Kritik an Lindners Fracking-Vorstoß "Aus gutem Grund verboten"
Das Umweltministerium hat den Vorstoß von Finanzminister Lindner für Fracking in Deutschland zurückgewiesen: Der Ausbau erneuerbarer Energien sei nicht nur umweltfreundlicher - er gehe auch schneller. Auch von SPD und Grünen gab es Kritik.
Das Bundesumweltministerium hat den Vorstoß von Finanzminister und FDP-Chef Christian Lindner zurückgewiesen, heimisches Schiefergas durch Fracking-Technologie zu fördern. "Fracking-Gas ist klimaschädlich und seine Förderung schadet der Umwelt", sagte ein Sprecher des von Grünen-Politikerin Steffi Lemke geführten Ministeriums dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Daher ist die Förderung in Deutschland aus gutem Grund verboten."
Es würde zudem "Jahre dauern", bis eine entsprechende Förderinfrastruktur hierzulande aufgebaut wäre. "In derselben Zeit kommen wir beim Ausbau der erneuerbaren Energien einen großen Schritt voran", sagte der Sprecher. Das wisse auch die Energieindustrie und fokussiere sich längst auf solche Energien, die der Umwelt und dem Klima nicht schadeten.
"Wer Fracking fordert, ruft zu Fehlinvestitionen auf"
Auch andere Politiker von den Grünen und auch von der SPD wiesen Lindners Vorstoß zurück. "Wer heute nationales Fracking fordert, ruft zu teuren Fehlinvestitionen mit gravierenden Nutzungskonkurrenzen auf", sagte die SPD-Energiepolitikerin Nina Scheer dem "Handelsblatt". "Fracking steht für eine Vielzahl von Bohrlöchern und Folgerisiken für Trinkwasser, Erdbebengefahren und Klimafolgeschäden und ist deswegen abzulehnen."
Grünen-Wirtschaftspolitiker Dieter Janecek sagte dem "Handelsblatt": "Die Fracking-Vorkommen in Deutschland zur Anwendung zu bringen, würde Jahre in Anspruch nehmen." In der akuten Energiekrise nutzten sie Deutschland nichts, "und mittelfristig wollen wir ohnehin auf grünen Wasserstoff umsteigen".
Lindner: Ökologisch verantwortbar
Lindner hatte sich für einen schnellen Einstieg in die Förderung von heimischem Schiefergas durch das umstrittene Fracking ausgesprochen. "Wir haben in Deutschland erhebliche Gasvorkommen, die gewonnen werden können, ohne das Trinkwasser zu gefährden", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Die Förderung sei seiner Ansicht nach auch unter ökologischen Voraussetzungen verantwortbar. "Es wäre eher nicht verantwortbar, aus ideologischen Festlegungen auf Fracking zu verzichten", sagte Lindner. FDP und Wirtschaftsvertreter haben sich angesichts der Energiekrise mehrfach dafür ausgesprochen, Fracking in Deutschland im großen Stil zu erlauben.
Beim Fracking, englisch für "Aufbrechen", wird Erdgas mithilfe von Chemikalien und Druck aus Gestein gefördert. Seit 2017 ist das sogenannte unkonventionelle Fracking bei der Erdgasgewinnung in Schiefer- und Kohleflözgestein in Deutschland verboten, unter anderem zum Schutz des Trinkwassers.