Microsoft-Betriebssystem Was sich mit Windows 11 für wen ändert
Von heute an können Microsoft-Nutzer auf das neue Betriebssystem Windows 11 umsteigen. Was ist anders? Was kostet das Update? Welche Strategie verfolgt der US-Konzern?
Was ändert sich im Vergleich zu Windows 10?
Der Unterschied zu Windows 10 ist vor allem ein kosmetischer. Das neue Design erinnert ein wenig an MacOS von Apple oder an ChromeOS von Google - also an die zwei Desktop-Betriebssysteme der Konkurrenz. Das aufgeblähte Start-Menü von Windows 10 ist entschlackt und damit Geschichte. Die Live Tiles sind verschwunden - wo früher zum Beispiel Wetter oder Nachrichten angezeigt wurden. Und: Der Startknopf sowie die wichtigsten Programme sind jetzt in der unteren Bildleiste nicht mehr auf der linken Seite, sondern mittig angeordnet.
Was ändert sich beim technischen Innenleben?
Wer von Windows 10 auf Windows 11 umsteigt, wird keine großen Unterschiede feststellen. Im Datei-Explorer sind die Icons neu und deutlich besser gestaltet. Die Fenster haben keine Ecken mehr - sie sind jetzt abgerundet. Trotzdem gibt es auch im "Motorraum" Änderungen. Updates sollen künftig zum Beispiel kleiner ausfallen, und sie sollen sich deutlich schneller im Hintergrund installieren lassen, als das bisher der Fall war - wo es bisweilen eine halbe Stunde dauerte, bis das Update heruntergeladen war, und man dann nochmals warten musste, bis es installiert war.
Welchen neuen Funktionen gibt es?
Im Datei-Explorer sind die Icons jetzt kleinteiliger und deutlich schöner designt. Es gibt einen Mute-Knopf, um zentral für alle Anwendungen das Mikro abzuschalten. Das ist ziemlich praktisch, wenn man gerade in einer Videokonferenz ist und vielleicht mehrere Apps offen hat - dann wird zentral das Mikro abgeklemmt. Neu ist auch: Wer am Notebook mit externen Monitoren arbeitet oder zwei Bildschirme am Desktop-Computer angeschlossen hat, für den werden die Anwendungen genau dort wieder geöffnet, wo man sie vor dem Abschalten oder Herunterfahren angeordnet hat. Das ist auch eine deutliche Verbesserung zu Windows 10.
Welche Vorteile bringt die Möglichkeit, Android-Apps zu installieren?
Man kann damit quasi zwischen Mobiltelefon und Desktop hin und her springen, weil man dann die Apps, die man vom Android-Telefon her kennt, plötzlich auf Windows installieren kann. Manche App gibt es auch nur für Android und eben nicht für Windows. Das ist somit eine praktische Sache. Es gibt nur einen Haken: IPhone-Nutzerinnen und -Nutzer, also die Apple-Welt, haben davon nichts, weil Apple nach wie vor seine Apps abschottet und sozusagen hinter einer künstlichen Mauer in seinem App-Store versteckt. Allerdings ist diese Funktion noch nicht sofort verfügbar, weil sie nicht rechtzeitig fertig wurde. Die Unterstützung für Android-Anwendungen soll nun erst im kommenden Jahr Einzug halten.
Welche Strategie steckt da dahinter?
Gegen Google und Apple laufen derzeit mehrere Wettbewerbsverfahren und Gerichtsprozesse. Ein Vorwurf lautet: Sie schotten ihre App-Stores in ihren Handy-Betriebssystemen ab und lassen dort keine Konkurrenz zu. Microsoft sagt: Wir haben nichts gegen Konkurrenz. Windows 11 wird zum Beispiel den Android-Store von Amazon integrieren. Man sei aber auch offen für andere. Google-Android-Apps kann man auch installieren. Damit positioniert sich Microsoft sehr geschickt und sagt: Wir schotten uns nicht ab. Wir wollen eine übergreifende Plattform sein. Damit spekuliert Microsoft darauf, dass dadurch langfristig auch mehr Nutzer angezogen werden. Entwickelt wurde das Projekt zusammen mit Amazon. Der Internetriese betreibt selbst einen App-Store für Android-Apps und macht damit Google Konkurrenz. Microsoft bekäme über diese Kooperationen zumindest in Ansätzen wieder einen Fuß in die Tür mit mobilen Apps, denn seit dem Aus für Windows Mobile verfügt der Softwaregigant nicht mehr über eine eigene Mobilplattform.
