Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
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Krieg gegen die Ukraine ++ Moskaus Einheiten melden Einnahme in Donezk++

Stand: 18.08.2024 22:42 Uhr

Russischen Truppen rücken nach eigenen Angaben in der Region Donezk weiter vor. Die Ukraine gibt an, bei ihrer Offensive in der russischen Region Kursk eine weitere wichtige Brücke getroffen zu haben. Der Liveblog vom Sonntag zum Nachlesen.

18.08.2024 • 22:42 Uhr

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einer Fernsehansprache den Streitkräften für ihren Einsatz in der russischen Region Kursk und an der Front im Osten der Ukraine gedankt. Die Verbündeten im Westen bat er um eine schnellere Versorgung mit Waffen und Munition: "Was die Lieferungen unserer Partner betrifft - es ist Beschleunigung nötig, wir bitten sehr darum. Krieg kennt keine Feiertage."

Grünen-Chef Omid Nouripour hat mit Blick auf den Stopp weiterer Ukraine-Hilfszahlungen davor gewarnt, "zu glauben, dass man mit einem reinen Sparkurs zu mehr Sicherheit kommt". Alles, was bisher der Ukraine zugesagt worden sei, werde auch auf alle Fälle weiterhin finanziert, versicherte der Grünen-Chef im ARD-Sommerinterview. Deutschland dürfe hier nicht wackeln, das sei kein gutes Signal - "erst recht nicht an die Ukrainer und erst recht nicht an unsere Partnerstaaten".

Er sei dafür, "dass wenn die Ukraine Dinge einfordert, wir uns das sehr ergebnisoffen anschauen. Aber ein grundsätzliches Nein an den Anfang zu stellen, verunmöglicht ja die Prüfung von Anfragen der Ukraine.

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat größere Truppenverbände an die Grenze seines Landes zur Ukraine verlegen lassen. Als Grund dafür nannte er starke Truppenansammlungen auf ukrainischer Seite. Dort habe die Ukraine bis zu 120.000 Soldaten stationiert, behauptete er in einem Interview des russischen Fernsehkanals "Rossija". Nach Ansicht der ukrainischen Grenztruppen greift Lukaschenko "zu aggressiven Aussagen, die nicht der Realität entsprechen". Von Verstärkungen auf belarussischer Seite sei zudem nichts erkennbar, sagte Andrij Demtschenko, Sprecher der Grenztruppen.

Das mit Moskau verbündete Minsk ist nicht aktiv am Krieg gegen die Ukraine beteiligt. Allerdings hat Lukaschenko im Februar 2022 den Vorstoß russischer Truppen aus Belarus heraus in die Ukraine erlaubt.

Ein Mann und eine Frau sollen durch ukrainischen Beschuss in Donezk getötet worden sein, wie der von Russland ernannte Bürgermeister der Stadt, Alexej Kulemzin, mitteilte. Diese Behauptung kann nicht unabhängig überprüft werden. Von der Ukraine gab es keinen unmittelbaren Kommentar.

Die von der EU kritisierte Einreise-Sonderregel für Gastarbeiter aus Russland und Belarus in Ungarn stellen aus Budapester Sicht kein Spionage-Risiko dar. "Die Personen werden für die Einreise nach Ungarn und ihren Aufenthalt im Land auch weiterhin einer umfassenden Überprüfung unterzogen", schrieb der ungarische Außenminister Peter Szijjarto auf seiner Facebook-Seite. In Ungarn gibt es seit längerem für Gastarbeiter Sonderregeln. Sie galten bisher allerdings nur für Ukrainer und Serben und wurden erst im Juli auch auf Personen aus Russland und dessen Partnerland Belarus ausgeweitet.

EU-Innenkommissarin Ylva Johansson hatte deshalb Bedenken geäußert. Ungarn müsse sicherstellen, dass Russen, die Spionage betreiben oder andere Sicherheitsbedrohungen darstellen könnten, durch entsprechende Überprüfungen von einer Reise in die EU abgehalten werden.  Das ergebe sich auch aus den Verpflichtungen, die Ungarn mit dem Beitritt zum Schengen-Raum ohne Grenzkontrollen übernommen hatte.

Szijjarto hält die Bedenken für unbegründet. Vielmehr sei sein Land Ziel einer "Lügenkampagne" vor allem nordeuropäischer und baltischer Außenminister, schrieb er in seinem Facebook-Posting. Tatsächlich pflegt die Regierung des Rechtspopulisten Viktor Orban auch seit des Beginns des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor zweieinhalb Jahren gute Beziehungen zu Moskau. Erst im Juli hatte Kremlherr Wladimir Putin den ungarischen Regierungschef empfangen.   

