Boris Pistorius
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Krieg gegen die Ukraine ++ Pistorius: G7 prüfen weitere Ukraine-Hilfen ++

Stand: 19.10.2024 17:25 Uhr

Die G7-Staaten prüfen laut Verteidigungsminister Pistorius weitere Ukraine-Hilfen. Der französische Außenminister Barrot hat in Kiew Unterstützung für Präsident Selenskyjs Plan für ein Kriegsende zugesichert. Die Entwicklungen im Liveblog.

Die ukrainischen Streitkräfte erhalten von den Niederlanden in einer ersten Tranche eines neuen Programms Aufklärungsdrohnen im Wert von 42,6 Millionen Euro. Das niederländische Verteidigungsministerium kaufte die Drohnen bei der einheimischen Firma DeltaQuad, wie die Behörde auf ihrer Website mitteilte.

Mit diesem Schritt setze das Ministerium erstmals den sogenannten Drohnen-Aktionsplan um, den Minister Ruben Brekelmans bei seinem Besuch in der Ukraine vor wenigen Tagen angekündigt hatte. Der Drohnen-Aktionsplan hat einen Umfang von 400 Millionen Euro, von dem nach Angaben des Ministeriums mehr als 50 Prozent von der niederländischen Industrie aufgebracht werden. Die Anschaffung bei DeltaQuad ist Teil dieser Bereitstellung.

Die unbewaffneten Aufklärungs-Drohnen werden zur Beschaffung von Gefechtsfeldinformationen in Echtzeit, zur Nachrichtengewinnung und zur Überwachung eingesetzt. 

Die G7-Staaten sind sich einig, dass die Unterstützung der Ukraine vor dem dritten Kriegswinter intensiviert werden müsse, berichtet Tilmann Kleinjung aus Neapel.

Tilmann Kleinjung, ARD Rom, zzt. Neapel, mit Informationen zum G7-Treffen

tagesschau, 19.10.2024 17:00 Uhr

Die westlichen G7-Staaten prüfen nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius die Hilfe für die Ukraine weiter aufzustocken. Es gebe konkrete Zusagen, die aber zunächst nicht öffentlich gemacht würden, sagt der SPD-Politiker am Rande des G7-Verteidigungsminister-Treffens in Neapel.

Allein Deutschland werde in diesem Jahr mehr als acht Milliarden Euro für Militärhilfe ausgeben. "Und wir strengen uns an, weitere Mittel locker zu machen", fügt er hinzu. Vor allen Dingen wolle man aber dafür sorgen, dass die Ausbildung der ukrainischen Soldatinnen und Soldaten weiter vorangehe, "weil das zunehmend eine zentrale Rolle spielt".

Die Ukraine könne auf den von den G7-Regierungen zugesagten 50-Milliarden-Dollar-Kredit bis Ende des Jahres, "aber auf jeden Fall Anfang nächsten Jahres" zurückgreifen, sagt Pistorius.

Der französische Außenminister Jean-Noël Barrot hat während eines Besuchs in Kiew dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Unterstützung für seinen Plan für ein Ende des Krieges gegen Russland zugesichert. Er werde mit ukrainischen Vertretern zusammenarbeiten, um die Unterstützung anderer Länder für den Vorschlag zu gewinnen, sagte Barrot in der ukrainischen Hauptstadt. Der von Selenskyj Anfang der Woche vorgestellte sogenannte Siegesplan soll Russland dazu bewegen, seine Angriffe in der Ukraine zu beenden.

"Ein russischer Sieg wäre eine Weihe für das Recht des Stärkeren und würde die internationale Ordnung ins Chaos stürzen", sagte Barrot auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem ukrainischen Kollegen Andrij Sybiha. "Deshalb sollte unser Austausch es uns ermöglichen, den Siegesplan von Präsident Selenskyj voranzubringen und möglichst viele Länder um ihn zu versammeln."

Im Luftraum des NATO-Landes Rumänien ist erneut ein verdächtiges Flugobjekt aufgetaucht. Das berichtete das Verteidigungsministerium in Bukarest. Die NATO-Luftraumüberwachung setzte vier Kampfjets vom Typ F-16 und F-18 der spanischen und der rumänischen Luftwaffe zur Beobachtung ein. Es war der zweite derartige Vorfall innerhalb von zwei Tagen in dem Nachbarland der Ukraine. In beiden Fällen blieb zunächst unklar, ob es sich um russische Drohnen handelte. Vorerst gebe es keine Hinweise auf einen möglichen Absturzort in Rumänien, dennoch werde man dies weiter prüfen, erklärte das Verteidigungsministerium.

Nach dem ersten Vorfall am Donnerstag hatte die NATO Russland eine Luftraumverletzung vorgeworfen. Das Verteidigungsbündnis geht davon aus, dass dabei kein Angriff beabsichtigt war.

