Nach Zugunglück in Garmisch Beschädigte Betonschwellen waren wohl Hauptursache
Fünf Menschen starben im Juni 2022 beim Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen, 78 wurden verletzt. Kurz vor dem Jahrestag liegt nun der Zwischenbericht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung zur Ursache vor.
Beschädigte Betonschwellen waren nach derzeitigem Ermittlungsstand die Hauptursache für das tödliche Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen vor rund einem Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt ein Zwischenbericht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU).
Bei der Entgleisung eines Regionalzugs nach München am 3. Juni 2022 waren fünf Menschen gestorben. 78 weitere Personen wurden damals verletzt, 16 von ihnen schwer.
Bauliche Mängel als Unglücksursache
Zum Unglückszeitpunkt war die Ursache der Entgleisung ein Rätsel. Auf der einspurigen Strecke habe es keinen Kontakt zu einem anderen Fahrzeug gegeben, ARD-Korrespondent Martin Breitkopf sprach damals in seiner Berichterstattung von vermuteten "technischen oder baulichen Mängeln". In dem Zwischenbericht der BEU benennen die Unfallermittler jetzt einen "Mangel am Oberbau" der Bahnstrecke als primäre Ursache für das Entgleisen des Regionalzuges.
So hätten die am Unglücksort verlegten Spannbetonschwellen Schäden aufgewiesen, die dazu führten, dass die sogenannten Schienenauflager als Bindeglieder zwischen Schiene und Beton wegbrachen. "Das ist das, was derzeit gesichert ist", sagte ein BEU-Sprecher. "Die Ermittlungen zur Unfallursache sind aber deutlich umfangreicher und dauern an."
Die Behörde betont in dem Zwischenbericht auch, ihre Untersuchungen dienten nicht dazu, ein Verschulden festzustellen. Auch wolle man keine Fragen der Haftung oder sonstige zivilrechtliche Ansprüche klären. Die Staatsanwaltschaft München II ermittelte zuletzt gegen vier beschuldigte Bahnmitarbeiter wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.
Bahn bessert Schienennetz vorsorglich aus
Die Bahn hatte am Mittwoch angekündigt, rund 480.000 Betonschwellen austauschen zu wollen. "Damit verbunden sind über 400 zusätzliche Baustellen im Schienennetz, die sich auf Reisende und Güterverkehrskunden erheblich auswirken", hieß es. Der Konzern wies darauf hin, dass diese Maßnahmen rein vorsorglich erfolgten.
Noch sei die Unfallursache nämlich nicht vollends geklärt, so die Bahn. "Nach derzeitigem Kenntnisstand spricht vieles dafür, dass Betonschwellen zumindest auch unfallursächlich gewesen sein könnten", erklärte man weiter. Das Unternehmen überprüft deshalb bereits seit Monaten Schwellen aus einem bestimmten Gesteinsgemisch und tauscht sie bei Bedarf aus.
Besonders von den Baumaßnahmen betroffen sind die Region Südost und damit die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.