Artilleriegranaten stapeln sich in einer Munitionsfabrik in den USA.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Milliardenschwere US-Militärhilfe für Kiew ++

Stand: 29.07.2024 22:11 Uhr

Die USA wollen Kiew weiteres Kriegsmaterial für 1,7 Milliarden Dollar liefern. Der ukrainische Präsident Selenskyj ist an die Front in Wowtschansk in der Region Charkiw gereist. Die Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

29.07.2024 • 22:11 Uhr

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Die US-Regierung hat neue Militärhilfen für die Ukraine im Wert von rund 1,7 Milliarden Dollar (umgerechnet knapp 1,6 Milliarden Euro) angekündigt. Zu den geplanten Lieferungen gehören Munition für die Luftabwehr sowie Artilleriegeschosse, wie das US-Verteidigungsministerium mitteilte. Der Mangel an Munition ist für die ukrainische Armee ein besonders gravierendes Problem in ihrem Kampf gegen die russischen Invasionstruppen.

Von den neuen US-Hilfen soll demnach Material im Wert von 200 Millionen Dollar aus Lagerbeständen der US-Armee kommen. Hinzu komme Material im Wert von 1,5 Milliarden Dollar, das erst noch bei der Rüstungsindustrie bestellt werden soll. Die Auslieferung dürfte also eher langfristig geplant sein. Die USA sind der größte Unterstützer der Ukraine in ihrem Abwehrkrieg gegen Russland. Seit Beginn der Invasion im Februar 2022 haben sich die US-Militärhilfen auf mehr als 55 Milliarden Dollar summiert.

Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico droht der Ukraine Diesel-Lieferungen einzustellen, wenn Öllieferungen der russischen Firma Lukoil in sein Land über ukrainisches Territorium nicht wieder zugelassen werden. Die slowakischen Lieferungen machten ein Zehntel des Dieselverbrauchs der Ukraine aus, erklärt Fico.

Die Ukraine hatte vergangene Woche Lukoil mit Sanktionen belegt und den Öltransport des Konzerns durch ihr Staatsgebiet gestoppt. Zwar hat die EU generell Ölimporte aus Russland untersagt. Ungarn, die Slowakei und die Tschechische Republik haben aber eine Ausnahmegenehmigung vom Einfuhrverbot erhalten. Das soll ihnen Zeit geben, um nach Alternativen zu suchen.

Die mit Spannung am Himmel der Ukraine erwarteten Kampfflugzeuge des amerikanischen Typs F-16 könnten nach Meinung eines Experten erheblich zur Sicherung des Luftraums vor russischen Angriffen beitragen. "Schon ein Geschwader F-16 bietet viele Möglichkeiten zum grundlegenden Schutz des Luftraums", sagte der ukrainische Luftfahrt-Experte Anatolij Chraptschinski im Fernsehen. Ein Geschwader nach NATO-Standard besteht aus 18 bis 22 Flugzeugen.

Die Menge an Kampfflugzeugen könnte aktuell mehr bewirken als die gesamte Anzahl an Flugabwehr-Systemen, die die Ukraine zurzeit besitzt. Mit dem Erscheinen der ersten F-16 dürfte nach Meinung Chraptschinskis die Zahl der Raketen-Einflüge deutlich zurückgehen, da sich russische Flieger zurückhalten dürften.

Der russische Unterhaus-Vorsitzende und enge Verbündete von Präsident Wladimir Putin, Wjatscheslaw Wolodin, plant ein neues Gesetz zur Registrierung von Migranten für den Militärdienst als Teil ihres Antrags auf die russische Staatsbürgerschaft. Das teilt die Duma mit. Zudem wollten die Abgeordneten die Anzahl der Militärdienstjahre, die neue russische Staatsbürger ab einem bestimmten Alter ableisten müssen, auf zwei Jahre erhöhen. Es gebe auch Vorschläge, das Gesetz zu ändern, um einen solchen Dienst für ältere Migranten, die einen russischen Pass erhalten, verpflichtend zu machen.