Die russische Armee hat laut Angaben aus Moskau eine weitere Ortschaft in der ostukrainischen Region Donezk erobert. Das in der Nähe der Stadt Kurachowe gelegene Dorf Sorjane sei "befreit" worden, erklärte das russische Verteidigungsministerium. Das Ministerium hatte bereits am 8. Oktober verkündet, dass die Ortschaft erobert worden sei, jedoch waren die Kämpfe um Sorjane in den vergangenen Tagen weitergegangen. Die Stadt liegt südlich von Pokrowsk, einem wichtigen Verkehrszentrum, in dessen Umgebung Russland regelmäßig Eroberungen vermeldet.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Unterstützung der russischen Armee durch nordkoreanische Soldaten würde ein enormes Risiko der Eskalation des Konfliktes bedeuten, sagte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha in Kiew. Nach Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes will Nordkorea Tausende Soldaten an die Front in der Ukraine schicken. Russland bestreitet, militärische Hilfe aus Nordkorea zu bekommen.

Bundeskanzler Olaf Scholz reist zu Gesprächen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nach Istanbul. Nach Angaben von Vize-Regierungssprecher Wolfgang Büchner wird es bei dem Treffen voraussichtlich um den Krieg Russlands gegen die Ukraine gehen. Themen dürften auch unter anderem die Lage im Nahen Osten sowie Migration sein. Nach den Gesprächen ist eine gemeinsame Pressekonferenz geplant.

Neue massive russische Angriffe mit Drohnen und Marschflugkörpern haben in weiten Teilen der Ukraine Luftalarm ausgelöst. Betroffen waren am Morgen etwa 15 Regionen, darunter Mykolajiw im Süden und Dnipropetrowsk im Zentrum des Landes, wie die Flugabwehr bei Telegram mitteilte. In der Region Sumy wiederum wurden nach Behördenangaben bei einem Angriff mit Drohnen und Gleitbomben sieben Menschen verletzt. Die Behörden riefen die Menschen auf, sich in Luftschutzbunkern in Sicherheit zu bringen.

In der Nacht meldete zudem die Hauptstadt Kiew Luftalarm. Laut Bürgermeister Vitali Klitschko wurde eine Frau durch ein Teil einer abgeschossenen Drohne verletzt. Die Flugabwehr teilte in Kiew mit, dass alle feindlichen Drohnen um die Hauptstadt zerstört worden seien.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bei der Frage zum Einsatz weitreichender Waffen gegen Ziele tief im russischen Staatsgebiet gestalten sich die Gespräche mit Deutschland nach Angaben aus Kiew schwieriger als mit anderen Partnern der Ukraine. Laut Präsident Wolodmyr Selenskyj haben die fünf wichtigsten Partner - USA, Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland - zu dieser Forderung keine einheitliche Meinung.

Zwar gebe es Unterstützer, "und sie helfen mir auch im Dialog mit den anderen Partnern, um eine positive Lösung zu erzielen", sagte Selenskyj im Gespräch mit ukrainischen Journalisten. Doch gebe es noch Zurückhaltung, da dies eine "mit Risiken behaftete Frage" sei, schließlich gehe es um ein Paket "sehr gewaltiger Raketen". Vor allem mit Deutschland sei der Diskussionspunkt noch immer nicht geklärt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich nach seinen Äußerungen über Atomwaffen beim EU-Gipfel in Brüssel um Klarstellung bemüht. Die Ukraine wolle "weder eine Gefahr für die Welt schaffen, noch irgendwelche Atomwaffen", sagte Selenskyj in einem im ukrainischen Fernsehen übertragenen Interview mit mehreren Journalisten. Es sei ihm wichtig, "sehr genau verstanden zu werden".

Selenskyj hatte am Donnerstag beim EU-Gipfel gesagt: "Entweder verfügt die Ukraine über Nuklearwaffen, die ihr als Schutz dienen, oder sie muss Mitglied in einer Allianz sein." "Wir kennen keine Allianz, die so effizient ist wie die NATO", betonte er. 

Russland und die Ukraine haben nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums insgesamt 190 Gefangene ausgetauscht. In dem von den Vereinigten Arabischen Emiraten ausgehandelten Austausch seien 95 russische Soldaten aus "von Kiew kontrolliertem Territorium zurückgebracht" worden, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau. Im Gegenzug seien 95 ukrainische Gefangene übergeben worden.

Die Rückkehr der 95 Soldaten in die Ukraine bestätigte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. "Jedes Mal, wenn die Ukraine ihre Brüder aus russischer Gefangenschaft rettet, rücken wir dem Tag näher, an dem allen, die in russischer Gefangenschaft sind, die Freiheit geschenkt wird", sagte er.

Putin nennt Andeutungen der Ukraine über die mögliche Produktion von Atomwaffen eine "gefährliche Provokation". Die Ukraine hat nach eigenen Angaben die sterblichen Überreste von Hunderten Soldaten erhalten. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 19. Oktober 2024 um 11:00 Uhr in den Nachrichten.