Umstrittener Unkrautvernichter Bayer kündigt Glyphosat-Alternative an
Seit Jahren wird der Unkrautvernichter Glyphosat des Bayer-Konzerns als gesundheitsschädlich kritisiert - und es gibt vor allem in den USA viele Prozesse. Nun arbeitet das Unternehmen an einer Alternative.
Der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat ist für den Pharmakonzern Bayer vor allem in den USA zu einem langwierigen und vor allem teuren Problem geworden. Noch immer liegen US-Gerichten Zehntausende Fälle zu dem als krebserregend kritisierten Mittel vor.
Nun arbeitet Bayer eigenen Angaben zufolge an einer Alternative zu Glyphosat, betont aber gleichzeitig die Unbedenklichkeit des derzeit erhältlichen Mittels. Vorstandschef Bill Anderson sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", eine neue Substanz werde schon an echten Pflanzen getestet. Einen Namen gab er dem Mittel zwar noch nicht, betonte aber, es handele sich um die erste bahnbrechende Innovation auf diesem Gebiet seit 30 Jahren.
Bis die Alternative auf den Markt kommt, dauert es aber noch. Bayer strebt die Markteinführung für das Jahr 2028 an.
"Neue Ansätze" für Rechtstreitigkeiten
Mit Blick auf die Gerichtsverfahren in den USA gab Anderson an, Bayer verfolge "neue Ansätze", um die Rechtsstreitigkeiten "inner- und außerhalb der Gerichtssäle" beilegen zu können.
Angaben der Nachrichtenagentur dpa zufolge gab es in den USA Ende Januar noch rund 54.000 offene Gerichtsfälle rund um Glyphosat - und damit nochmals 2.000 mehr als im vergangenen Oktober. Die auch dafür gebildeten Rückstellungen beliefen sich bei Bayer Ende 2023 demnach auf umgerechnet 5,7 Milliarden Euro.
In der Vergangenheit hatten Gerichte in den USA unterschiedlich zu Klagen geurteilt: In einigen Fällen konnte Bayer einen Freispruch erzielen, in anderen wurde das Unternehmen zu Schadenersatzzahlungen verpflichtet - teilweise in Milliardenhöhe.
So entschied zuletzt Ende Januar ein Gericht in Philadelphia zugunsten eines Klägers und sprach ihm 2,25 Milliarden US-Dollar an Schadenersatz zu. Bayer kündigte Berufung an.
Nicht offiziell als gesundheitsgefährdend anerkannt
Der Unkrautvernichter Glyphosat war vom US-Konzern Monsanto entwickelt worden, den Bayer 2018 übernommen hatte - und damit auch die Rechtsstreitigkeiten um das in den USA unter dem Namen "Roundup" vertriebene Mittel.
Kritiker bewerten Glyphosat schon seit Jahren als potenziell krebserregend. Auch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte den Unkrautvernichter 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft.
Bayer hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Auch der Vorstandsvorsitzende Anderson betonte im Zeitungsinterview erneut: "Glyphosat ist sicher."
Auch die europäische Lebensmittelbehörde EFSA gab im vergangenen Jahr bekannt, es gebe "keine kritischen Problembereiche" für den Menschen und die Umwelt. Im November kündigte die EU-Kommission an, der Einsatz von Glyphosat solle für weitere zehn Jahre genehmigt werden, aber mit Einschränkungen.
In Deutschland darf Glyphosat schon jetzt nur unter bestimmten Umständen eingesetzt werden, beispielsweise auf erosionsgefährdeten Flächen oder auf Äckern mit besonders hartnäckigen Unkräutern. In Wasserschutzgebieten ist es generell verboten.