Ein E-Fahrzeug mit dem aufgeklebten Logo von Sixt Share, dem Carsharing-Angebot des Autovermieters
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Zu teuer, zu viel Aufwand Carsharing-Anbieter wollen weniger Elektro

Stand: 08.04.2024 23:43 Uhr

E-Autos werden unbeliebter - zumindest bei vielen Carsharing- oder Mietwagen-Anbietern in Deutschland. Egal, ob Miles, Sixt oder Hertz: Immer mehr Unternehmen meiden Stromer in der Flotte.

Von Melanie Böff, ARD-Finanzredaktion

Anbieter von Carsharing und Mietwagen setzen weniger auf Elektroautos. Aktuelle Zahlen beispielsweise vom Berliner Carsharer Miles zeigen: Der Anteil der Elektrofahrzeuge sank Ende letzten Jahres auf etwa 17 Prozent - ein halbes Jahr davor waren es noch 25 Prozent. Außerdem würden nur wenige neue Elektroautos in die Flotte aufgenommen, so das Unternehmen.

Ähnliche Lage bei anderen Anbietern. Zwar will niemand Elektroautos komplett aus der Flotte verbannen, aber der Anteil wird stark reduziert. Auch beim Münchner Mietwagen- und Carsharing-Anbieter Sixt: Dort heißt es, man müsse bei dem Thema in Zukunft flexibel bleiben.

Der US-Autovermieter Hertz hat etwa Anfang des Jahres schon angekündigt, insgesamt 20.000 Elektroautos zu verkaufen - rund ein Drittel der E-Autos, die derzeit zur Flotte gehören. Mit den Erlösen will das Unternehmen neue Verbrennermodelle kaufen.

Teuer und aufwändig

Und die Gründe für diese Entwicklung bei verschiedenen Unternehmen der Branche wiederholen sich: Die Kosten der Anschaffung von E-Autos für die Flotte seien zu hoch, es geht aber auch um aufwändige und teure Reparaturen. Miles teilte außerdem mit, dass Elektroautos durch die geringe Reichweite häufiger geladen werden müssten als Verbrenner betankt. Wenn dann ein E-Auto nur noch einen geringen Ladestand habe, würden viele Nutzerinnen und Nutzer doch einen Verbrenner ausleihen.

Gesonderte Parkflächen für E-Autos?

Mit Blick auf die Bedingungen in den Städten und vor allem die Attraktivität von E-Autos für Carsharing-Anbieter hat Miles etwa geäußert, ein Schlüssel, um die Nachfrage zumindest im gewerblichen Bereich wieder anzukurbeln, liege bei den Kommunen. Ein hilfreicher Ansatz sei etwa die Befreiung von Parkgebühren für E-Fahrzeuge in den Städten.

Gegenüber tagesschau.de sagte dazu der Deutscher Städte- und Gemeindebund: "Eine generelle Befreiung von Parkgebühren für Elektrofahrzeuge ist abzulehnen, denn auch ein E-Auto beansprucht letztlich wertvolle Fläche im Verkehrsraum." Viele Kommunen förderten bereits Carsharing durch die Bereitstellung gesonderter Flächen oder Kooperationen mit dem Nahverkehr. Inwiefern Carsharing vor Ort unterstützt werden könne, hänge auch von den jeweiligen Verkehrsverhältnissen ab.

Flaute am Elektroauto-Markt

Es ist eine Entwicklung bei den Carsharing und Mietwagen-Anbietern, die zum großen Ganzen passt, denn das Geschäft mit E-Autos in Deutschland verliert weiter an Schwung. Die Neuzulassungen sind zuletzt eingebrochen, wie Zahlen vom Kraftfahrt-Bundesamt zeigen. Im März kamen rund 31.400 neue Pkw mit Batterie-Antrieb auf die Straße, fast 29 Prozent weniger als im März des Vorjahres.

Die Vorbehalte gegenüber Elektroautos in Deutschland sind bei vielen noch immer groß. Die vergleichsweise hohe Anschaffungspreise halten nicht nur Carsharing-Anbieter ab, sondern auch Privatpersonen. Die wenig umweltschonende, ressourcenfressende Herstellung der Akkus, Bedenken hinsichtlich ihrer Lebenszeit und ein zu gering ausgebautes Ladesäulennetz sind weitere Gründe. Nur für knapp jeden Fünften kommt ein Stromer laut der jährlichen Autoumfrage der Targobank infrage. Zwei von drei Fahrerinnen und Fahrern würden danach lieber einen Verbrenner kaufen.

Die Nachfrage nach E-Autos ist schwach - und das trotz Rabatten, mit denen viele Hersteller versuchen, die weggefallene Umweltprämie vom Bund zu kompensieren. Die staatliche E-Auto-Prämie ist im vergangenen Jahr zuerst für gewerbliche Anbieter und deren Flotte ausgelaufen, danach auch für Privatkäuferinnen und -käufer.

Bundesregierung wird zum Handeln aufgefordert

Nach einer Studie von Allianz pro Schiene, dem Bundesverband Carsharing, dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen und dem Unternehmensbündnis Zukunft Fahrrad wirken sich nachhaltige Mobilitätsangebote offenbar deutlich auf die Wirtschaft aus. Danach gehen rund 118 Milliarden Euro der Wertschöpfung in Deutschland auf Geschäfte aus dem Sektor nachhaltige Mobilität zurück. Daher sollte der Bund nach Ansicht dieser Verbände diesen Bereich mehr fördern. 

Bereits im Februar hatte auch die Organisation Agora Verkehrswende, die wissenschaftliche Politikberatung macht, die Bundesregierung zum Handeln aufgerufen. Es wurden verschiedene Maßnahmen gefordert, wie zum Beispiel erneute Kaufprämien, eine stärker CO2-orientierte Besteuerung oder eine Mindestquote für Elektro-Pkw.

Eine Neuauflage von Kaufprämien ist Stand jetzt allerdings unwahrscheinlich. Bundesverkehrsminister Volker Wissing, FDP, steht weiter hinter dem Aus für die Umweltprämie. Seiner Meinung nach müssten vielmehr die Autobauer selbst für attraktive Preise sorgen, statt einen Markt mit Subventionen zu schaffen.

E-Auto-Ziele des Bundes in weiter Ferne

Die Autobauer und Autozulieferer versuchen sich neu aufzustellen und auch an der Preisschraube zu drehen. Das ist für die Branche, die eine der Kernindustrien der deutschen Wirtschaft ist, besonders relevant mit Blick auf die Konkurrenz auf dem E-Auto-Markt aus China. Verschiedene Autohersteller in Deutschland und Europa planen, in den kommenden Jahren günstigere Stromer um die 20.000 Euro auf den Markt zu bringen. Ob diese Preise dann noch immer mit den Preisen der chinesischen Autohersteller mithalten können, bleibt erstmal offen.

Eigentlich will die Bundesregierung bis 2030 mindestens 15 Millionen Autos mit Batterieantrieb auf deutschen Straßen sehen. Ein Ziel, das immer weiter in die Ferne rückt. Zum 1. Januar dieses Jahres waren laut Kraftfahrtbundesamt knapp 1,4 Millionen reine Stromer in Deutschland zugelassen. Es müssten also - 2024 inbegriffen - pro Jahr knapp zwei Millionen neue E-Autos hinzukommen, um die vom Bund selbst gesetzte Marke zu erreichen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 16. Januar 2024 um 08:54 Uhr.