DAX legt zu Frischer Wind an der Börse
Neue Konjunkturhoffnungen sowie die Aussicht auf ein langsameres Zinstempo der US-Notenbank: Beides kam heute an der Börse gut an und hob den DAX aus seiner jüngsten Lethargie.
Damit war heute nicht unbedingt zu rechnen: Trotz des US-Feiertages "Thanksgiving" (Erntedank - an der Wall Street wird heute nicht gehandelt) waren die Anleger heute in Kauflaune. Bis auf 14.570 Punkte ist es heute in der Spitze bergauf gegangen, damit notierte der deutsche Leitindex so hoch wie seit Anfang Juni nicht mehr.
Am Ende konnte der DAX dieses Niveau zwar nicht ganz halten, rückte aber um 0,78 Prozent vor auf 14.539 Punkte. Das heutige Tagestief lag bei 14.447 Zählern. Zuletzt hatte der Index seitwärts tendiert und insbesondere auf neue Zinsimpulse aus den USA gewartet.
Noch besser schlug sich der export- und industrielastige MDAX, der Index der zweiten Reihe. In diesem Index schlägt das eigentliche - vom Mittelstand bestimmte - industrielle Herz Deutschlands. Bessere Konjunkturerwartungen sind daher wie frisches Schmieröl für den Index, der bei 26.054 Punkten um 1,63 Prozent höher aus dem Handel hing. Er überwand dabei erstmals seit August wieder die Marke von 26.000 Punkten.
Zwar wird man erst nach der Rückkehr der US-Investoren sehen, was die heutigen Kursgewinne wirklich wert sind, die guten Nachrichten heute sprechen aber für sich.
Denn Rückenwind für den Markt kam zum einen von heimischen Konjunkturdaten. So hat der ifo-Geschäftsklimaindex, der die Stimmung in der deutschen Wirtschaft misst, im November überraschend angezogen. Konkret stieg der Index auf 86,3 Zähler von revidiert 84,5 Punkten im Vormonat. Ökonomen hatten lediglich mit 85,0 Punkten gerechnet.
"Der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate ließ merklich nach", kommentierte ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Rezession dürfte weniger tief ausfallen als viele erwartet haben.
"Die Unsicherheit über die Energieversorgung und damit die Produktionsbedingungen in den kommenden Monaten nimmt langsam ab, die Erwartungen der Unternehmen drücken wieder mehr Zuversicht aus", sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank.
Erst gestern hatte es auch positive Signale von den Einkaufsmanagerindizes gegeben. Dieser wichtige Frühindikator deutet ebenfalls darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft mit einer milden Rezession davonkommen dürfte.
Hoffnungen auf ein gemäßigteres Tempo der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) im gegenwärtigen Zinszyklus sorgten zum anderen für gute Stimmung. Dies komme sowohl am Aktien- als auch am Rentenmarkt gut an, sagte Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Das Protokoll der letzten Zinssitzung der Fed vom 2.11. habe die hochgesteckten Erwartungen der Börsianer erfüllt.
Auf der Sitzung hatte die Fed ihren Leitzins zum vierten Mal in Folge kräftig um 0,75 Prozentpunkte erhöht. US-Notenbankchef Jerome Powell und andere Fed-Vertreter hatten zuletzt aber ein zurückhaltenderes Vorgehen in Aussicht gestellt. Schließlich hob die Fed im laufenden Jahr die Leitzinsen bereits von fast null auf aktuell 3,75 bis 4,0 Prozent an. Zudem schwächte sich die Inflation zuletzt etwas ab. Marktbeobachter rechnen nun im Dezember mit einer Erhöhung des US-Leitzinses um nur noch 0,50 Prozentpunkte.
An der Wall Street reagierten die Anleger gestern positiv auf das Protokoll, allerdings war ein solcher Tenor im Vorfeld auch erwartet worden. Vor allem an der Technologiebörse Nasdaq war es knapp ein Prozent nach oben gegangen, der Leitindex Dow Jones war bereits zuvor deutlich um rund 20 Prozent gestiegen. Offen bleibt aber, wie lange die Fed weiter die Zinsen noch erhöhen wird und wo die Zielzone der Bank liegt, so dass das Zins-Dauerthema den Märkten erhalten bleibt.
Der Euro hat nach den jüngsten Kurszuwächsen heute seine zwischenzeitlichen Gewinne praktisch komplett wieder eingebüßt. Im New Yorker Handel kostete die Gemeinschaftswährung zuletzt 1,0410 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs davor auf 1,0413 (Mittwoch: 1,0325) Dollar festgesetzt;
Das im November überraschend deutlich gestiegene deutsche Ifo-Geschäftsklima hatte dem Euro keinen Auftrieb gegeben. Er profitierte vielmehr ebenso wie andere Währungen von der Dollar-Schwäche. Zuletzt hatten schwache amerikanische Konjunkturdaten und Äußerungen aus den Reihen der US-Notenbank Fed darauf hingedeutet, dass die Währungshüter die Zinsen im Kampf gegen die hohe Inflation künftig weniger stark erhöhen werden als in den vergangenen Monaten.
