Flüchtlinge aus der Ukraine warten vor der Landeserstaufnahmeeinrichtung von Baden-Württemberg
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Krieg gegen die Ukraine ++ Fast ein Viertel der Ukrainer will nicht heimkehren ++

Stand: 18.10.2024 11:09 Uhr

Jeder vierte ukrainische Flüchtling will laut einer Umfrage nicht in die Heimat zurückkehren. Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Heusgen, fordert, die Reichweitenbeschränkung der Waffen für Kiew aufzuheben. Alle Entwicklungen im Liveblog.

Rumänien hat nach einer Verletzung seines Luftraums vier Kampfflugzeuge alarmiert. Ein unbekanntes Flugobjekt, bei dem es sich wahrscheinlich um eine Drohne handelte, sei gestern vom Radar der rumänischen Streitkräfte über dem Schwarzen Meer entdeckt worden und habe sich bis zu 14 Kilometer landeinwärts bewegt, teilte das Verteidigungsministerium mit. Zwei spanische F-18-Kampfjets und zwei rumänische F-16 seien aufgestiegen, hätten das Objekt aber nicht entdeckt. Es sei dann bald vom Radar verschwunden.

Heute sollte nach einer möglichen Absturzstelle gesucht werden. Das Nato- und EU-Mitglied Rumänien hat eine 650 Kilometer lange Grenze mit der Ukraine und bereits früher russische Drohnen in seinem Luftraum festgestellt, als Russland ukrainische Ziele entlang des Schwarzen Meeres und der Donau angriff. Auch wurden wiederholt Fragmente russischer Drohnen auf rumänischem Gebiet nahe der ukrainischen Grenze gefunden.

Die Ukraine hat im Nordosten des Landes mit der Evakuierung der umkämpften Stadt Kupjansk begonnen. "Rund 10.000 Menschen" müssten aus der Stadt und drei benachbarten Gemeinden aufgrund der anhaltenden russischen Angriffe in Sicherheit gebracht werden, erklärte Regionalgouverneur Oleh Sinehubow im Onlinedienst Telegram. Bereits am Dienstag hatten die Behörden gewarnt, dass "ständiger Beschuss" die zuverlässige Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner mit Wasser und Elektrizität unmöglich mache.

Kupjansk in der Region um die Millionenstadt Charkiw im Nordosten des Landes war nach Beginn von Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine im Februar 2022 zunächst von russischen Truppen eingenommen worden, bevor ukrainische Truppen die Stadt rund sechs Monate später zurückeroberten. Vor dem Krieg lebten dort rund 26.000 Menschen. Durch wiederholte russische Angriffe sind in Kupjansk zahlreiche Gebäude schwer beschädigt, dutzende Zivilisten wurden getötet.

Jean-Noël Barrot, der Außenminister Frankreichs, will erstmals in die Ukraine reisen und dort unter anderem auf das Schicksal der von Russland entführten Kinder aufmerksam machen. "Ich will daran erinnern, dass das Geschehen in der Ukraine die Sicherheit unseres Kontinents betrifft, auch mit Blick auf die Versorgung mit Energie und Lebensmitteln", sagte Barrot vor seiner Abreise dem Sender France Inter. Ein Teil seiner Reise sei der humanitären Katastrophe gewidmet, insbesondere den ukrainischen Kindern, die von Russen "entführt und deportiert" seien. 

Barrot werde am Wochenende auch mit seinem ukrainischen Kollegen Andrij Sybiha zusammentreffen, hieß es in diplomatischen Kreisen. Eine Niederlage der Ukraine sei nicht akzeptabel, betonte Barrot. Dies würde bedeuten, "das Recht des Stärkeren anzuerkennen." Es sei an der Ukraine, zu entscheiden, wann Friedensverhandlungen aufgenommen werden könnten, fügte er hinzu. 

Der südkoreanische Geheimdienst hat laut Nachrichtenagentur Yonhap Hinweise darauf, dass Nordkorea 12.000 Soldaten entsandt hat, um Russlands Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen. Eine offizielle Bestätigung südkoreanischer Behörden liegt bislang nicht vor.

