Neuer Test deutscher Geldinstitute Bankberatung weiter "jämmerlich"
Die deutschen Banken beraten ihre Kunden laut Stiftung Warentest weiterhin schlecht - und das trotz verschärfter gesetzlicher Auflagen für die Anlageberatung. Bereits im vergangenen Sommer hatten die Tester den Banken ein schlechtes Zeugnis ausgestellt; das Ergebnis der neuen Untersuchung sei "noch verheerender".
Die Anlageberatung bei Banken ist nach einer Untersuchung der Stiftung Warentest in vielen Fällen "jämmerlich". Wenige Monate nach Einführung der neuen Regeln für die Beratung von Bankkunden testete die Stiftung in insgesamt 146 Beratungsgesprächen 21 Geldhäuser. Fazit: Sechs Mal schnitten die Institute mit einem "mangelhaft" ab, die Note "gut" wurde gar nicht vergeben. Als beste Note verteilten die Prüfer der Zeitschrift "Finanztest" eine 3,1.
Seit Jahresbeginn sind die Geldinstitute gesetzlich verpflichtet, bei einer Anlageberatung über Wertpapiere ein Beratungsprotokoll auszustellen. Bei 126 der Testgespräche seien Wertpapiere Gegenstand der Beratung gewesen. Bei mehr als der Hälfte dieser Fälle sei trotz Nachfrage das Protokoll verweigert worden.
Noch schlechter als im vergangenen Jahr
Insgesamt schnitten die untersuchten Geldhäuser noch schlechter ab als bei einer vergleichbaren Studie der Stiftung Warentest im Sommer 2009. Damals bekamen zwei Geldinstitute die Note "mangelhaft". Nach wie vor erkundigten sich viele Berater nicht nach den finanziellen und persönlichen Verhältnissen ihrer Kunden und missachteten damit elementare Grundregeln der Beratung, teilten die Tester mit.
Versteckte Kosten, zu hohes Risiko
Ein weiteres Problemfeld sei noch immer die Auswahl der angepriesenen Kapitalanlagen. Zwar habe es im Vergleich zu 2009 leichte Verbesserungen gegeben. "Trotzdem mussten wir feststellen, dass den Kunden weiter ungeeignete oder zu riskante Produkte empfohlen und ihre eigenen Wünsche häufig nicht berücksichtigt werden", sagte Warentest-Finanzexpertin Stephanie Pallasch. Außerdem würde häufig nicht über wesentliche Eigenschaften und Kosten des Anlageproduktes aufgeklärt.
In der Studie, die in der Zeitschrift "Finanztest" nachzulesen ist, erreichten die Sparkasse Hannover, die Hamburger Sparkasse und die Kreissparkasse Köln mit der Note "befriedigend" das beste Ergebnis. Mit "mangelhaft" schnitten hingegen die HypoVereinsbank, die Postbank, BW Bank, Targo Bank, Nassauische Sparkasse sowie die Volksbank Mittelhessen ab.
Damit sei das Ergebnis der Untersuchung "noch verheerender" ausgefallen als beim vorangegangenen Test, so das Fazit der Tester. "Die Blamage geht weiter", sagte "Finanztest"-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen.
Was tun mit 35.000 Euro?
Stiftung Warentest rät Verbrauchern auf Grund der Ergebnisse, sich in Finanzfragen nicht auf einen einzigen Bankberater zu verlassen, sondern stets verschiedene Vorschläge einzuholen. Auch sollten Kunden auf ein Beratungsprotokoll bestehen. Mitarbeiter der Verbraucherschutzorganisation hatten für den Test insgesamt 146 Gespräche bei den Banken geführt. Sie ließen sich darüber beraten, wie sie ein Vermögen von 35.000 Euro am besten zehn Jahre lang anlegen könnten.
"Falsche Vorgaben aus den Chefetagen"
Mit heftiger Kritik reagierte das Verbraucherministerium auf die Testergebnisse. "Viele Banken haben aus ihren Fehlern wenig gelernt und leisten sich weiterhin gravierende Versäumnisse", erklärte ein Sprecher des Ministeriums. "Es kann nicht sein, dass gerade in den Beratungsgesprächen gesetzliche Vorgaben teilweise bewusst umgangen werden." Schuld seien wohl die "falschen Vorgaben aus den Chefetagen".