
Aktienkurse auf Berg- und Talfahrt Zollpolitik macht Anleger nervös
An den US-Börsen machen sich weiter Konjunktursorgen bemerkbar. Nachdem US-Präsident Trump immense Zölle auf Waren aus der EU androhte, bleiben die Befürchtungen, dass die Zollkonflikte der USA die Inflation anfachen.
Die Konjunktursorgen haben an den US-Börsen die Oberhand gewonnen. Laut den Experten von Index-Radar könnte das bekannte Börsensprichwort "Politische Börsen haben kurze Beine" mit Donald Trump im Weißen Haus der Vergangenheit angehören. Die ständig wechselnden Rahmenbedingungen erschwerten die Planungssicherheit für Unternehmen und belasteten erheblich den Konsum.
Und zu allem Überfluss drohe am Wochenende erneut ein Shutdown in den USA. "Ohne die Zustimmung der Demokraten zu einem Übergangshaushalt könnte die Zahlungsunfähigkeit erneut zur Realität werden", warnten sie.
All das kommt an den Börsen nicht gut an, insbesondere die konjunktursensiblen Technologiewerte litten: Der technologielastige Index Nasdaq 100 fiel um 0,67 Prozent auf 19.465 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,27 Prozent auf 5.584 Punkte nach unten. Der Leitindex Dow Jones Industrial gab geringfügig auf 41.324 Punkte nach.
Immerhin ein gutes Omen gab es: Die US-Erzeugerpreise sind im Februar nicht mehr so stark gestiegen wie zu Jahresbeginn - ein Signal für nachlassende Inflationsgefahr. Sie legten um 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie das Arbeitsministerium heute mitteilte. Zum Vormonat stagnierten die Erzeugerpreise im Februar überraschend.
Allerdings schürte US-Präsident Trump erneut selbst die Angst vor einer steigenden Inflation, denn er droht der EU und vor allem Frankreich mit extrem hohen Zöllen auf Wein und Champagner. Damit schaukelt sich der gestern eskalierte Handelsstreit der USA mit der EU weiter hoch. Trump stellte Zölle in Höhe von 200 Prozent auf alkoholhaltige Produkte in Aussicht. Der Republikaner stört sich an den von der Europäischen Union angekündigten Aufschlägen auf Whiskey aus den USA.
Auch die heutigen Kursbewegungen zeigen, wie nervös die Investoren sind: Der DAX hat nach einer Berg- und Talfahrt am Nachmittag wieder nach unten abgedreht. Zwischenzeitlich hatte der Leitindex seine klaren Anfangsverluste mehr als wettgemacht und dabei rund 300 Punkte über seinem Tagestief gelegen. Zuletzt notierte das Börsenbarometer 0,49 Prozent tiefer bei 22.564 Punkten.
Gestern hatte der DAX 1,6 Prozent höher bei 22.676 Punkten geschlossen. Aktuell sieht es nach einer negativen Wochenbilanz aus. "Die Börsen bleiben volatil", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Auch Experte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets konstatierte: "Zu groß ist die handels- und geopolitische Unsicherheit mit dem, was da im Weißen Haus in diesen Tagen entschieden wird."
Zumindest aus saisonaler Sicht stehen die Chancen für steigende Kurse vielleicht nicht schlecht. Ab Mitte März sei eher mit wieder hochziehenden Notierungen nach der Korrektur zu rechnen, stellt ING-Experte Christian Zoller fest. Dafür sprächen auch Indikatoren, die die Stimmung unter den Anlegern abzubilden versuchen: "Der Fear-Greed-Index notiert unverändert im Quantil Extreme Fear und deutet damit eher eine Gegenbewegung an", so Zoller.
Aber noch ist die Lage negativ und Themen, die den Anlegern derzeit Kopfschmerzen bereiten, gibt es viele. Neben der Angst vor einem eskalierenden Handelskrieg und der damit verbundenen Rezessionsgefahr sorgen der unklare Ausgang der von den USA angestoßenen Friedensbemühungen im Ukraine-Krieg und die Frage, ob das geplante Milliarden-Schuldenpaket für Infrastruktur und Verteidigung eine Mehrheit im Bundestag findet, für Unruhe am Markt.
Unter anderem die politische Unsicherheit in Berlin habe die sonst so überzeugt auftretenden Schnäppchenjäger vergrätzt, resümierte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. "Das Risiko besteht darin, dass sich die Korrektur in eine breitere Angst vor Wachstumsschwäche verwandelt. Genau das scheint sich jetzt abzuzeichnen", meint Garrett Melson, Portfoliostratege bei Natixis Investment Managers.
Die Märkte seien mit übermäßig optimistischen Wachstumsaussichten und übermäßig pessimistischen Inflationserwartungen in das Jahr gestartet und sähen sich nun mit einem Umfeld konfrontiert, das zunehmend auf eine weitere Abkühlung sowohl des Wachstums als auch der Inflation hindeute, so Melson.
Frische Konjunkturdaten aus der Eurozone deuten zwar eine Erholung an, sie sind aber letztlich nur eine Momentaufnahme. Die Industrie hat ihre Produktion zu Jahresbeginn überraschend kräftig hochgefahren. Die Unternehmen stellten im Januar 0,8 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte - der kräftigste Zuwachs seit August 2024. Im Dezember hatte es noch einen Rückgang von 0,4 Prozent gegeben. Verglichen mit Januar 2024 stagnierte die Produktion hingegen.