Zudem stützt die Aussicht auf steigende Zinsen in Europa. Die EZB hat weitere Erhöhungen angekündigt, auch wenn sie im Zinszyklus deutlich hinter der Fed zurück ist. Derzeit liegt das Zinsniveau in Europa bei lediglich 1,25 Prozent, in den USA bei bis zu 4,00 Prozent. Die Feinunze Gold wird mit 1755 Dollar 0,2 Prozent höher gehandelt.
Die Ölpreise liegen am späten Nachmittag kaum verändert im Handel. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet 85,00 US-Dollar. Das sind 0,2 Prozent mehr als am Vortag. Belastet werden die Rohölpreise bereits seit einiger Zeit durch die angespannte Corona-Lage in China.
Unter den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt ragten Immobilienwerte positiv heraus. So klettern Vonovia im DAX um über fünf Prozent in die Höhe, nachdem sie zuletzt in rund zwei Wochen elf Prozent eingebüßt hatten. Im Umfeld steigender Zinsen war 2022 bislang alles andere als ein gutes Jahr für die Branche. Vonovia verloren bis Mitte Oktober 55 Prozent an Wert.
Im MDAX standen LEG Immobilien und Aroundtown an der Indexspitze. Auch TAG-Immobilien erholten sich etwas, das Unternehmen hatte in dieser Woche überraschend seine Dividende für 2022 gestrichen und damit Schockwellen in der Branche und bei Analysten ausgelöst.
Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental hat die Hacker-Attacke auf seine IT-Systeme im Sommer offenbar erst nach rund vier Wochen bemerkt. Wie die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aus Konzernkreisen erfuhr, sollen die Cyber-Angreifer bereits am 4. Juli Zugriff auf Daten im Netzwerk des Hannoveraner Unternehmens erlangt haben.
Der Volkswagen-Konzern hat alle bezahlten Aktivitäten auf Twitter eingestellt. Alle Marken des Volkswagen-Konzerns - also VW, Audi, Seat, Cupra, Lamborghini, Bentley, Ducati und Porsche - hätten ihre Werbeaktivitäten auf der Social-Media-Plattform bis auf weiteres eingefroren, sagte gestern ein Sprecher des Wolfsburger Autobauers. Audi habe nach der Übernahme von Twitter durch Elon Musk sogar entschieden, sämtliche Aktivitäten wie direkte Posts einzustellen.
Die Rettung des taumelnden Gasriesen Uniper wird für den deutschen Staat teurer als zuletzt angenommen. Neben den bereits bekannten Rettungsplänen solle ein genehmigtes Kapital in Höhe von bis zu 25 Milliarden Euro durch die Ausgabe neuer Aktien gegen Bar- und/oder Sacheinlagen geschaffen werden, teilte der Konzern gestern mit. Mitsamt der bereits angekündigten oder laufenden Maßnahmen könnte die Rettung des größten deutschen Gasimporteurs bis zu 51,5 Milliarden Euro kosten.
Die krisengeplagte Credit Suisse hat die Bedingungen zur geplanten Aufpolsterung der Bilanz weiter präzisiert und hält an den zuvor in Aussicht gestellten Konditionen fest. Im Rahmen der Bezugsrechtsemission will die Schweizer Großbank ihren Aktionären neue Aktien zu einem Bezugspreis von 2,52 Franken pro Stück anbieten, wie die Bank am Donnerstag mitteilte. Diesen Bezugspreis hatte die Credit Suisse bereits Ende Oktober in Aussicht gestellt. Die Eigentümer sollen für sieben alte Aktien zwei neue Anteile beziehen können. Insgesamt will die Bank 889,4 Millionen Titel platzieren und damit brutto 2,24 Milliarden Franken erlösen.
Der Bezugsrechtshandel ist für 28. November bis 6. Dezember vorgesehen, die Einlösefrist für 28. November bis 8. Dezember. Erstmals an der Schweizer Börse SIX gehandelt werden sollen die neuen Titel am 9. Dezember.
Mit der Bezugsrechtsemission und einer zweiten Kapitalerhöhung mittels Privatplatzierung unter anderem bei der Saudi National Bank will Credit Suisse insgesamt rund vier Milliarden Franken erlösen. Das Geld dient der Finanzierung eines tiefgreifenden Umbaus hin zu einem risikoärmeren Geschäft. An die Saudi National Bank und andere Profi-Anleger wurden dem Institut zufolge 462 Millionen Aktien zum Stückpreis von 3,82 Franken verkauft. Das Geld dient der Finanzierung eines tiefgreifenden Umbaus hin zu einem risikoärmeren Geschäft.
Das für Apple iPhones produzierende Unternehmen Foxconn hat nach gewalttätigen Zusammenstößen die Beschäftigten in der chinesischen Fabrik in Zhengzhou um Entschuldigung gebeten. Foxconn teilte mit, ein technischer Fehler habe zu falschen Lohnabrechnungen geführt. "Wir entschuldigen uns für einen Eingabefehler in das Computersystem und garantieren, dass der tatsächliche Lohn derselbe ist wie in den offiziellen Einstellungsplakaten versprochen."
Die US-Kartellbehörde FTC nimmt einem Zeitungsbericht zufolge die milliardenschwere Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft genauer unter die Lupe. Die FTC erwäge eine Kartellklage, um das rund 69 Milliarden Dollar schwere Übernahmeangebot von Microsoft für den "Call of Duty"-Videospielhersteller zu verhindern, berichtete die Zeitung "Politico".