Mit der Offensive in Kursk sei der Ukraine ein Coup gelungen, sagt Moskau-Korrespondent Norbert Hahn. Putins Selbstdarstellung als russischer Präsident, der Sicherheit schafft, habe sie angekratzt. Die Frage sei aber, ob die Ukraine diese Gebiete langfristig halten kann.

Was der ukrainische Präsident Selenskyj mit den eingenommenen Gebieten plant und wieso Russland offenbar Schwierigkeiten hat, die Offensive in Kursk schnell zu beenden, erklärt der Korrespondent im Gespräch mit tagesschau24.

Norbert Hahn, WDR, zur ukrainischen Offensive in Russland

tagesschau24, 18.08.2024 15:00 Uhr

Die russischen Truppen rücken nach eigenen Angaben in der ostukrainischen Region Donezk weiter vor. Moskaus Einheiten hätten das Dorf Swyrydoniwka im Kreis Pokrowsk eingenommen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Überprüfbar waren die Angaben von unabhängiger Seite nicht.

Allerdings hatte auch das ukrainische Militärprojekt DeepState gemeldet, dass die Russen neue Gebiete eingenommen hätten. So sei etwa die Stadt Mykolajiwka im Kreis Kramatorsk im Gebiet Donezk erobert worden, hieß es bei DeepState. Auch in anderen Richtungen rückten die Besatzer vor. Gleichzeitig sind russische Truppen weiterhin mit der eigenen Landesverteidigung im Raum Kursk nach dem Einfall ukrainischer Truppen beschäftigt.

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte die Verbündeten Kiews auf, die verbleibenden Beschränkungen für den Einsatz westlicher Waffen aufzuheben. Das würde der Ukraine ermöglichen, Ziele tiefer in Russland, darunter auch in Kursk, anzugreifen. Er erklärte, seine Truppen könnten Moskau "jede Möglichkeit nehmen, vorzurücken und Zerstörung anzurichten", wenn sie über ausreichende Langstreckenfähigkeiten verfügten.

"Es ist von entscheidender Bedeutung, dass unsere Partner die Hindernisse beseitigen, die uns daran hindern, die russischen Stellungen so zu schwächen, wie es dieser Krieg erfordert. Die Tapferkeit unserer Soldaten und die Widerstandsfähigkeit unserer Kampfbrigaden kompensieren das Fehlen wesentlicher Entscheidungen unserer Partner", so schrieb Selenskyj in einem Beitrag auf X.

Das russische Außenministerium und kremlnahe Blogger haben behauptet, dass in den USA hergestellte HIMARS-Raketen zur Zerstörung von Brücken an der Seim eingesetzt wurden. Diese Behauptungen konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Russland hat einen Bericht der Washington Post über angebliche geplante Geheimverhandlungen für eine teilweise Feuerpause zurückgewiesen. "Es gab und gibt keine direkten oder indirekten Verhandlungen zwischen Russland und dem Kiewer Regime über die Sicherheit der zivilen kritischen Infrastrukturen", sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. Die US-Zeitung hatte zuvor berichtet, dass die ukrainische Offensive im Gebiet Kursk Pläne für solche Geheimgespräche durchkreuzt hätten.

"Niemand hat etwas zunichtegemacht, weil es nichts gab, das man hätte vereiteln können", sagte Sacharowa. Nach dem Bericht der Washington Post waren diese Gespräche in Katar geplant. Es sollte darum gehen, die Angriffe zumindest gegen die Energie-Infrastruktur einzustellen. Öffentlich waren solche Pläne für Gespräche zu keinem Zeitpunkt bekannt. Die einzigen Kontakte, die es gebe, liefen zwischen Vermittlern auf humanitärer Ebene – vor allem beim Austausch von Gefangenen, sagte Sacharowa.

Die verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Sara Nanni, hat Bundesfinanzminister Christian Lindner von der FDP aufgefordert, einen Erlass zurückzunehmen, demzufolge vorerst keine zusätzlichen Gelder für die militärische Unterstützung der Ukraine mehr freigegeben würden. "Dieser Erlass ist unnötig und schädlich, der Finanzminister sollte ihn schnell zurücknehmen", sagte Nanni dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. "Unsere Sicherheit und die Lage in der Ukraine sind eng miteinander verwoben." Wer hier an der falschen Stelle bürokratisch agiere, habe den Ernst der Lage nicht erkannt.

Die Verteidigungsexpertin reagierte auf einen Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung über ein Schreiben von Bundesfinanzminister Christian Lindner an Verteidigungsminister Boris Pistorius und Außenministerin Annalena Baerbock, demzufolge neue Anträge auf Militärhilfe für die Ukraine vorerst nicht mehr bewilligt würden. Statt mit weiteren Mitteln aus dem Bundeshaushalt solle die Ukraine künftig mit Zinserträgen aus eingefrorenen Geldern der russischen Zentralbank unterstützt werden.

