Zalando verteidigt Platz Lufthansa verpasst DAX-Aufstieg knapp
Die Lufthansa, die nach der Corona-Krise aus dem DAX geflogen war, muss auf ihre Rückkehr in die oberste deutsche Börsenliga weiter warten. Gute Nachrichten gibt es dagegen für Zalando - und für SAP.
Die Deutsche Lufthansa muss auf eine Rückkehr in den Leitindex DAX weiter warten. Bei der regulären Überprüfung der wichtigsten deutschen Börsenindizes ergaben sich in der Liga der 40 größten deutschen Börsenwerte keine Veränderungen, wie die Deutsche Börse gestern am späten Abend mitteilte. Damit kann der als erster Abstiegskandidat gehandelte Online-Modehändler Zalando seinen Platz in der obersten deutschen Börsenliga knapp verteidigen.
Corona-Krise zwang Lufthansa in die Knie
Die Airline war 2020 aus dem DAX geflogen: Damals zwang die Corona-Krise die Fluggesellschaften weltweit in die Knie. Die Lufthansa musste sogar mit milliardenschweren Staatshilfen gestützt werden, um die drohende Pleite abzuwenden. Die Pandemie-Gelder hat der Konzern inzwischen nebst 92 Millionen Euro Zinsen zurückgezahlt.
Doch die Konkurrenten Ryanair und Condor sehen darin weiterhin einen Wettbewerbsnachteil, hatten daher gegen die Genehmigung der Staatshilfen durch die EU-Kommission vor dem EU-Gericht geklagt - und Recht bekommen. Der Lufthansa-Konzern selbst wollte das Urteil allerdings nicht so stehen lassen und ging in Berufung. Ein Entscheid steht noch aus. Mit einer Rückkehr in den DAX hätte der Lufthansa-Konzern zumindest an der Börse die Corona-Krise ein Stück weiter abhaken können.
Bilfinger kehrt in MDAX zurück
Während es im DAX also gar keine Änderungen gibt, sind im MDAX der 50 nächstgrößeren Werte demnächst gleich zwei Neulinge vertreten: Das Biotech-Unternehmen Morphosys rückt kurz vor der Übernahme durch den schweizerischen Pharmariesen Novartis auf, nachdem der Kurs infolge des Kaufangebots durch die Decke gegangen ist.
Der Industriedienstleister Bilfinger kehrt nach sechseinhalb Jahren zurück in den MDAX. Die beiden ersetzen den Autozulieferer Vitesco, dessen Streubesitz durch den Einstieg von Schaeffler auf gut zehn Prozent gesunken ist, und den Küchenausrüster Rational.
Rational fliegt aus allen DAX-Indizes
Dessen Börsenwert hätte zwar locker weiterhin für den Nebenwerteindex gereicht. Rational fällt aber ganz aus den DAX-Indizes, weil die Firma aus Landsberg am Lech die Regeln zur guten Unternehmensführung nicht mehr erfüllt. Diese sind Bestandteil des DAX-Regelwerks der Deutschen Börse. Der Vorsitzende des Prüfungsausschusses im Rational-Aufsichtsrat gilt nach mehr als zwölf Jahren als Mitglied des Gremiums nicht mehr als unabhängig. Aus einem ähnlichen Grund war Krones im vergangenen Jahr vorübergehend aus den DAX-Indizes geflogen.
Der Prüfungsausschuss - eine Reaktion auf den Wirecard-Skandal
Der Prüfungsausschuss wurde Mitte 2021 eingeführt - damit zog der Gesetzgeber die Konsequenz aus dem Wirecard-Skandal. Demzufolge soll sich dieses Gremium um neuralgische Punkte wie Rechnungslegung, Abschlussprüfungen und interne Revisionen kümmern. Die Unabhängigkeit seines Vorsitzenden wird daher in Punkt C.10 des Deutschen Corporate Governance Kodex explizit eingefordert. Dort heißt es:
Der Aufsichtsratsvorsitzende, der Vorsitzende des Prüfungsausschusses sowie der Vorsitzende des mit der Vorstandsvergütung befassten Ausschusses sollen unabhängig von der Gesellschaft und vom Vorstand sein. Der Vorsitzende des Prüfungsausschusses soll zudem auch unabhängig vom kontrollierenden Aktionär sein.
EX-DAX-Mitglied MLP schafft es in den SDAX
MDAX-Absteiger Vitesco erfüllt im Gegensatz zu Rational diese Anforderung und wird daher künftig noch im Kleinwerteindex SDAX geführt. Dorthin steigt der Finanzdienstleister MLP nach knapp vier Jahren wieder auf. Er hatte Anfang der 2000er-Jahre sogar dem Dax angehört. Wirksam werden die Änderungen am übernächsten Montag (18. März).
SAP künftig mit höherem DAX-Gewicht
Von da an darf ein DAX-Wert, gemessen am Indexgewicht, nach der Neuberechnung des Index erstmals auch mehr als zehn Prozent des DAX ausmachen. Die Börse hatte die Kappungsgrenze im Herbst auf 15 von zehn Prozent angehoben und sich damit internationalen Standards angepasst. Vorangegangen war eine breite Marktkonsultation, bei der sich eine Mehrheit für eine höhere Kappungsgrenze ausgesprochen hatte.
Die Deutsche Börse will damit eine Flucht weiterer schwerer DAX-Konzerne wie SAP verhindern. Schließlich hatte der deutsche Traditionskonzern Linde seinen Abschied vom deutschen Kapitalmarkt Anfang 2023 unter anderem mit der Kappungsgrenze begründet. Kappungen von Unternehmen behindern nämlich nicht nur die Kursentwicklung des Index, sondern auch die des betroffenen Werts.
Profitieren kann von der neuen Regelung zunächst nur der Softwarekonzern SAP, dessen Indexgewicht zuletzt auf mehr als zwölf Prozent gestiegen war. Sein DAX-Gewicht wird nun also nicht mehr auf zehn Prozent gestutzt.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.