Eine Gruppe von Straftätern, die das Leben im Straflager gegen den Dienst in der russischen Armee eingetauscht hat, hat sich während der Ausbildung aus dem Staub gemacht. Die neun Männer seien von dem Übungsgelände in der südrussischen Region Belgorod verschwunden, berichteten russische Medien. 

Der Telegram-Kanal "Pepel" veröffentlichte auch Fahndungsfotos. Demnach war auch eine Belohnung ausgeschrieben für Hinweise, die zur Ergreifung der Männer führen. Die Suche nach den Geflüchteten sei bisher erfolglos geblieben.

Die Regierungen Polens und Ungarns sind wegen ihrer Russlandpolitik hart aneinandergeraten. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban warf Polen am Wochenende scheinheilige Politik und den Handel mit russischem Öl vor. Polens Vizeaußenminister Wladyslaw Teofil Bartoszewski wies das zurück. "Wir machen keine Geschäfte mit Russland, anders Ministerpräsident Orban", sagte er. Ungarn solle über einen Rückzug aus der EU nachdenken.

Russische Truppen haben zwei ukrainische Dörfer an der Front in der Region Donezk im Osten des Landes überrannt. Ein ukrainischer Feldwebel sagte, dem Rückzug aus den Dörfern Wowtsche und Prohres seien unerbittliche Angriffe des russischen Militärs vorausgegangen. Die russische Seite habe eine große Anzahl zusätzlicher Soldaten eingesetzt. Der Name des Oberfeldwebels der 47. Selbstständigen mechanisierten Brigade wurde aus Sicherheitsgründen nicht genannt.

Die beiden Dörfer liegen etwa 30 Kilometer nordwestlich von Awdijiwka, einer Stadt in Donezk, die das russische Militär im Februar nach langen Gefechten einnahm. Der Kommandeur der 47. Brigade, Olexandr Schyrschyn, bestätigte lokalen Medien, dass die Dörfer eingenommen wurden. Er machte eine schlechte Ausbildung der Soldaten, mangelnde Fähigkeiten der Offiziere, fehlende Motivation und unzureichende Waffen für die Rückschläge verantwortlich. Der ukrainische Generalstab äußerte sich nicht zum Status der beiden Dörfer.

29.07.2024 • 13:27 Uhr

Selenskyj besucht Front in Charkiw

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist eigenen Angaben zufolge im Gebiet Wowtschansk in der nordöstlichen Region Charkiw zu einem Truppenbesuch eingetroffen. "Heute hatte ich die Ehre, dort zu sein, um unsere Kämpfer (...) zu beglückwünschen und ihnen Auszeichnungen zu überreichen", teilte er auf X mit. An der Front im Norden der Ukraine sind die Kämpfe besonders heftig. Dort versuchen russische Streitkräfte seit Mai durchzubrechen.

Russische Drohungen wegen der geplanten Stationierung von Langstreckenwaffen in Deutschland werden laut Bundesregierung nicht zu einem Kurswechsel führen. "Wir lassen uns von solchen Äußerungen nicht einschüchtern", sagte ein Sprecher des Bundesaußenministeriums in Berlin. Russland rüste seit Jahren auf und führe einen Angriffskrieg in Europa gegen die Ukraine. Darauf müsse Deutschland reagieren.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte die USA am Wochenende vor einer Stationierung neuer Langstreckenwaffen in Deutschland gewarnt. Die USA und die Bundesregierung hatten vor gut zwei Wochen am Rande des NATO-Gipfels in Washington angekündigt, dass ab 2026 bis nach Russland reichende US-Waffen nach Deutschland gebracht werden sollen. Darunter sollen Marschflugkörper des Typs "Tomahawk" sein, die rein technisch auch mit Atomsprengköpfen bestückt werden können, wie auch Luftabwehrraketen des Typs SM-6 und neu entwickelte Hyperschallwaffen.

Die stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, Christiane Hoffmann, ergänzte, die Putin-Äußerungen nehme man zur Kenntnis. "Es geht einzig allein um Abschreckung in diesem Fall."

