Landkreis Garmisch-Partenkirchen Tote und Schwerverletzte bei Zugunglück
Am letzten Schultag vor den Pfingstferien ist bei Garmisch-Partenkirchen ein Regionalzug entgleist. Laut Polizei kamen dabei vier Menschen ums Leben, es gibt viele Schwerverletzte. Warum der Zug verunglückte, ist noch unklar.
Bei einem Zugunglück im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen sind laut Polizei mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Demnach wurden etwa 30 Menschen verletzt, 15 davon schwer. Sie sind nach Angaben des bayerischen Innenministeriums in umliegende Krankenhäuser gebracht worden.
Ermittlungen zur Ursache
Der vollbesetzte Zug war von Garmisch in Richtung München unterwegs. Bei Burgrain entgleiste der hintere Teil, laut ARD-Korrespondent Martin Breitkopf in einer "relativ harmlosen Kurve". Warum, ist unklar, es habe keinen Kontakt mit einem anderen Fahrzeug gegeben. Mehrere Waggons stürzten auf die Seite, einige fielen eine Böschung hinab. Ein Polizeisprecher bestätigte dem Bayerischen Rundfunk, dass es keine Kollision mit einem anderen Zug gegeben habe.
Derweil haben die Ermittlungen zur Ursache begonnen. "Vor Ort laufen die ersten Arbeiten", sagte ein Polizeisprecher am Nachmittag. Polizei und Staatsanwaltschaft wollten mit Hilfe von Sachverständigen des Eisenbahnbundesamts herausfinden, warum der Regionalzug auf der eingleisigen Strecke entgleiste. Die Polizei rechne mit "langwierigen Ermittlungen". Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter sagte, am Unglück sei "kein zweiter Zug und kein anderes Fahrzeug beteiligt" gewesen.
Hermann: "Weitere Tote nicht ausgeschlossen"
Im Zug saßen am letzten Schultag vor den Pfingstferien auch viele Kinder. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sagte vor Ort, innerhalb von einer Stunde seien alle Passagiere aus dem Zug gerettet worden. Eine schwer verletzte Person sei auf dem Weg ins Krankenhaus verstorben. "Wir gehen im Moment davon aus, dass unter dem Eisenbahnwaggon mindestens drei Tote liegen", sagte Herrmann. Solange der Waggon noch nicht angehoben ist, könnten weitere Tote nicht ausgeschlossen werden.
Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich bestürzt über das Unglück. "Unser Mitgefühl ist bei den Angehörigen, bei den Verletzten, denen wir eine baldige Genesung wünschen", sagte er den Sendern RTL und ntv. Man versuche, diejenigen zu retten, die gerettet werden könnten. Scholz sprach von "erschütternden Nachrichten" und "bedrückenden Bildern" von der Unfallstelle in Bayern.
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich erschüttert. "Wir trauern mit den Angehörigen der Opfer und wünschen allen Verletzten rasche Genesung", schrieb der CSU-Chef auf Twitter. "Großen Respekt und Dank allen Rettungskräften für die schnelle Hilfe."
Wissing und Lutz reisen morgen in die Region
Bundesverkehrsminister Volker Wissing äußerte sich ebenfalls bestürzt. "Die Bilder, die uns in diesen Stunden erreichen, sind dramatisch", sagte er. Aktuell ließe sich das gesamte Ausmaß der Katastrophe nur erahnen. Nach Informationen des BR ist Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf dem Weg nach Garmisch-Partenkirchen.
Wissing und Bahnchef Richard Lutz wollen sich am Samstag vor Ort ein Bild machen. Das kündigte Wissing in Berlin an. Er werde mit Lutz in die Region reisen. Lutz sagte, die Bilder des Unglücks seien schrecklich und machten tief betroffen und sprachlos. Die Bahn unterstütze die Ermittlungen der Behörden nach besten Kräften.
500 Einsatzkräfte vor Ort
Wie die Polizei mitteilte, ereignete sich das Unglück gegen 12.15 Uhr - bereits fünf Minuten später seien die ersten Meldungen eingegangen. Sämtliche Teams von Rettungsdiensten, Polizei und Feuerwehr in der Region waren im Einsatz, darunter sechs Rettungshubschrauber. Etwa 500 Einsatzkräfte seien vor Ort, berichtete der BR.
Offenbar leisteten Bundeswehr-Soldaten, die im Zug fuhren, erste Hilfe. Die Deutsche Bahn sperrte die Strecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und Oberau. Ersatzverkehr sei in Planung, hieß es auf Twitter. Ob der Regionalzug wegen des neuen 9-Euro-Tickets besonders voll war, war unklar.
Vollsperrungen auf der B2 und B23
Die Deutsche Bahn sprach den Angehörigen der Opfer ihr "tiefes Mitgefühl" aus und richtete eine Hotline für Angehörige ein. Für die Region an der Grenze zu Österreich ist das Unglück kurz vor den Ferien auch verkehrstechnisch eine Katastrophe. Die nahe der Bahnlinien verlaufenden Bundesstraßen 2 und 23 wurden voll gesperrt. "Wir können den Verkehr im Moment nicht in Richtung Garmisch-Partenkirchen laufen lassen, weil die Rettungskräfte auf der Straße sind", sagte ein Polizeisprecher. Wegen des Beginns der Pfingstferien in Bayern sei auf der Route mit langen Staus zu rechnen.