Die Ukraine soll dem belarusischen Präsidenten Alexander Lukaschenko zufolge mehr als 120.000 Soldaten an der Grenze zu seinem Land stationiert haben. Als Reaktion darauf seien militärische Verbände entlang der gesamten Grenze entsandt worden, zitierte ihn die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA. Lukaschenko sagte demnach, die Grenze sei "so vermint wie nie zuvor". Die ukrainischen Truppen würden große Verluste erleiden, sollten sie versuchen, die Grenze zu überschreiten, so der Verbündete des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Die Angaben Lukaschenkos können derzeit nicht unabhängig überprüft werden. Andrij Demtschenko, ein Sprecher des ukrainischen Grenzdienstes, erklärte gegenüber der ukrainischen Online-Zeitung Ukrainska Pravda, dass die Lage an der Grenze zu Belarus unverändert sei.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Nordkorea verurteilt den ukrainischen Vorstoß auf russisches Gebiet als "unverzeihlichen Akt der Aggression und des Terrors". Das Außenministerium bezeichnete die Regierung in Kiew laut der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA als "Marionetten-Regime", das bei der Militäraktion von den USA und dem Westen unterstützt worden sei. Die Vereinigten Staaten trieben die Situation an den Rand eines Dritten Weltkriegs. Sie hätten dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj tödliche Waffen in "astronomischer Höhe" geliefert. Nordkorea werde Russland beim Schutz seiner Souveränität immer zur Seite stehen.

Die Ukraine und die USA beschuldigen die Regierung in Pjöngjang, Russland Artillerie und Raketen für den Krieg gegen die Ukraine geliefert zu haben. Nordkorea und Russland wiesen die Vorwürfe zurück.

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

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Die ukrainische Armee hat bei ihrer Offensive in der westrussischen Region Kursk nach eigenen Angaben eine weitere wichtige Brücke getroffen. "Eine weitere Brücke weniger. Die Luftwaffe beraubt den Feind weiterhin mit präzisen Luftangriffen seiner logistischen Fähigkeiten", erklärte der ukrainische Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk im Onlinedienst Telegram. Seiner Erklärung fügte er ein Video hinzu, das den Angriff zeigen soll. Die Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Bereits gestern hatte die ukrainische Luftwaffe mitgeteilt, eine strategisch wichtige Autobrücke in Kursk zerstört zu haben. Luftwaffenkommandeur Oleschtschuk veröffentlichte dazu ebenfalls ein Video, das die Bombardierung einer Brücke zeigt. Experten hielten das Video nach Auswertung der Geodaten für echt. Auch die russische Führung warf der Ukraine vor, eine strategisch wichtige Brücke in der Nähe des Kampfgeschehens in der Region zerstört zu haben.

Die ukrainischen Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge bei nächtlichen Angriffen acht russische Angriffsdrohnen und fünf von acht Raketen abgeschossen. Damit seien die Regionen Kiew, Sumy und Poltawa attackiert worden, sagte der Chef der Luftwaffe. Durch Flugabwehrraketen, mobile Truppen der Streitkräfte und Einheiten für elektronische Kriegsführung seien die 13 Geschosse zerstört worden.

Trümmer einer zerstörten ukrainischen Drohne haben in einem Treibstofflager in der russischen Region Rostow ein Feuer in einem Tank ausgelöst. "Feuerwehreinheiten wurden gerufen, um den Brand zu löschen", schrieb der Gouverneur der südwestrussischen Region, Wassili Golubew, auf Telegram.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Ukrainische Flugabwehreinheiten versuchten am frühen Sonntag einen russischen Luftangriff auf Kiew abzuwehren. Dies teilt die Militärverwaltung der Hauptstadt mit. Dies sei bereits der dritte Angriff seit Monatsbeginn.

Ein Zeuge berichtet der Nachrichtenagentur Reuters, er habe von der Luftverteidigung ausgelöste Explosionen gehört. Für Kiew und die umliegenden Regionen war in der Nacht eine Warnung vor Luftangriffen herausgegeben worden.

Etwa zwei Stunden nach dem ersten Angriff wurden Kiew, die umliegende Region und der größte Teil der Zentral- und Nordostukraine erneut in Alarmbereitschaft versetzt, da nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe weitere Raketen auf die Stadt zu fliegen drohten.

Laut der Internationalen Atomagentur IAEA hat sich die Lage am AKW Saporischschja nach einem mutmaßlichen Drohnenangriff verschlechtert. Die Ukraine zerstörte nach eigenen Angaben eine strategisch wichtige Brücke in der russischen Region Kursk. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. August 2024 um 05:00 Uhr und 11:00 Uhr in den Nachrichten.