Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen "Der Schock sitzt noch tief"
Das Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen hat deutschlandweit Entsetzen ausgelöst. Vier Menschen starben, viele wurden schwer verletzt. Nach Angaben von Bayerns Innenminister Herrmann werden noch zwölf Personen vermisst.
Nach dem schweren Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen werden weiterhin zwölf Menschen vermisst. Das sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann dem Bayerischen Rundfunk. Es könne aber sein, dass sich Vermisste bereits in den Kliniken befänden. Einige seien so schwer verletzt, dass die Identität der Patienten noch nicht habe geklärt werden können. Er hoffe, dass die Polizei diese Vermisstenfälle in der Nacht abarbeiten könne.
Drei Leichen, die unter dem Zug lagen, hätten die Rettungskräfte mittlerweile geborgen. Weitere Todesopfer seien nicht auszuschließen, sagte Herrmann. Ein Polizeisprecher bestätigte, dass mindestens vier Menschen bei dem Unfall ums Leben gekommen sind. Eine schwerverletzte Person starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Etwa 60 Menschen wurden verletzt, 16 davon schwer. Sie werden nun in den umliegenden Kliniken versorgt.
Kein anderes Fahrzeug beteiligt
Nach Informationen des BR haben inzwischen Ermittler ihre Arbeit aufgenommen. "Vor Ort laufen die ersten Arbeiten", sagte ein Polizeisprecher. Polizei und Staatsanwaltschaft wollten mit Hilfe von Sachverständigen des Eisenbahnbundesamts herausfinden, warum der Regionalzug auf der eingleisigen Strecke in Richtung München entgleiste.
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter sagte, am Unglück sei "kein zweiter Zug und kein anderes Fahrzeug beteiligt" gewesen. Er vermute eine technische Ursache, sagte er im Interview mit dem BR.
Die Polizei rechnet mit "langwierigen Ermittlungen". Die Sicherung und Bergung der umgekippten Waggons werde "sicher die nächsten Tage noch in Anspruch nehmen", sagte ein Sprecher. Die Sperrungen der Bahnstrecke und der parallel verlaufenden Bundesstraße 2 müssten daher "sicher übers Wochenende aufrechterhalten werden".
Großeinsatz in der Region
Der vollbesetzte Zug war am letzten Schultag vor den Pfingstferien von Garmisch in Richtung München unterwegs. Rund 140 Menschen - unter ihnen auch viele Kinder - waren an Bord, als die Bahn gegen 12.15 Uhr entgleiste. Mehrere Doppelstock-Waggons kippten um, rutschten eine Böschung hinab und blieben neben einer vielbefahrenen Bundesstraße liegen. Rund 500 Einsatzkräfte von Rettungsdiensten, Polizei und Feuerwehr rückten sofort aus.
Alle Altersgruppen seien unter den Verletzten, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Die Menschen hätten durch die Fenster gezogen werden müssen. Es waren schreckliche Stunden für Angehörige, die zum Unglücksort eilten und dort auch seelsorgerisch betreut wurden.
Lutz: "Bilder machen sprachlos"
Die Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen, Elisabeth Koch, zeigte sich bestürzt. "Es ist grauenvoll", sagte sie. Auch der Landrat des gleichnamigen Landkreises, Anton Speer, rang mit den Worten: "Der Schock sitzt noch tief." Er lobte die Retter, die innerhalb von 45 Minuten die Menschen aus dem Zug geholt hätten.
In ganz Deutschland löste der Unfall Entsetzen aus. Bundeskanzler Olaf Scholz und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sprachen den Angehörigen ihr Beileid aus. Bundesverkehrsminister Volker Wissing und Bahnchef Richard Lutz wollen sich morgen vor Ort ein Bild machen. Die Bilder seien schrecklich und machten sprachlos, sagte Lutz. Die Bahn unterstütze die Ermittlungen der Behörden nach besten Kräften. Der Konzern hat eine Hotline für Angehörige eingerichtet.