Für Windows-10--Nutzer ist das Update auf Windows 11 kostenlos.
Wer bekommt das Update?
Zur Premiere wird das System auf jeden Fall auf neuen PCs verfügbar sein. Darunter sind zum einen die neuen Surface-Rechner von Microsoft selbst. Mit an Bord sind aber auch die zahlreichen Hardwarepartner wie Lenovo, HP, Dell, Acer, Huawei und viele andere. Windows 11 wird jedoch auch als kostenloses Upgrade schrittweise auf bestehenden Rechnern mit Windows 10 installiert.
Dabei werden allerdings nur PCs zum Zuge kommen, die eine lange Liste von Voraussetzungen erfüllen. So wird ein vergleichsweise neuer Prozessor verlangt. Das sind die Intel-Prozessoren der achten Generation, Zen-2-Chips von AMD sowie ARM-Chips der Serien 7 und 8 von Qualcomm. Damit werden die Benutzer älterer Systeme mit Prozessoren aus Intels sechster oder siebter Generation sowie älteren AMD-Modellen vom Wechsel zu Windows 11 ausgeschlossen. Bei vielen Modellen aus den Jahren 2017 und früher wird das Upgrade auf Windows 11 aber auch daran scheitern, dass auf der Hauptplatine der Rechner noch kein spezieller Sicherheitschip verbaut wurde. Dabei handelt es sich um das umstrittene Trusted Platform Module (TPM) 2.0.
Wie sicher ist das neue Betriebssystem?
Ob es Microsoft gelingen wird, mit dem neuen Windows 11 in Verbindung mit der Sicherheitshardware moderner PCs die rapide wachsende Cyberkriminalität einzudämmern, werden die kommenden Monate und Jahre zeigen. Klar ist: Bei der Abwehr von Schadprogrammen, die ganze Computernetzwerke erobern und komplette Datenbestände verschlüsseln, könnte die Kombination von Windows 11 und TPM eine wichtige Rolle spielen. Umstritten wird das TPM aber vermutlich dennoch bleiben, auch wenn die PCs dadurch sicherer werden. Schließlich lassen sich mit dieser Architektur auch Identitäten genauer erkennen als es manchen Anwendern gefällt. Damit könnte beispielsweise ein Lizenzmanagement der installierten Programme viel rigider umgesetzt werden als bislang.
Was machen User, die kein Update bekommen?
Anwenderinnen und Anwender, die mit ihren Rechnern Windows 11 nicht nutzen können, erleiden kurzfristig keine Nachteile. Die Softwareunterstützung für Windows 10 soll erst 2025 enden. Die Erfahrung bei der Ablösung von inzwischen stark veralteten Versionen wie Windows XP hat allerdings gezeigt, dass viele private Nutzer und auch gewerbliche Anwender sich vermutlich nicht rechtzeitig um einen sicheren Ersatz kümmern werden.
Lohnt es sich, wegen des Updates sofort einen neuen Computer zu kaufen?
Potenzielle Käufer, die sich einen neuen PC zulegen wollten, sollten - wenn möglich - den Kauf um einige Monate verschieben, raten Verbraucherschützer. In der Corona-Krise haben Unternehmen, Organisationen und Schulen insbesondere den Laptopmarkt quasi leergekauft. Vor diesem Hintergrund haben die Hersteller keinen Grund, attraktive Schnäppchen anzubieten. Im Sommer 2022 könnte die Lage anders aussehen.