Ukrainischer Präsident Wolodymyr Selenskyj
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Krieg gegen die Ukraine ++ Selenskyj hofft auf Frieden in einem Jahr ++

Stand: 09.04.2023 22:50 Uhr

Der ukrainische Präsident Selenskyj hofft, dass es in einem Jahr Frieden in der Ukraine gibt. Bei russischen Angriffen sind in Saporischschja mindestens zwei Menschen getötet worden. Der Liveblog vom Sonntag zum Nachlesen.

09.04.2023 • 22:50 Uhr

Ende des heutigen Liveblogs

Wir schließen an dieser Stelle für heute den Ukraine-Liveblog und bedanken uns für Ihr Interesse.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zu Ostern die Hoffnung geäußert, dass es in einem Jahr in der Ukraine Frieden gibt. In seiner am Abend verbreiteten Videobotschaft zeigte sich Selenskyj zuversichtlich, dass die Gebete um Frieden gehört würden. Jeder christliche Feiertag lehre sein Land, dass das Böse besiegt werden könne. "Wir bringen die Niederlage des Bösen näher", so Selenskyj.

Der russische Angriffskrieg gegen das Nachbarland dauert inzwischen seit mehr als 13 Monaten. Viele Christen in der Ukraine feierten am Sonntag Ostern. Allerdings richten sich große Teile der Bevölkerung auch nach dem alten Kalender der russisch-orthodoxen Kirche, die das Fest erst am kommenden Sonntag begeht.

Selenskyj beklagte, dass Russland den Palmsonntag - an dem viele orthodoxe Christen der Einzug Jesu in Jerusalem feierten - mit neuen Raketenschlägen gegen die Ukraine begangen habe.

Zwei Tage nach der Veröffentlichung geheimer US-Dokumente im Internet wird über deren Brisanz diskutiert. Denn die Unterlagen enthalten wohl Informationen über die militärischen Fähigkeiten der Ukraine und über die Arbeit der US-Geheimdienste.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj könnte im Mai nach Deutschland kommen - zur Verleihung des Karlspreises an ihn und das ukrainische Volk im Krönungssaal des Aachener Rathauses am 14. Mai. Die Veranstalter bereiten sich auf ein solches Szenario jedenfalls vor, wie die Stadt Aachen mitteilte. Eine persönliche Teilnahme hänge aber "stark von der dann vorliegenden Kriegslage und den entsprechenden Sicherheitskonzeptionen ab". Falls Selenskyj nicht persönlich teilnehmen kann, soll er per Video zugeschaltet werden. Auch für diese Variante laufen die Planungen.

Der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums hat den Vatikan wegen der Kreuzweg-Meditation am Karfreitag am Kolosseum in Rom kritisiert. "Leider müssen wir feststellen, dass die diesjährige Prozession erneut von dem Versuch überschattet wurde, Opfer und Angreifer gleichzusetzen", schrieb Ministeriumssprecher Oleh Nikolenko auf Facebook. "Die gemeinsame Teilnahme eines Ukrainers und eines Russen verzerrt die Realität, in die Russland die Ukrainer gestürzt hat, indem es einen Völkermord an ihnen verübt." Bei der zehnten Station des Kreuzwegs am Kolosseum hatten zwei Jugendliche aus der Ukraine und Russland gemeinsam zu Frieden gemahnt.

Man erwarte vom Heiligen Stuhl eine Herangehensweise, "die auf einem tiefen Verständnis von Gerechtigkeit und Verantwortung für die Wiederherstellung des Friedens in der Ukraine und die Schaffung von Gerechtigkeit beruht", so Nikolenko. Die Gleichsetzung der Ukraine mit Russland verursache Leid und trage nicht zur Versöhnung bei.

Ein solcher Schritt untergrabe die Grundsätze der Gerechtigkeit und der universellen Moral und diskreditiere das Konzept von Frieden und Brüderlichkeit. "Wir sind enttäuscht, dass der Heilige Stuhl die Argumente der ukrainischen Seite über den beleidigenden Charakter einer solchen Geste nicht berücksichtigt hat", so der Sprecher.

