Verbraucherpreise im Januar Inflationsrate auf 2,9 Prozent gesunken
Nach einem Anstieg zum Jahresende 2023 ist die Inflation zu Beginn des neuen Jahres gesunken. Grund dafür sind vor allem niedrigere Energiepreise. Die Preise für Lebensmittel bleiben hingegen hoch.
Die Inflation in Deutschland ist zum Jahresbeginn 2024 gesunken. Die Verbraucherpreise lagen im Januar um 2,9 Prozent über dem Vorjahresmonat. Das teilte das Statistische Bundesamt heute in einer ersten Schätzung mit. Das ist der niedrigste Wert seit Juni 2021. Volkswirte rechneten bereits mit einer Abschwächung des Preisauftriebs.
Im Dezember lag die bundesweite Inflation noch bei 3,7 Prozent. Billigere Energien sorgten für die sinkende Inflation. So zahlten Verbraucher im Januar 2023 weniger für Energie wie Erdgas und Strom. Die Energiepreise lagen um 2,8 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. Die Preisrate für Nahrungsmittel lag bei 3,8 Prozent und damit deutlich über der allgemeinen Inflation.
Ende der Energiepreisbremse
Dass die Inflation im Januar nicht noch weiter sank, liegt Ökonomen der Deutschen Bank zufolge an mehreren Maßnahmen der Bundesregierung. Dazu zählten das Aus für die Energiepreisbremse und die Anhebung des CO2-Preises von 30 auf 45 Euro je Tonne, was etwa das Tanken teurer macht.
Auf Speisen in Restaurants wird zudem wieder die alte Mehrwertsteuer von 19 Prozent verlangt, nicht mehr die in der Corona-Krise ermäßigte von sieben Prozent, die auch in der Energiekrise beibehalten wurde. Alles zusammen erhöhe die Inflationsrate um etwa 0,6 Prozentpunkte, so die Analyse der Deutschen Bank.
Insgesamt war die Belastung für Verbraucher durch die Inflation im vergangenen Jahr hoch. Zwar fiel die Teuerungsrate im Jahresschnitt mit 5,9 Prozent niedriger aus als 2022 mit damals 6,9 Prozent. Es war aber immer noch der zweithöchste Wert in einem Jahresschnitt seit der Wiedervereinigung. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern, sie können sich dann für einen Euro weniger leisten. Der finanzielle Spielraum der Menschen schrumpft.
Ifo-Institut rechnet mit sinkender Inflation
Für das Gesamtjahr 2024 zeichnet sich aber ein deutliches Abschwächen beim Preisauftrieb ab. Das Münchner ifo-Institut rechnet nur noch mit einer Teuerungsrate von 2,2 Prozent. 2023 waren die Preise noch um durchschnittlich 5,9 Prozent gestiegen. Der Präsident der Deutschen Bank rechnet ebenfalls mit einem Rückgang der Inflation in diesem Jahr. "Die Inflationsrate wird sich 2024 mehr als halbieren", sagte er im Dezember 2023.
Allerdings dürfte der Rückgang holprig verlaufen. Denn laut ifo-Institut wollen mehr konsumnahe Unternehmen in den kommenden Monaten ihre Preise erhöhen. Das Barometer für die Preiserwartungen für diese Branchen stieg im Januar auf 32,9 von 32,3 Punkten im Dezember, wie das Institut bei seiner Umfrage herausfand.
Hotelübernachtungen dürften teurer werden und auch in der Gastronomie ist weiterhin mit Preisanstiegen zu rechnen. "Die Inflation dürfte daher in den kommenden Monaten nur langsam sinken", sagte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
EZB-Zinssenkungen sind ungewiss
Um die Inflation in den Griff zu bekommen, hatte die Europäische Zentralbank (EZB) im Sommer 2022 ihren Kurs angepasst. Sie schaffte Null- und Negativzinsen ab und erhöhte die Leitzinsen im Euroraum zehn Mal in Folge. Im Januar beließ die EZB den Leitzins zum dritten Mal in Folge bei 4,5 Prozent.
Im EZB-Rat sei man sich einig gewesen, "dass es verfrüht ist, über Zinssenkungen zu diskutieren", sagte Präsidentin Christine Lagarde nach den Beratungen in Frankfurt. Seit längerem spekulieren Experten an den Finanzmärkten auf deutliche Zinssenkungen in diesem Jahr.
Es sei insgesamt zu früh, "einen Sieg über die Teuerung zu verkünden", kommentierte die Hauptgeschäftsführerin des Bankenverbandes VÖB, Iris Bethge-Krauß. "Zinssenkungen passen nicht in ein Umfeld, das von Ungewissheiten mit Blick auf die Lieferketten sowie die Lohnentwicklung in den Unternehmen geprägt ist." Wann die Zinswende in der Eurozone kommt, bleibt vorerst ungewiss.