Offenbar EU-Richtlinie geplant Werden Provisionen bald an Kunden weitergegeben?
Eine offenbar geplante EU-Reform könnte die deutsche Anlageberatung grundlegend verändern. Laut "Tagesspiegel" sollen Banken gezwungen werden, ihre Provisionen für den Verkauf von Finanzprodukten an die Kunden weiterzugeben. Banken und Sparkassen sehen die Pläne kritisch.
Die EU will Banken nach einem Bericht des "Tagesspiegel" dazu zwingen, Provisionen für Finanzprodukte an ihre Kunden weiterzugeben. "Das wäre das Ende der durch Provisionen manipulierten Beratung", sagte der grüne Europaabgeordnete Sven Giegold dem Blatt. Bislang stünden Bankberater häufig nicht auf der Seite des Kunden.
Ähnlich äußerte sich auch der zuständige Berichterstatter im Europaparlament, Markus Ferber (CSU). "Wenn die Banken ihre Provisionen durchreichen müssen, führt das zu Produkten, die den Anlegern einen Mehrwert bieten", betonte er.
Falschberatung verursacht Milliardenschaden
Fondsgesellschaften oder Wertpapier-Emittenten bezahlen den Geldhäusern bei einem erfolgreichen Verkauf in der Regel großzügige Belohnungen. Die Berater würden von ihren Vorgesetzten deshalb angehalten, möglichst provisionsträchtige Papiere zu empfehlen, sagte Manfred Westphal, Bankexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, dem Blatt.
Der Schaden, der deutschen Anlegern durch Falschberatung der Banken entsteht, belaufe sich auf 20 bis 30 Milliarden Euro im Jahr, schreibt der "Tagesspiegel" weiter. Auch in der jüngsten Untersuchung der Stiftung Warentest erhielten die Berater ein vernichtendes Urteil. "Nur drei Institute waren befriedigend, der Rest ausreichend oder mangelhaft", berichtete Testerin Stephanie Pallasch.
Banken sind gegen die Reformpläne
Die Banken und Sparkassen sehen die EU-Pläne hingegen kritisch."Die Deutsche Kreditwirtschaft setzt sich nachdrücklich dafür ein, die provisionsbasierte Beratung und Honorarberatung gleichberechtigt bestehen zu lassen", sagte Steffen Steudel, Sprecher des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).
Laut "Tagesspiegel" wird am Mittwoch der Wirtschaftsausschuss des Europaparlaments über den Vorschlag beraten, im Oktober dann der Ministerrat. 2013 solle die Richtlinie verabschiedet werden.