Jahresausblick So wird 2025 für Sparer und Verbraucher
Die Europäische Zentralbank hat 2024 die Zinswende eingeläutet. Bei Verbrauchern ist das in vielen Fällen aber gar nicht angekommen. Worauf können sich Sparer für 2025 einstellen?
Wenn Notenbanker über Geld- und Zinspolitik entscheiden, dann hört sich das für viele Menschen nach komplizierten Finanzsprech und trockenen Zahlen an. Doch die Auswirkungen spürt fast jeder - vom Häuslebauer über Sparer bis hin zur Unternehmerin, die investieren will.
Besonders die Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) beeinflussen das Wirtschaftsleben. Insgesamt vier Mal senkte die EZB in diesem Jahr ihre drei Leitzinssätze. Damit reagierten die Notenbanker auf die Fortschritte im Kampf gegen die Inflation und die schwache Wirtschaft in Europa. Denn fallen die Zinsen, werden auch Kredite wieder günstiger.
Eine gute Nachricht also für alle, die im kommenden Jahr eine größere Investition planen oder Leasingraten und Dispozinsen zurückzahlen müssen. Investieren Unternehmen und Verbraucher wieder mehr, hilft das am Ende auch der Wirtschaft. So jedenfalls die Theorie.
Keine große Entwicklung bei Bauzinsen zu erwarten
Wer eine Immobilie kaufen will, der schaut bei den Bauzinsen sehr genau hin, denn schnell geht es um mehrere hundert Euro, die gespart werden können. Seit 2023 sind die Bauzinsen gefallen. Die Zinssenkungen der EZB haben aber nur indirekt Einfluss auf die Entwicklung der Bauzinsen.
Eine größere Rolle spielen Staatsanleihen und Pfandbriefe: Daran orientieren sich nämlich Banken. Mirjam Mohr, Vertriebsvorständin beim Baufinanzierer Interhyp, ist in ihrer Prognose fürs kommende Jahr deshalb etwas zurückhaltender: "Wir gehen davon aus, dass die Bauzinsen selbst dann nicht stark weiter fallen, wenn die EZB den Leitzins noch ein paar Mal reduziert."
Davon geht auch Ulrich Kater, Chefökonom der DekaBank aus. In vielen Finanzierungskonditionen seien die sinkenden Zinsen im kommenden Jahr bereits enthalten. "Hier ist das Senkungspotenzial nicht mehr hoch", so Kater. Für das Frühjahr 2025 erwartet beispielsweise Anbieter Interhyp bei Darlehen mit zehnjähriger Laufzeit einen Zinssatz von drei bis 3,5 Prozent.
Weniger Zinsen für Tages- und Festgeld
In den vergangenen Monaten haben viele Banken ihre Angebote für Tages- oder Festgeld immer weiter nach unten korrigiert. Das dürfte auch im kommenden Jahr so weitergehen.
Die Institute orientieren sich am sogenannten Einlagenzins der EZB. Zu diesem Zinssatz parken Banken ihr Geld bei der EZB. Mittlerweile ist der Einlagenzins auf drei Prozent gesunken. Viele Banken geben die Zinsen aber nicht eins zu eins an ihre Kunden weiter.
Laut einer Analyse des Vergleichsportals Verivox liegen die Zinsen von Tagesgeldangeboten aktuell im Schnitt bei 1,62 Prozent. Sparkassen und Genossenschaftsbanken zahlen sogar noch deutlich weniger. Beim Festgeld mit zwei Jahren Laufzeit liegt der Zinssatz im Durchschnitt bei 2,34 Prozent.
Weitere Zinssenkungen in 2025
An den Finanzmärkten bereiten sich viele Experten auf weiter sinkende Zinsen vor. Gerechnet wird mit zunächst vier weiteren Senkungen auf dann zwei Prozent beim EZB-Einlagensatz. Erste Signale kommen auch von Christine Lagarde: Die EZB-Präsidentin sagte in den letzten Tagen, man gehe davon aus, die Zinssätze weiter zu senken. Man sei auf einem guten Weg. Die Risiken für das Wirtschaftswachstum hätten aber zugenommen, so Lagarde.
Damit spielt die Notenbankerin unter anderem auf die Wirtschaftskrise in Deutschland an. Ökonomen verweisen darauf, dass trotz sinkender Zinsen die Konjunktur noch nicht angesprungen sei. Normalerweise verbessern sich die Finanzierungsbedingungen und Unternehmen investieren mehr, sagt Jörg Krämer.
"Wir haben aber in der deutschen Industrie eine tiefe Struktur- und Vertrauenskrise", so der Commerzbank-Chefvolkswirt. Auch 2025 würden die Zinssenkungen der schwachen Konjunktur in Deutschland kaum helfen.
Viele Verbraucher fühlen sich ärmer als vor der Pandemie
EZB-Chefin Christine Lagarde bezeichnete die Inflation zuletzt als ein Biest, dessen Genick man noch nicht gebrochen habe. Geht es nach der EZB, könnte im kommenden Jahr endlich das Inflationsziel von zwei Prozent erreicht werden. Im November lag die Inflation in der Eurozone bei 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Hartnäckig hoch bleiben aber die Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen.
Obwohl Löhne gestiegen sind, haben viele Menschen nicht den Eindruck, dass sie mehr Geld in der Tasche haben. Das hat auch etwas damit zu tun, wie Preise verglichen werden, erklärt Ulrike Kastens. Die Europa-Volkswirtin des Vermögensverwalters DWS sagt, gerade beim Einkaufen würden wir die Preise jetzt und vor der Pandemie vergleichen.
"Diese gefühlte Inflation führt natürlich dazu, dass sich Verbraucher in der Tendenz einfach ärmer fühlen." Das habe dazu beigetragen, warum der Konsum in diesem Jahr zurückhaltender war, so Kastens.
Die Zeichen stehen auf fallende Inflation - oder doch Krise?
Für 2025 rechnet die Ökonomin mit weiter fallenden Inflationsraten: "Wir erwarten, dass Unternehmen nicht mehr in der Lage sein werden, die höheren Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, weil die Nachfrage einfach schwächer ist." Ulrike Kastens sieht die EZB auf dem richtigen Weg.
Ihr Kollege Jörg Krämer ist da skeptischer und warnt vor den langfristigen Inflationsgefahren. "Denken Sie an die Deglobalisierung durch höhere Zölle, die Dekarbonisierung oder die Verknappung von Arbeitskräften", so Krämer.
Das richtige Tempo finden - trotz Trump und Krisen
Ähnlich sieht es auch Friedrich Heinemann vom ZEW-Institut. Die Gefahr einer importieren Inflation sei seit der US-Präsidentschaftswahl gewachsen. "Steigen die beidseitigen Zölle im US-Europa-Handel, dann wird das die Importpreise treiben", so Heinemann. Das heißt, dass auch die Verbraucherpreise wieder steigen könnten.
Eins ist klar: Für die Notenbanker wird 2025 ein Jahr größerer Unsicherheit. Nicht nur die Folgen der Wiederwahl von Donald Trump, auch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, sowie die Regierungskrisen in Deutschland und Frankreich sorgen für Unsicherheit. Für die Notenbanker kommt es jetzt darauf an, das richtige Tempo für die Zinssenkungen zu finden.