Russland hat eigenen Angaben zufolge ein Tanklager in der Nähe der südukrainischen Stadt Saporischschja zerstört. Dort hätten 70.000 Liter Treibstoff gelagert, teilt das russische Verteidigungsministerium mit. In der Region Saporischschja sowie Donezk seien zudem Waffendepots der ukrainischen Armee zerstört worden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste will Russland gezielt den Anschein erwecken, dass sich die Lage in den annektierten Gebieten in der Ukraine normalisiert hat. Bei einer kürzlichen Sitzung des russischen Sicherheitsrats sei Innenminister Wladimir Kolokolzew auserwählt worden, um über Wiederaufbau, Strafverfolgung und öffentliche Ordnung in den annektierten Gebieten zu sprechen, hieß es im Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums.

Dass man ihn als Sprecher gewählt habe, sei mutmaßlich ein Zeichen dafür, dass man die Situation in den Provinzen als möglichst normal und alltäglich erscheinen lassen wolle. Tatsächlich seien die Gebiete jedoch immer noch aktiv umkämpft, und viele Bewohnerinnen und Bewohner hätten keinen Zugang zu den grundlegendsten Leistungen.

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine veröffentlicht das britische Verteidigungsministerium täglich Updates zum Kriegsverlauf. Unter Berufung auf Geheimdienstinformationen will die britische Regierung damit sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.

Das US-Justizministerium hat eine Untersuchung zu im Internet verbreiteten Geheimdokumenten eingeleitet. "Wir haben uns mit dem Verteidigungsministerium in dieser Sache ausgetauscht und eine Untersuchung begonnen", sagte ein Sprecher des Justizministeriums in Washington. Das Pentagon hatte bereits am Freitag erklärt, das Durchsickern der Dokumente zu überprüfen und das Justizministerium offiziell von der Angelegenheit in Kenntnis gesetzt zu haben.

Zuletzt waren nach und nach eine Reihe von geheimen Regierungsdokumenten auf Online-Plattformen wie Twitter, Telegram oder Discord aufgetaucht. Darunter waren laut einem Bericht der "New York Times" geheime Dokumente zu Plänen der USA und der NATO, die Ukraine bei der Vorbereitung einer Frühlingsoffensive gegen Russland zu unterstützen.  Die Dokumente wurden laut der "New York Times" über pro-russische Kanäle verbreitet. US-Regierungsmitarbeiter sagten der "Washington Post", dass einige der Unterlagen offenbar manipuliert worden seien.

Papst Franziskus hat in seiner traditionellen Osterbotschaft für das ukrainische und für das russische Volk gebetet. Vor dem weltweit übertragenen Segen "Urbi et orbi" sagte er: "Hilf dem geliebten ukrainischen Volk auf dem Weg zum Frieden und ergieße dein österliches Licht über das russische Volk. Tröste die Verwundeten und jene, die durch den Krieg geliebte Angehörige verloren haben, und lass die Gefangenen sicher zu ihren Familien zurückkehren."

Der Vatikan hat sich in den vergangenen Monaten wiederholt für den Austausch von Kriegsgefangenen beider Länder eingesetzt. Diplomatische Bemühungen des Heiligen Stuhls um eine Vermittlerrolle in dem seit fast 14 Monaten andauernden Krieg waren aber bislang ohne Erfolg.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat die Notwendigkeit von Waffenlieferungen an die Ukraine betont. "Dieses Volk muss seine Würde und Freiheit verteidigen können", sagte Kurschus im Deutschlandfunk.

Zugleich sei auch wahr: "Waffen allein werden nicht zum Frieden führen." Zu einem echten Frieden gehörten Gespräche. Diese seien "im Moment sehr erschwert, auf oberster Ebene erst recht", räumte Kurschus ein. Niemand könne jetzt gerade mit Russlands Präsident Wladimir Putin verhandeln, sagte die EKD-Vorsitzende. "Dennoch dürfen wir als Christen zu keiner Zeit sagen, es kann keine Gespräche geben, es ist jetzt kein Aufeinanderzugehen möglich", betonte sie.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat den Ukraine-Krieg als zivilisatorischen Tiefpunkt bezeichnet. "Dieser furchtbare Krieg in der Ukraine, der jetzt schon seit 410 Tagen tobt, gehört zum Dunkelsten unserer sogenannten modernen Zivilisationsgeschichte", sagte Woelki nach vorab verbreitetem Redetext in seiner Predigt am Ostersonntag im Kölner Dom.

