DIHK-Umfrage Personalengpässe in allen Branchen
Jeder zweite deutsche Betrieb hat einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer zufolge Probleme, freie Stellen zu besetzen. Bau und Industrie sind am stärksten betroffen - doch Engpässe gibt es fast überall.
Der Fachkräftemangel hat nach einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) weite Teile der deutschen Wirtschaft erfasst. Jeder zweite Betrieb könne offene Stellen zumindest teilweise nicht besetzen, heißt es im heute vorgestellten neuen Fachkräftereport.
"Die Fachkräftesituation bleibt sehr kritisch", sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. Die Personalengpässe beträfen die Breite der Wirtschaft und zögen sich mittlerweile durch nahezu alle Branchen und Berufe. Besonders betroffen sind der Umfrage zufolge aber Baubranche und Industrie.
"Allgemeiner Mangel an Arbeitskräften"
"Einige Branchen sprechen nicht nur von Lücken bei Fachkräften, sondern von einem allgemeinen Mangel an Arbeitskräften", so Dercks. 82 Prozent der Befragten erwarten negative Folgen für ihr Unternehmen, 40 Prozent rechnen mit einem eingeschränkten Angebot oder verlorenen Aufträgen. Für den Report wurden laut DIHK Angaben von mehr als 22.000 Unternehmen ausgewertet.
Nach der aktuellen Schätzung bleiben derzeit 1,8 Millionen Stellen unbesetzt. Rechnerisch gingen dadurch mehr 90 Milliarden Euro an Wertschöpfung in diesem Jahr verloren, heißt es im Bericht. Das entspreche mehr als zwei Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung.
Eine Mehrheit von 55 Prozent der Befragten kann sich vorstellen, Menschen aus Drittstaaten - also Ländern außerhalb der EU - einzustellen. Sprachkurse und einfachere Verfahren sind dabei oben auf der Wunschliste. "Monatelange Wartezeiten auf einen Visumtermin, in der Post stecken gebliebene Unterlagen, fehlende Ansprechpartner in der Ausländerbehörde, all das muss der Vergangenheit angehören", forderte Dercks.
Schwierige wirtschaftliche Situation
Allerdings hat sich die Lage gegenüber einer Umfrage aus dem Januar etwas verbessert. Damals war noch von rund zwei Millionen vakanten Arbeitsplätzen die Rede sowie einem entgangenen Wertschöpfungspotenzial von fast 100 Milliarden Euro.
Derzeit befindet sich die deutsche Wirtschaft jedoch in einer kritischeren Situation als noch im Januar dieses Jahres. Im dritten Quartal schrumpfte die Wirtschaft um 0,1 Prozent, und die Industrie fährt ihre aktuelle Produktion weiter herunter. Experten hoffen jetzt auf frischen Schwung im Jahr 2024.
Hinzu kommt die schwierige Situation in der Baubranche. Kräftig gestiegene Zinsen, mit denen die Europäische Zentralbank (EZB) die hohe Inflation bekämpfen will, machen der Branche zu schaffen. Dadurch werden viele Projekte für Bauherren unrentabel, zumal sich auch die Baupreise deutlich erhöht haben.