieben.
Hacker haben sich Zugriff auf Daten von rund 37 Millionen Kunden der Telekom-Tochter T-Mobile US verschafft. Die Cyber-Attacke wurde am 5. Januar festgestellt. Mit Hilfe externer Experten sei die Quelle des Angriffs gefunden und dieser binnen eines Tages nach Bekanntwerden gestoppt worden. Derzeit gebe es keine Hinweise, dass es gelungen sei, ins System oder Netzwerk einzudringen.
Trotz Energiekrise und Inflation sieht der Tourismuskonzern TUI einen Aufwärtstrend bei teuren Reisen. "Die Nachfrage ist gerade besonders stark", sagte der Leiter der Luxusmarke Airtours, Steffen Boehnke. "Unsere Gäste buchen hochwertiger und länger." Demnach verreisen Gäste im Schnitt zweieinhalb Tage länger, jeder Vierte wählt Unterkünfte wie Villen und Suiten samt privatem Pool.
Als nächstes Schwergewicht der Tech-Branche will der Google-Mutterkonzern Alphabet tausende Arbeitsplätze streichen. Weltweit sollen rund 12.000 Jobs wegfallen, wie der Finanzdienst Bloomberg und das "Wall Street Journal" unter Berufung auf eine E-Mail von Firmenchef Sundar Pichai an die Mitarbeiter berichteten. Das entspricht rund sechs Prozent der Belegschaft.
Dem US-Pharmakonzern Eli Lilly zufolge will die US-Arzneimittelbehörde FDA die Zulassung seines Alzheimer-Medikaments nicht beschleunigen. Laut FDA liegen noch nicht genug Studiendaten von Patienten vor, die mindestens zwölf Monate lang behandelt wurden. Eli Lilly erklärte daraufhin, dass es im zweiten Quartal dieses Jahres Ergebnisse aus seiner Phase-3-Studie mit dem Antikörper Donanemab vorlegen will. Diese Studie, so Lilly, soll dann die Grundlage für den Antrag auf FDA-Zulassung bilden.
Der Erfolg der Dokumentation "Harry & Meghan" und der Serie "Wednesday" beschert Netflix einen überraschend starken Kundenzuwachs. Die Zahl der Nutzer stieg im vierten Quartal um 7,66 auf 231 Millionen. Analysten hatten nur mit etwa der Hälfte gerechnet. Netflix-Aktien stiegen daraufhin im nachbörslichen US-Handel um sieben Prozent.