Angriffe im Roten Meer Einsatz der deutschen Marine gefordert
Das Rote Meer und der Suez-Kanal sind für den europäischen Warenaustausch mit Asien von entscheidender Bedeutung. Nach Angriffen auf Handelsschiffe werden nun Forderungen nach einem deutschen Marineeinsatz gestellt.
Nach dem Beschuss eines Hapag-Lloyd-Schiffes im Roten Meer hat die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, eine Beteiligung der deutschen Marine an einem multilateralen Einsatz für den freien Seeverkehr gefordert. "Wir sollten unterstützen, dass die Marine zusammen mit internationalen Partner die Schiffe schützt", sagte die FDP-Politikerin der Nachrichtenagentur dpa. Es sei "folgerichtig, dass sich alle daran beteiligen, die davon abhängig sind, dass ihre Waren durch das Rote Meer geführt werden". Dabei gehe es auch um Schiffe europäischer Unternehmen. "Wir müssen den Terroristen jeder Couleur entschieden die Stirn bieten."
Am Freitag war der Containerfrachter "Al Jasrah" in der Meerenge zwischen dem Jemen und Dschibuti beschossen und beschädigt worden. Die Besatzungsmitglieder blieben laut Hapag Lloyd unverletzt. Die Bundesregierung verurteilte den Angriff und prüft eine Bitte aus den USA um eine Beteiligung der deutschen Marine an einem Einsatz.
Wichtige Verbindung zwischen Europa und Asien
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes bezeichnete die Angriffe auf zivile Handelsschiffe als völlig inakzeptabel. Diese stellten einen massiven Eingriff in die Sicherheit der internationalen Seeschifffahrt dar. Erst am Donnerstag hatten deutsche Reeder von der Bundesregierung und der EU Schutzmaßnahmen gefordert.
Die britische Regierung meldete inzwischen einen neuen Zwischenfall in der Region. Der Zerstörer HMS "Diamond" habe eine Drohne abgeschossen, die auf ein Handelsschiff abgefeuert worden sei, schrieb Verteidigungsminister Grant Shapps bei X - dem ehemaligen Twitter. Derartige "illegale Angriffe" seien eine direkte Bedrohung des internationalen Handels.
Drei große Reedereien meiden Suez-Kanal
Im Norden des Roten Meers liegt der Suez-Kanal, der für den Transport zwischen Europa und Asien von entscheidender Bedeutung ist. Deshalb durchqueren viele Schiffen das Rote Meer. Nach den Angriffen lassen die Reedereien Maersk und Hapag-Lloyd vorerst keine Schiffe durch den Suezkanal fahren. Am Montag werde man erneut über die Lage entscheiden, sagte ein Sprecher der in Hamburg ansässigen Reederei Hapag-Lloyd am Freitag.
Auch die weltgrößte Containerreederei MSC will den Kanal zunächst nicht weiter nutzen. Einige Schiffe würden stattdessen die längere Route um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas nehmen, teilte das Unternehmen mit Sitz in Genf mit. Die "MSC Palatium III" war im Roten Meer von einer Rakete getroffen worden. Es wurde niemand an Bord verletzt, aber das Schiff wurde aus dem Dienst genommen.
Großes Waffenarsenal der Huthi
Die vom Iran unterstützten Huthi verfügen über ein großes Arsenal von Drohnen, Seezielflugkörpern und ballistischen Raketen - trotz internationaler Bemühungen, Waffenlieferungen aus dem Iran zu verhindern. Die Huthis nutzen die Waffen für Angriffe auf die Handelsschifffahrt, aber auch den direkten Beschuss Israels. In den vergangenen Wochen wurden nach US-Angaben mehrfach Flugkörper von US-Kriegsschiffen vernichtet, die Richtung Israel unterwegs waren.
Wegen der Bedrohung im Roten Meer nehmen mit Israel in Verbindung stehende Schiffe inzwischen offenbar einen langen Umweg in Kauf. Diese seien auf der längeren Route um Afrika und das Kap der Guten Hoffnung herum unterwegs, sagte Noam Raydan von der Denkfabrik Washington Institute for Near East Policy. Dadurch verlängere sich die Fahrt je nach Geschwindigkeit um 19 bis 31 Tage.