Kim Jong Un und Generäle der Armee

Südkoreanischer Geheimdienst Nordkorea schickt offenbar 12.000 Soldaten nach Russland

Stand: 18.10.2024 17:46 Uhr

Die selbst ernannten "Bruderstaaten" Nordkorea und Russland arbeiten militärisch eng zusammen. Neben Waffen hat Pjöngjang nun offenbar Soldaten geschickt, um Moskau im Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen. Tausende sollen folgen.

Nordkorea hat nach Informationen des südkoreanischen Geheimdienstes schon etwa 1.500 Soldaten als Unterstützung für Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine entsandt. Die Soldaten sind laut Informationen des NIS (National Intelligence Service) in russischen Schiffen zunächst nach Wladiwostok transportiert worden, von wo sie mutmaßlich auf einen Kriegseinsatz vorbereitet werden. Insgesamt soll sich Nordkorea dazu entschieden haben, rund 12.000 Soldaten zur Unterstützung zu schicken, darunter auch Spezialeinheiten.

Wie der NIS weiter berichtet, sollen die Soldaten russische Uniformen sowie Falschidentitäten erhalten, um ihre wahre Herkunft zu verschleiern. Der südkoreanische Geheimdienst stützt seine Informationen auf Satellitenbilder sowie Gesichtserkennungssoftware, welche man in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Geheimdienst eingesetzt habe. 

Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol teilte in einer Dringlichkeitssitzung mit Geheimdienst-, Militär und Sicherheitsbeamten ebenfalls mit, man gehe davon aus, dass Nordkorea Truppen nach Russland entsandt habe. Er sprach von einer ernsten Sicherheitsbedrohung "nicht nur für unser Land, sondern auch für die internationale Gemeinschaft". 

Ukraine: Soldaten werden in Russland trainiert

Aus der Ukraine hieß es, die mutmaßlichen Truppenentsendungen seien ein "Beweis" dafür, dass Russland den Krieg ausweiten wolle und versuche, "seine Verbündeten in das Kriegsgeschehen hineinzuziehen".

Jüngst hatte auch die ukrainische Staatsführung von Soldaten aus Nordkorea in den Reihen der russischen Besatzungstruppen gesprochen. Im Osten Russlands würden derzeit 11.000 nordkoreanische Infanteristen ausgebildet, sagte der Chef des Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow. Ähnliche Angaben machte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj: "Wir wissen von den Geheimdiensten, dass 10.000 Soldaten aus Nordkorea dafür trainiert werden, gegen uns zu kämpfen".

Die militärische US-Denkfabrik ISW (Institute for the Study of War) berichtete ebenfalls, dass mehrere Tausend nordkoreanische Soldaten in Russland eingetroffen seien und auf ihren Einsatz in der Ukraine vorbereitet würden. 

Enge militärische Zusammenarbeit

Nordkorea unterstützt den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine laut Geheimdienstinformationen bereits massiv mit Waffen und Munition. Nach Angaben der südkoreanischen Seite lieferte das international weitgehend isolierte Land seit August vergangenen Jahres vor allem Artilleriegeschosse und Kurzstreckenraketen nach Russland. Insgesamt sollen mehr als acht Millionen Artillerie- und Raketengeschosse nach Russland gebracht worden sein.

In den vergangenen Monaten intensivierte Nordkorea seine militärische Kooperation mit Russland. Erst im Juni unterzeichneten Moskau und Pjöngjang einen Vertrag über eine allumfassende strategische Zusammenarbeit, der auch einen gegenseitigen Beistand für den Fall eines Angriffs durch einen Drittstaat beinhaltet.

Bislang keine NATO-Bestätigung

Die NATO prüft noch die Berichte über die Entsendung nordkoreanischer Truppen. Generalsekretär Mark Rutte sagte, man könne eine aktive Beteiligung nordkoreanischer Soldaten an den Kriegshandlungen bislang nicht bestätigen. Man führe allerdings Gespräche mit den Partnern aus dem Indopazifik-Raum, um alle möglichen Beweise auf den Tisch zu bekommen.

Rutte betonte, die Situation, dass die NATO die Beteiligung nordkoreanischer Soldaten an Kampfhandlungen nicht bestätige, könne sich ändern. Nordkorea habe Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine bereits in der Vergangenheit unterstützt.

Russland selbst hatte Berichte dementiert, nach denen nordkoreanische Soldaten in der Ukraine an der Seite der russischen Truppen kämpfen. Auch der Einsatz nordkoreanischer Raketen in der Ukraine wurde erneut von Moskau zurückgewiesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. Oktober 2024 um 18:24 Uhr.