Fast ein Viertel der ukrainischen Kriegsflüchtlinge in Europa will einer Umfrage zufolge langfristig nicht in die Heimat zurückkehren. Das teilte das Münchner ifo-Institut unter Berufung auf eine eigene Befragung ukrainischer Geflüchteter aus dem vergangenen Juni mit.

"Rund 35 Prozent der ukrainischen Geflüchteten wollen in die Ukraine zurückkehren, sobald es dort wieder sicher ist", ergänzte Panu Poutvaara, Leiter des ifo-Zentrums für Migrationsforschung. 4 Prozent planten eine baldige Rückkehr, unabhängig von der Sicherheitslage. Knapp 11 Prozent seien bereits in die Ukraine zurückgekehrt, weitere 25 Prozent seien unentschlossen.

Je länger Russland in der Ukraine Krieg führe, desto mehr von dort Geflohene könnten sich eine Zukunft außerhalb der Ukraine vorstellen, hieß es weiter. "Kurz nach der Flucht gaben lediglich 10 Prozent der Ukrainer an, sich langfristig außerhalb der Ukraine anzusiedeln", so das ifo-Institut.

Direkt nach der Flucht hätten noch knapp 60 Prozent der Geflüchteten in die Ukraine zurückkehren wollen, sobald sie sich dort wieder hätten sicher fühlen können. "Im Laufe der Zeit ist dieser Anteil stark zurückgegangen um durchschnittlich 4,7 Prozentpunkte pro 100 Tage.", so die Studie.

Die USA haben Sanktionen gegen zwei chinesische Unternehmen wegen der Produktion von Drohnen für Russlands Krieg gegen die Ukraine verhängt. Es handele sich um die ersten Strafmaßnahmen gegen Unternehmen in China, die "in Partnerschaft mit russischen Firmen komplette Waffensysteme entwickeln und produzieren", teilte das US-Finanzministerium mit. 

Neben den beiden chinesischen Firmen wurde demnach auch ein russisches Unternehmen auf die Sanktionsliste gesetzt. Die USA hatten chinesische Firmen bisher nur wegen der Lieferung von Komponenten an Russland sanktioniert, die später bei der Produktion von Waffen eingesetzt wurden.

Kanada will weitere 64.8 Millionen Kanadische Dollar (47 Mio. US-Dollar) an Militärhilfe der Ukraine zur Verfügung stellen. Das Paket solle unter anderem Munition und Schutzausrüstung beinhalten, erklärte Verteidigungsminister Bill Blair. Zudem solle damit das Training ukrainischer Soldaten finanziert werden.

Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hat Kanada etwa 4.5 Milliarden Kanadische Dollar an Militärhilfe für Kiew gegeben und zählt damit zu den größten Unterstützern des Landes.

Die Luftverteidigung der Ukraine hat nach eigenen Angaben in der vergangenen Nacht 80 von 135 russischen Drohnen abgeschossen. Zehn Drohnen sollen sich demnach weiterhin im ukrainischen Luftraum aufhalten.

Die Nachrichtenagentur RIA hat unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium mitgeteilt, dass die Kommandeure der strategischen russischen Atomstreitkräfte die Bereitschaft ihrer in der Stadt Bologoje stationierten Einheit testen. Die Übung umfasse Manöver und den Einsatz mobiler ballistischer Interkontinentalraketen vom Typ Yars, hieß es weiter.

Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hat an US-Präsident Joe Biden und Kanzler Olaf Scholz appelliert, der Ukraine beim Einsatz westlicher Waffen keine Begrenzungen mehr aufzuerlegen. Anlass ist der beim EU-Gipfel präsentierte Friedensplan des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

"Selenskyjs Appelle sind in erster Linie an Präsident Biden und Bundeskanzler Scholz gerichtet: Beide könnten durch die Aufhebung von Reichweitenbegrenzungen und die Lieferung wirksamer Waffen einen äußerst wichtigen Beitrag zur Verwirklichung des Selenskyj-Planes leisten", sagt Heusgen dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). "Der Besuch des US-Präsidenten in Berlin wäre ein idealer Zeitpunkt für eine solche Ankündigung."

Norwegen wird der Ukraine in naher Zukunft sechs bereits angekündigte F-16-Kampfjets liefern. Der ukrainische Präsident Selenskyj hat beim EU-Gipfel seinen "Siegesplan" vorgestellt, der auf Abschreckung setzt.