"Brutale Zerstörung und Tod, wohin man schaut. Ungezähltes Leid und Tränen für Millionen von Menschen." Die Zahl der Menschen, die weltweit vor Krieg, Konflikten und Verfolgung auf der Flucht seien, sei noch nie so hoch gewesen wie derzeit, so Woelki.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, rief dazu auf, sich von den vielen Krisen in der Welt nicht lähmen zu lassen. "Über die Menschen in der Ukraine fegt weiter der Kriegssturm", sagte Kurschus, die auch Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen ist, nach einer Mitteilung der EKD. Ostern sei jedoch die kräftige Gegenrede Gottes gegen alles, was festgefahren und ohne Aussicht erscheine.

In Saporischschja sind bei einem russischen Angriff nach ukrainischen Angaben zwei Menschen getötet worden. Es handele sich um einen 50-jährigen Mann und seine elfjährige Tochter, teilten die örtlichen Behörden mit. Sie seien ums Leben gekommen, als in der Nacht zum Sonntag ein Wohnhaus beschossen worden sei.

Eine 46-jährige Frau, die Ehefrau und Mutter der Opfer, sei aus den Trümmern geborgen worden. Zwei Raketen seien in der im Südosten der Ukraine gelegenen Stadt eingeschlagen. Ein Gebäude sei zerstört und Dutzende weitere beschädigt worden.

Andrea Beer, Andrea Beer, ARD Kiew, 09.04.2023 13:19 Uhr
09.04.2023 • 04:09 Uhr

Scholz hält Laudatio auf Selenskyj

Bei der diesjährigen Verleihung des Aachener Karlspreises an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wird Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Laudatio halten. Dies berichtete die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf deutsche Regierungskreise.

Der Karlspreis wird dieses Jahr nicht wie üblich am Himmelfahrtstag verliehen, sondern vier Tage vorher am 14. Mai. Grund ist laut "BamS", dass Scholz am 18. Mai auf dem Weg zum G7-Gipfel in Japan ist.

Wie das Blatt unter Berufung auf ukrainische Regierungskreise weiter berichtete, ist geplant, dass Selenskyj persönlich nach Aachen kommt. Es wäre sein erster Besuch in Deutschland seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022. Allerdings könne die geplante Sommeroffensive der ukrainischen Truppen dazu führen, dass Selenskyj nicht aus dem Land komme und per Video zugeschaltet werden müsse.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges hat der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei, die Ostermärsche der Friedensbewegung kritisiert. "Die diesjährigen Ostermärsche haben mindestens etwas Naives. Es geht doch um Frieden in Freiheit", sagte der CDU-Politiker der "Bild am Sonntag".

"Solange es Menschen wie Putin gibt, die statt auf die Stärke des Rechts eher auf das Recht des Stärkeren setzen, müssen wir bereit sein, unsere freiheitliche Demokratie auch zu verteidigen."

Bei den traditionellen Ostermärschen der Friedensbewegung demonstrierten am Samstag bundesweit Tausende Menschen für Verhandlungen zum Stopp des Ukraine-Kriegs. Aktionen gab es nach Angaben des Netzwerks Friedenskooperative in etwa 70 Städten, darunter in Berlin, Bonn, Bremen, Duisburg, Hannover, Leipzig, München, Stuttgart und etlichen weiteren Orten.

Laut der Organisation "Save Ukraine" sind 31 nach Russland verschleppte Kinder wieder bei ihren Familien. Die ukrainische Energie-Infrastruktur hält nach Einschätzung Londons den Angriffen weitgehend stand. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 09. April 2023 um 05:00 Uhr.