Bundesverkehrsministerium Weniger Geld für Autobahnen
Laut einem Medienbericht will das Bundesverkehrsministerium Investitionen in Verkehrswege kürzen. Vor allem bei den Autobahnen sollen Milliarden eingespart werden. Umweltverbände beklagen Inkonsequenz.
Das Bundesverkehrsministerium plant offenbar massive Kürzungen bei den Investitionen in Verkehrswege. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) berichtet unter Berufung auf einen Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt über Streichungen im Milliardenbereich. Das Verkehrsministerium bestätigte das indirekt und verwies auf die "aktuelle Haushaltslage und erforderliche Einsparungen". Umweltschützer witterten einen "medialen Coup".
Für das kommende Jahr will Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) die Mittel für die Autobahn GmbH des Bundes dem FAS-Bericht zufolge von bislang geplanten 6,29 Milliarden Euro auf 4,99 Milliarden Euro zusammenstreichen. Für 2026 und 2027 sind demnach weitere Kürzungen von je einer Milliarde Euro geplant, für 2028 sollen 378 Millionen Euro eingespart werden.
Investitionsbedarf ist höher als "finanziell darstellbar"
Das Verkehrsministerium erklärte dazu, der Investitionsbedarf sei "höher als derzeit finanziell darstellbar". Das betreffe "alle Verkehrsträger, also Straße (Autobahnen und Bundesfernstraßen), Schiene und Wasserstraße gleichermaßen". Die vom Ministerium geplanten Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur bewegten sich dennoch weiterhin auf Rekordniveau.
Die Sprecherin des Verkehrsministeriums verwies auf die noch laufende regierungsinterne Abstimmung zum Haushalt 2025 und die Finanzplanung für die folgenden Jahre. "Es ist unser Ziel, die Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel weiter zu erhöhen", fügte er hinzu. "Das betrifft ausdrücklich auch die Investitionen in die Autobahnen und Bundesfernstraßen".
Weniger Geld für die Autobahn GmbH
Nach Angaben der FAS führen die Kürzungen dazu, dass die Autobahn GmbH dramatisch weniger Geld erhält, als sie nach eigenen Berechnungen eigentlich benötigen würde. Bis 2028 fehlten nach internen Zahlen des Unternehmens 4,1 Milliarden Euro.
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie kritisierte die Kürzungen scharf. Verbandspräsident Peter Hübner sagte der FAS: "Die traurige Tradition, dass Deutschland sich seine Straßen und Brücken kaputt spart, setzt sich leider fort." Die geplanten Kürzungen würden "weitere Tempolimits wegen Straßenschäden, Fahrbahnsperrungen und noch mehr Schlaglöcher provozieren".
Umweltorganisationen sehen Inkonsequenz und "Finte"
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace bezeichnete die Sparpläne als "erfrischend ehrlich". Wissing müsse konsequenterweise allerdings auch "alle Neubauprojekte auf Eis legen und überprüfen lassen", fügte Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan hinzu. "Mit aktuellen Zahlen, etwa gestiegenen Baukosten, sind die meisten geplanten Projekte nicht mehr wirtschaftlich."
Die Umweltorganisation BUND witterte hingegen eine Finte: "Erst schüren sie, wie bei den vermeintlich drohenden Wochenendfahrverboten, Ängste und präsentieren dann eine vermeintliche Lösung", erklärte Jens Hilgenberg. "In diesem Fall versuchen die FDP-Minister wohl, ihren Plan eines Infrastrukturfonds mit Geld von privaten Investoren durchzudrücken." Gegen ein solches Vorhaben spreche vieles, nicht zuletzt, dass die FDP so vor allem "naturzerstörerische und klimaschädliche" Autobahnneubauprojekte voranbringen wolle.