Die evangelische Kirche hat die Teilnahme russischer Athleten an den Olympischen Spielen kritisiert. Die Entscheidung, 15 russische Athletinnen und Athleten in Paris unter neutraler Flagge antreten zu lassen, sei hoch problematisch, sagte der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Thorsten Latzel, der Zeitschrift "Herder Korrespondenz".

Die formale Verpflichtung der russischen Athleten, weder den Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen noch mit dem russischen Militär Kontakt zu haben, ändere nichts, sagte Latzel. "Es bleibt unklar, wie sich das überprüfen lässt, und erst recht, ob solch ein Sport im autoritären Russland überhaupt möglich ist." Auch ohne russische Hymne oder Fahne seien die Sportlerinnen und Sportler "Teil der russischen Staatspropaganda".

Russland hat nach eigenen Angaben in der Nacht zu Montag 39 von der Ukraine abgefeuerte Drohnen abgefangen. "Die Flugabwehrsysteme haben 19 Drohnen in der Region Kursk, neun über Belgorod, drei über Woronesch und fünf über Brjansk abgefangen und zerstört", teilte das russische Verteidigungsministerium bei Telegram mit. Die genannten Regionen liegen alle an der Grenze zur Ukraine. Drei weitere Drohnen seien in der nordwestlich gelegenen Region Leningrad nahe der Stadt Sankt Petersburg neutralisiert worden, teilte das Ministerium mit und sprach von einem "versuchten Terroranschlag". 

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

29.07.2024 • 07:41 Uhr

Ukraine meldet abgefangene Drohnen

Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben in der Nacht neun von zehn russische Drohnen abgefangen. Außerdem sei ein Lenkflugkörper abgefangen und zerstört worden, teilte die Luftwaffe auf Telegram mit.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Das ukrainische Militär hat nach russischen Angaben seit Samstagnacht die Oblast Kursk in mehreren Wellen mit Drohnen angegriffen. Ein Öllager sei beschädigt worden. 19 Drohnen aus der Ukraine seien von der russischen Luftabwehr in der Nacht zu heute abgefangen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram mit.

Zuvor seien am Sonntag 19 Drohnen abgefangen worden, gab der Gouverneur von Kursk, Andrej Smirnow, an. Wie viele Drohnen die ukrainischen Streitkräfte insgesamt Richtung Kursk abgefeuert haben, lassen sowohl das Ministerium als auch der Gouverneur offen. Die Oblast liegt an der Grenze zur Ukraine und war wiederholt Ziel ukrainischer Angriffe.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Vorstöße zu einem Waffenstillstand in seinem Land während der Besatzung durch russische Invasionstruppen eine Absage erteilt. Er könne nicht auf die Forderungen nach einem Waffenstillstand eingehen, solange Russland ukrainisches Territorium besetzt halte, sagte er in einem Interview des japanischen Senders NHK. Damit bekräftigte er die bisherige Linie seiner Regierung.

Für den Weg zu einem gerechten Frieden seien aus seiner Sicht drei wichtige Voraussetzungen nötig: "Geduld, Unterstützung (für die Ukraine) sowie diplomatischer Druck (auf Moskau)." Blieben die USA und die europäischen Staaten geschlossen, "wird dies zusätzlichen Druck ausüben und Moskau zeigen, dass es keine Chance hat", sagte er.

Kiew habe in den vergangenen Tagen offiziell Kontakt mit Donald Trump, dem republikanischen Kandidaten, und Kamala Harris, der voraussichtlich demokratischen Wettbewerberin im Rennen um die US-Präsidentschaft, aufgenommen. Die Ukraine befürchtet vor allem bei einem eventuellen Wahlsieg Trumps den Verlust der bisherigen US-Unterstützung im Kampf gegen Russland.

Das ukrainische Militär hat Berichten zufolge russischen Truppen im Osten des Landes schwere Verluste zugefügt. Russland hat Erfolge in der ostukrainischen Region Donezk verkündet. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 29. Juli 2024 um 23:00 Uhr.