Der Euro, der in Erwartung des Fiskalpakets zeitweise auf einem Fünf-Monats-Hoch von 1,0947 Dollar notiert hatte, fiel auf ein Tagestief bei 1,0826 Dollar ein. Der Dollar-Index notierte kaum verändert bei 103,6020 Punkten.
Konjunkturängste und die Hoffnung auf Zinssenkungen der US-Notenbank Fed beflügeln den Goldpreis. Das gelbe Metall verteuert sich um rund ein halbes Prozent auf 2.942 Dollar je Feinunze und liegt damit nur knapp unter seinem jüngsten Allzeithoch von 2.951,19 Dollar. "Die Erwartung, dass die US-Zollpolitik die Konjunktur schwächt und damit die US-Notenbank Fed zu Zinssenkungen bewegt, stützt den Goldpreis", erläutert Ole Hansen, Chefstratege beim dänischen Online-Broker Saxo Bank.
Der mit Milliardenbeihilfen gerettete Energiekonzern Uniper hat rund 2,6 Milliarden Euro an Deutschland zurückgezahlt. Die Zahlung sei am Dienstag erfolgt, teilte das Unternehmen in Düsseldorf mit. Uniper kommt damit einer Beihilfe-Auflage der EU-Kommission nach. Die Zahlung war vor gut zwei Wochen angekündigt worden.
Der Salz- und Düngemittelhersteller K+S setzt nach dem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr auf eine Erholung. 2025 rechnet K+S mit einem Anstieg der Weltkalinachfrage und erwartet in diesem Jahr einen operativen Gewinn (Ebitda) zwischen 500 und 620 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr litt K+S unter fallenden Kalipreisen: Der operative Gewinn brach um 22 Prozent auf 558 Millionen Euro ein, der Umsatz sank von 3,9 auf 3,7 Milliarden Euro. Als Folge müssen sich Aktionäre auf eine stark gekürzte Dividende einstellen: Sie sinkt von 70 auf 15 Cent je Aktie.
Der Keramikhersteller Villeroy & Boch hat nach der Übernahme des belgischen Badprodukteherstellers Ideal Standard einen Rekordumsatz erzielt. Mit rund 1,42 Milliarden Euro setzte der Konzern im vergangenen Jahr 57,6 Prozent mehr um als im Vorjahr, wie Villeroy & Boch im saarländischen Mettlach mitteilte.
Gleichzeitig lag das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag mit 38,6 Millionen Euro gut 56 Prozent unter dem des Vorjahres. Grund dafür sei vor allem die Finanzierung der Akquisition von Ideal Standard. Das Konzernergebnis ging um 89 Prozent auf 6,6 Millionen Euro zurück.
Der Lebensmittelversender HelloFresh ist wegen gestiegener Kosten und Abschreibungen erstmals seit fünf Jahren wieder in die roten Zahlen gerutscht. Nach einem Gewinn von gut 19 Millionen Euro im Jahr zuvor stand 2024 unter dem Strich ein auf die Aktionäre entfallender Verlust von gut 136 Millionen Euro, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Das letzte Mal hatte Hellofresh 2019 einen Verlust ausgewiesen.
Der Modekonzern Hugo Boss will nach Einbußen 2024 im neuen Geschäftsjahr zulegen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) solle um fünf bis 22 Prozent auf 380 bis 440 Millionen Euro steigen, teilte das Unternehmen mit. Zudem wolle Hugo Boss profitabler werden und die Ebit-Marge auf neun bis zehn Prozent verbessern. Im vergangenen Jahr sei das operative Ergebnis um zwölf Prozent auf 361 Millionen Euro geschrumpft. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 1,40 Euro je Anteilsschein erhalten - fünf Cent mehr als zuletzt.
Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück erhöht nach einem Gewinnsprung die Dividende um ein Viertel. Für das abgelaufene Jahr sollen 9,00 (2023: 7,20) Euro je Aktie ausgeschüttet werden, davon 2,00 (1,20) Euro als Sonderdividende, wie die Talanx-Tochter mitteilte. Der Nettogewinn stieg, wie bereits bekannt gegeben, um 28 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro.
Der Autobauer BMW übernimmt teilweise die höheren Kosten, die seinen Händlern in den USA durch die neuen Zölle auf Importe aus Mexiko entstehen. Zumindest in den nächsten Wochen würden diese aufgefangen, sagte ein Sprecher. BMW zufolge sind bestimmte in Mexiko hergestellte Modelle von den Zöllen betroffen, so die 3er Limousine und das 2er Coupé. Diese Fahrzeuge werde das Unternehmen bis zum 1. Mai "preislich schützen".
Gleichzeitig schloss Volkswagen-Markenchef Thomas Schäfer angesichts der drohenden Zölle auf Autoimporte in den USA eine schnelle Steigerung der Produktion im US-Werk in Chattanooga aus. Es sei nicht realistisch, die Fertigung kurzfristig zu verlagern, sagte Schäfer. Volkswagen beobachte die Situation genau und arbeite an Plänen für eine langfristige Lösung.
Adobe hat für das erste Quartal einen Umsatz von 5,71 Milliarden Dollar bekannt gegeben. Damit übertraf das Unternehmen die Schätzungen der Experten von 5,66 Milliarden Dollar. Auf bereinigter Basis verdiente Adobe 5,08 Dollar pro Aktie - verglichen mit den Prognosen von 4,97 Dollar pro Aktie.